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Analysten-Studie

Analysten-Studie: Ist die Stimmung schon schlechter als die Lage? Es kommt darauf an

Während der letzten zehn Jahre gab es Phasen, in denen die Finanzmärkte jeweils ein dominierendes Thema hatten: Euro-/Schuldenkrise, Niedrigzins, Handelsstreit und Corona dürften die wichtigsten gewesen sein.

20.10.2022 | 12:15 Uhr von «Dr. Matthias Vollbracht»

Sie liefen im Wesentlichen nacheinander, obwohl es Überlagerungen gab. Mit Ausnahme derjenigen, die auf Volatilität setzen, mögen die Märkte eindeutige Trends und sei es um den Preis der argen Reduktion von Komplexität. Mit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine ist inzwischen eine Parallelität von Themen in die Märkte gekommen, welche die Entwicklung auch für Profis unübersichtlich macht. Ist die Stimmung inzwischen schlechter als die Lage oder bekommen wir erst allmählich eine Ahnung der realwirtschaftlichen Auswirkungen der Krise und haben demzufolge immer noch luftige Höhen in vielen Aktienindizes?

Die Inhaltsanalyse des Analystensentiments in Wall Street Journal, Financial Times und Handelsblatt durch das Zürcher Research-Institut Media Tenor International zeigt weiter unterschiedliche, zum Teil widersprüchliche Sentiment-Trends.

Beispiel 1: Das Sentiment der Autobranche hat sich vom August mit +31,8 auf +0,5 im September deutlich verschlechtert. Es lag in einigen Monaten dieses Jahres aber auch schon im negativen Bereich. Damals hatte man aufgrund der Lieferkettenprobleme Schwierigkeiten, die aufgestaute Nachfrage der Corona-Zeit zu befriedigen. Jetzt könnte es sein, dass die pessimistische Verbraucherstimmung aufgrund hoher Inflation zum Bremsklotz wird. Für Anleger bedeutet das wohl, sich die einzelnen Titel genau anzuschauen: Wie hoch ist die Konjunkturelastizität der Nachfrage? Das wird für Premium-Hersteller möglicherweise anders aussehen als für Massenproduzenten. Die Zulassungsstatistik (in Deutschland) liefert zurzeit noch keine Anhaltspunkte, dass chinesische Hersteller den Markt erfolgreich aufrollen. Value-Investmentkriterien können helfen einzuschätzen, ob die Zeit zum Einstieg in den Autosektor schon reif ist.

Beispiel 2: Das Sentiment der Analysten zur Chemiebranche hat sich im September um 8 Prozentpunkte auf +24 verbessert, obwohl die Branche besonders stark von den Energiepreissteigerungen betroffen ist. +24 ist zwar weniger als die euphorischen Meldungen zu Anhebungen von Ergebnisprognosen bis zum Frühsommer, zeugt aber davon, dass die Finanzexperten bei einigen grundlegenden Trends wie erneuerbare Energien eher keine Bremsspur erwarten. Und Chemieunternehmen wie Wacker spielen dabei eine wichtige Rolle.

Beispiel 3: Bei Industrietiteln hat sich das Sentiment zuletzt stark verschlechtert (von +37,5 auf -43). Hier scheint sich besonders die Furcht vor einer allgemeinen, globalen Rezession niederzuschlagen. Für Investoren hilft wohl auch hier nur der genaue Blick auf Einzeltitel und deren jeweilige Positionierung am Markt, zudem aufmerksamer Abgleich mit den Realdaten. Die von den UN-Nachhaltigkeitszielen ausgehenden Investmentströme gehen nicht nur in Richtung Klimaschutz. Der neue GDP-Nowcastindicator von Unctad liegt aktuell bei +3,34 für das Jahr 2022.

Beispiel 4: Technologieunternehmen liegen im Sentiment der Analystenzitate im September mit +2,7 geringfügig unter dem Augustwert von +5,1, es gibt also etwa gleich viel positive wie negative Einschätzungen zum Sektor und einzelnen Titeln. Technologieunternehmen wie Google oder Meta hängen im Geschäftsmodell stark von Werbung ab, die konjunkturreagibel ist. Gleichzeitig gibt es regulatorische Entwicklungen, die großen Einfluss auf die künftigen Geschäftsmodelle haben werden.
In Rezessionen sind zudem Anleger skeptischer gegenüber Erzählungen von möglichen „Quantensprüngen“ in der Technologie. Tatsächlich dürften in naher Zukunft deutlich stärker Investitionen in Rationalisierung und Effizienzsteigerung fließen.

Unsicherheit kennzeichnet das Analystensentiment auch noch mit Blick auf Länder und Regionen vor wichtigen politischen Weichenstellungen, mit Blick auf China bleibt das Sentiment daher vor dem Parteikongress mit -25,9 gegenüber den -24,1 vom August kaum verändert. Mit Blick auf die USA, wo die wichtigen Midterms anstehen, hat sich das Stimmungsbild von -7,1 im August auf -13,5 im September verschlechtert. Bezogen auf Europa sind die Signale gemischt. Relativ wenig Beachtung findet bei den untersuchten Analystenzitaten, welche Investmentsignale aus den zuletzt reichlich sprudelnden Einnahmen im Öl- und Gassektor bei den Empfängerländern auslösen. Ist also die Stimmung schon schlechter als die Lage? Es kommt darauf an. Insgesamt wurden 35.606 Zitate von Analysten seit Jahresbeginn ausgewertet.

Dr. Matthias Vollbracht

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