Capital Group: 5 Realitäten dieser US-Rezession

Capital Group: 5 Realitäten dieser US-Rezession
Rezession

Rezessionen lassen sich in der Regel schwer vorhersagen, diesmal ist das aber nicht der Fall. Die COVID-19-Pandemie, die den Globus überschwemmt, hat die US-Wirtschaft in eine Rezession gestürzt und das US-BIP fiel im ersten Quartal um 4,8 %.

07.05.2020 | 08:36 Uhr

Während der Einbruch beträchtlich war, ist im zweiten Quartal aus meiner Sicht ein noch stärkerer Verfall zu erwarten, da große Teile des Landes geschlossen bleiben. Während die USA den drastischen Rückgang der Verbraucherausgaben und der Industrieproduktion zu spüren bekommen, sind fünf Realitäten zu beachten.

1.) Wir waren schon einmal an diesem Punkt (gewissermaßen)

Der größte quartalsweise BIP-Rückgang nach 1950 ereignete sich im ersten Quartal des Jahres 1958 und belief sich auf 10 %.

quartalsweise BIP-Rückgang

Dieser beträchtliche Wachstumseinbruch ereignete sich während der Rezession von 1957-1958, die vom Zusammentreffen verschiedener Faktoren herrührte, zu denen auch eine Grippepandemie zählte. Die heutige Wirtschaft sieht zwar völlig ganz anders aus, doch den USA sind pandemiebedingte wirtschaftliche Turbulenzen nicht unbekannt. Die US-Konjunktur erholte sich gegen Ende der 1950er kräftig und das Wachstum betrug mehr als 5 %.

Da Teile der USA eine Lockerung der Beschränkungen planen, könnte eine Wiederbelebung der Aktivität in einigen Sektoren meines Erachtens bereits im Juni und auf breiterer Basis im dritten Quartal einsetzen.

2.) Rezessionen sind in der Regel von kurzer Dauer; die nachfolgenden Expansionsphasen sind kräftig

Rezession

Die gute Nachricht ist, dass Rezessionen im Allgemeinen nicht sehr lange andauern. Auch wenn es diesmal anders sein könnte, zeigt unsere Analyse von 10 Zyklen seit 1950, dass Rezessionen zwischen acht und 18 Monaten gedauert haben, wobei der Durchschnittswert etwa 11 Monate beträgt. Für diejenigen, die direkt von einem Arbeitsplatzverlust oder Geschäftsschließungen betroffen sind, kann sich das wie eine Ewigkeit anfühlen. Anleger mit einem langfristigen Anlagehorizont wären jedoch besser bedient, das Gesamtbild zu betrachten. Eine durchschnittliche Expansion hat die Wirtschaftsleistung in der Vergangenheit um 25 % erhöht, während eine durchschnittliche Rezession das BIP um weniger als 2 % gedrückt hat.

3.) Es liegt am Verbraucher

Verbraucher

Der US-Verbraucher ist für etwa zwei Drittel der Wirtschaft verantwortlich. Angesichts sprunghaft ansteigender Arbeitslosenmeldungen – auch wenn viele davon wohl vorübergehender Natur sind – und der Tatsache, dass Verbraucher zu Hause bleiben, ist eine konjunkturelle Abkühlung keine Überraschung. Das 2 Bio. USD schwere Konjunkturpaket wird zur Unterstützung gewisser Verbraucheraktivitäten beitragen, aber die Beschäftigungsunsicherheit wird wahrscheinlich viele Verbraucher zur Sparsamkeit veranlassen.

4.) Niedrigere Ölpreise können der Wirtschaft Rückenwind bescheren

Ein rapider Verfall der Rohölpreise setzt den Energiesektor unter Druck. Die Ölkontrakte für Mai schlugen im April ins Negative um, als Produzenten sich darum bemühten, Lager für überhöhte Vorräte zu finden, die durch den beträchtlichen Rückgang der Fahrzeugnutzung und des Benzinverbrauchs von Verbrauchern unterstützt wurden. Während die negativen Auswirkungen von geringeren Ölpreisen wahrscheinlich auf den US-Ölfeldern zu spüren sein werden, können niedrigere Energiepreise Verbrauchern und transportlastigen Industrien Rückenwind bescheren.

5.) Timing ist vielleicht nicht alles

Durch das Warten auf die vollständige Entwarnung lassen sich Anleger möglicherweise Marktgewinne entgehen. Seit dem Zweiten Weltkrieg hat der S&P 500 in Rezessionen mit einer entsprechenden Aktienmarktkorrektur die Talsohle im Schnitt drei Monate vor Ende der jeweiligen Rezession erreicht. Das ist für Anleger, die Marktvolatilität hinnehmen mussten, wenig Trost, doch selbst wenn sich die Wirtschaft abkühlt, bestehen Gelegenheiten, in großartige Unternehmen mit einem Abschlag zu investieren.

Aktien

Zwar ist die Weisheit, dass die Börse nicht die Wirtschaft ist, wahr, dennoch zeigt sich Marktvolatilität in der Regel mit einer Verzögerung in Wirtschaftsdaten. Selbst wenn sich die Finanzmärkte also auf Erholungskurs befinden, kann es eine Weile dauern, bis die Konjunktur aufholt. Ein Fokus auf langfristiges Investieren kann Anlegern helfen, kurzfristige Volatilität zu überwinden.

Weitere Einblicke in Rezessionen sind unserem aktualisierten Leitfaden für Rezessionen zu entnehmen.

Darrell Spence
Wirtschaftswissenschaftler

Darrell verfügt über 26 Jahre Erfahrung in der Investmentbranche, alle bei der Capital Group. Er ist CFA und hat einen Bachelor-Abschluss in Wirtschaftswissenschaften vom Occidental College, wo er cum laude absolvierte.

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