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Quo vadis China?
Studie

Unruhen in China: Analysten senken den Daumen

Obwohl die kommunistische Partei ihren Machtanspruch zuletzt noch einmal gefestigt hat, wird die wirtschaftliche Zukunft Chinas auch wegen der politischen Probleme im Land von Finanzexperten pessimistischer gesehen.

28.11.2022 | 12:20 Uhr von «Matthias Vollbracht»

Stabilität als Hoffnungskiller

Am 16. Oktober 2022 begann der 20. Parteitag der kommunistischen Partei in China. Die Finanzmärkte erhofften sich Signale für eine Lockerung der strikten Covid-Regeln, Hinweisefür eine expansive Wachstumspolitik und damit wesentliche Impulse für die Weltkonjunktur in den kommenden Monaten. Die Sentimentanalyse der Analystenzitate in Leitmedien wie Wall Street Journal, Financial Times und Handelsblatt durch das Züricher Medienanalyseinstitut Media Tenor zeigt eine Verschlechterung in den Einschätzungen von -25,9 im September auf -43,5 im Oktober. Man könnte freundlich sagen, die Finanzexperten sind definitiv nicht beeindruckt, die Stabilitätssignale vom Parteitag scheinen eher als Hoffnungskiller in den Märkten verstanden worden zu sein.

Abb-1-China


Die jüngsten Meldungen über gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und Arbeitern in einer großen chinesischen Foxconn-Fabrik aufgrund von Anti-Corona-Maßnahmen und die landesweiten Demonstrationen am Wochenenden scheinen wie eine Bestätigung dieser Befürchtungen. Schaut man, was die Finanzexperten als Negativ-Faktoren im Oktober anführen, dann gibt es realwirtschaftliche Gründe wie die schwachen Immobilienmärkte, die Politik wird aber recht unverblümt ebenfalls als Hemmschuh benannt. Auch die Einschätzungen zur konjunkturellen Entwicklung sind ein klarer Negativ-Posten in den Aussagen. Was bedeutet das für Investoren? Trotz der über das letzte Jahr stark gefallenen Aktienkurse (Ende Oktober notierte der CSI bei 3.495 Punkten) scheinen dieFinanzexperten noch zurückhaltend mit Erwartungen einer nahen und deutlichen Kurserholung. Interessant ist dabei auch ein Thema, welches gar nicht im Zentrum vieler Zitate steht: Wenn es um Forschung und Entwicklung geht, ist die Einschätzung in den ausgewerteten Analystenzitaten ebenfalls zuletzt negativ. Insgesamt scheint China also ein Vertrauensproblem an den Märkten erworben zu haben. Das wird besonders deutlich, wenn man sich die Langzeitentwicklung anschaut und hier vor allem die Einschätzungen zur Zukunft. Vom optimistischen Narrativ „Wachstumsmarkt China“ zwischen 2011 und 2014 ist nichts geblieben. Zwar gab es im Hinblick auf die Rolle Chinas („Konjunkturlokomotive“) in der Covid-Zeit noch einmal eine leichte Verbesserung im Sentiment, aber insgesamt ist der Optimismus der Finanzexperten einer großen Skepsis gewichen. Insofern stellt sich für Investoren die Frage, welche Relevanz historische Kursniveaus dann überhaupt haben. Zu dem skeptischen Narrativ passen anekdotisch Berichte wie aus der Wirtschaftswoche vom 25.11.2022, dass reiche (Unternehmer-) Chinesen zunehmend ihre Vermögen und Aktivitäten in Regionen außerhalb Chinas verlagern.

Abb-2-China


Relativ besser, wenngleich nicht gut, ist das Sentiment der Finanzexperten, wenn es um die USA geht. Auch hier war ein politisches Großereignis in den letzten Wochen ein wichtiger Faktor, die Midterm-Wahlen. Für die Märkte scheint indes die Geldpolitik fast noch wichtiger als die Frage, ob die Republikaner gegenüber den Demokraten wieder an Boden gewinnen. Insgesamt verschlechterte sich das Sentiment in den Aussagen mit US-Bezug von -13,8 auf -20,2. Ein wichtiger Faktor in den negativen Einschätzungen sind prominente Einzeltitel wie Amazon oder Meta. Bei Amazon dürfte es dabei um eine Normalisierung nach dem stürmischen Wachstum der Corona-Jahre gehen. Bei Meta fehlt den zitierten Finanzexperten weiterhin eine klare Begeisterung für das große Zukunftsprojekt „Metaversum“ und die damit verbundenen Ausgaben. Die vorläufigen Auswertungen der Sentiment-Daten für November mit US-Bezug zeigen indes deutlich nach oben. Zumindest punktuell sehen die Finanzexperten offenbar schon wieder Einstiegsmöglichkeiten. Ob sich dieser Trend noch verstärkt, dürfte wesentlich von der „Weihnachtskauflaune“ der US-Verbraucher abhängen, die im Finanzmarkt als Stimmungsindikator für die Konjunktur gilt.

Noch kein Durchbruch ist in den Sentimentaussagen zu Deutschland erkennbar: Von -45,8 im September verbesserte sich der Sentimentscore auf -37,9 im Oktober, was immer noch ein Kennzeichen von deutlichem Pessimismus ist. Allerdings hat Media Tenor in den allgemeinen Nachrichten zur Konjunktur zuletzt eine leichte Verbesserung im Meinungsklima sehen können. Und die ersten Analysten-Zitate für November deuten ebenfalls auf einen Stimmungsanstieg hin. Seit dem Tief Anfang Oktober hat der DAX40 schon wieder deutlich zugelegt. Daher stellt sich die Frage, ob die Sentimentverbesserung stark genug ist, um noch mehr „Treibstoff“ für die Börse zu liefern. Das scheint aktuell noch fraglich. Insgesamt wurden 607.019 Analystenaussagen im Zeitraum 2011 bis 2022 ausgewertet.

Dr. Matthias Vollbrcht, Head of Research, Media Tenor International AG

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