Griechenland im Fokus

In der kommenden Woche könnte über die Zukunft Griechenlands entschieden werden.

05.10.2012 | 14:56 Uhr

Kann Griechenland die Vorgaben erfüllen?

Griechenland geht langsam die Zeit aus. Die griechische Regierung möchte daher bis zum 8. Oktober eine Zustimmung der Troika für das Sparprogramm in Höhe von 13,5 Mrd. EUR erreichen. Eine Einigung über das Sparprogramm ist zwar eine notwendige, aber noch keine hinreichende Bedingung für die Zahlung der Hilfsgelder an Griechenland: Nach Berechungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) wird Griechenland trotz des Sparpakets die Staatsverschuldung nicht auf die geforderten 120 % des BIP im Jahr 2020 reduzieren können. Der IWF ist deshalb nur dann bereit, Hilfsgelder an Griechenland zu überweisen, wenn es zu einem ausreichenden Schuldenschnitt seitens der öffentlichen Gläubiger kommt. Beim Treffen der Eurogroup (Montag und Dienstag) wird daher Griechenland nach aller Voraussicht ganz oben auf der Agenda stehen. Sofern sich Griechenland und die Troika im Laufe der Woche über Sparmaßnahmen einigen und zudem der IWF und die europäischen Regierungen einen Schuldenschnitt vereinbaren, würde einer baldigen Auszahlung der Hilfen nichts mehr im Weg stehen. Es darf jedoch bezweifelt werden, dass sich alle Akteure schnell einigen. Wahrscheinlich wird sich das Schicksal Griechenlands erst nach den Präsidentschaftswahlen in den USA entscheiden.

Darüber hinaus wird am 8. Oktober der ESM in Kraft treten und seine Arbeit aufnehmen. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit für einen Hilfsantrag aus Spanien.

Ist die EZB in ihrer unorthodoxen Geldpolitik gefangen?

Es ist sehr einfach, neue Liquiditätsmaßnahmen zu beschließen. Die spannende Frage ist jedoch, ob es genauso einfach ist, die Liquidität wieder zurückzuführen. So sind beispielsweise die italienischen Banken auf externe Finanzierung angewiesen. Bei den beiden Langzeittendern der EZB nahmen sie Kredite in Höhe von 255 Mrd. EUR auf. Das Verhältnis von Krediten zu Einlagen liegt im italienischen Bankensystem bei 1,26. Aufgrund der fehlenden Refinanzierungsmöglichkeiten am Interbanken- und der beschränkten Möglichkeiten am Rentenmarkt kommt die externe Finanzierung fast vollständig von der EZB. Sollte die EZB die Kredite der italienischen Banken bei Fälligkeit nicht verlängern, würde sie daher eine schwerwiegende Kreditklemme in Italien riskieren. In gewissem Maße ist die EZB daher gezwungen, die Kredite in zwei Jahren zu verlängern. Die EZB könnte damit in Zukunft in einen Zielkonflikt zwischen Inflation und Finanzmarktstabilität geraten.

Nur wenige Konjunkturdaten

Die Wirtschaft in der Eurozone befand sich im dritten Quartal in einer schweren Rezession. Die Konjunkturdaten aus Deutschland – Industrieproduktion (Montag) und Exporte (Montag) – dürften daher deutlich zurückgegangen sein. Auch die Industrieproduktion in Frankreich (Dienstag) dürfte eher schwach ausgefallen sein.

In den USA dürften die Kommentare im Beige Book (Mittwoch) die moderate Wachstumsbeschleunigung der vergangenen Wochen untermauern.

In Japan wird mit den Auftragseingängen (Donnerstag) ein wichtiger Konjunkturindikator veröffentlicht. Es bestehen gute Chancen, dass die Auftragseingänge die Erwartungen leicht übertreffen.

Der Wochenausblick im pdf-Dokument

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