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Eine neue Studie weist nach, wie ESG-Fonds in CO2-intensive Unternehmen investieren.
Nachhaltigkeit

Neue Studie schürt Zweifel an ESG-Fonds

Seit dem völkerrechtswidrigen Angriff Russlands auf die Ukraine haben viele Artikel-8- und Artikel-9-Fonds ihre Portfolios umgeschichtet. Eine neue Studie zeigt, dass die Beteiligungen der Fonds an fossilen Energieunternehmen dabei deutlich zugenommen haben.

22.02.2023 | 07:30 Uhr von «Matthias von Arnim»

Die Idee der Europäischen Kommission ist eigentlich gut: Umweltsünder sollten nicht mit Anlegergeld belohnt werden. Auch Unternehmen, die im Verdacht stehen, Kinderarbeit zu fördern, die Frauen benachteiligen, Mitarbeiter ausbeuten oder auch sonst schlecht zu den Menschen sind, sollten von Investoren gemieden werden. Um Unternehmen, deren Firmenbosse vor allem an sich selbst denken und erst dann ans Unternehmenswohl, hätten Anleger eigentlich schon immer einen Bogen machen sollen. Und so haben die Brüsseler Nachhaltigkeits-Bürokraten über die Jahre einen Katalog an Kriterien geschaffen, die zum Ausschluss von börsennotierten Unternehmen aus ESG-Indizes führen. ESG, das steht für Environmental Social Governance, zu Deutsch: Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Gemeint ist damit im weitesten Sinne unternehmerische ökologische und soziale Verantwortung, die einen Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung der Wirtschaft und der Welt leistet.

Gut zu Mitarbeitern und Konsumenten zu sein, achtsam mit der Welt und sparsam mit ihren Ressourcen umzugehen, soll kein nobler Selbstzweck sein. Das hehre Ziel ist, durch mehr Nachhaltigkeit – gerade im Umgang mit Energiequellen – die Transformation zu einer besseren und stabileren Wirtschaft zu schaffen, in der fossile Brennstoffe in möglichst naher Zukunft keine Rolle mehr spielen. Damit dies gelingt, sollen private Investoren dazu motiviert werden, in ESG-Fonds zu investieren. Die im Werden begriffene EU-Taxonomie und die geltende Offenlegungsverordnung (Sustainable Finance Disclosure Regulation, kurz SFDR) legen fest, welche Fonds sich als nachhaltig bezeichnen und mit diesem Attribut um Anleger werben dürfen. In den vergangenen Jahren hat dies bereits gut funktioniert, obwohl das Regulierungsvorhaben noch gar nicht abgeschlossen ist. Je näher die Finalisierung rückt, desto mehr unbeantwortete Fragen türmen sich jetzt jedoch auf. Die schlimmsten beiden davon sind sehr unangenehm und berühren den Kern der weltweiten Nachhaltigkeits-Initiativen, nicht nur in Europa: Lohnt sich das Alles überhaupt? Und wem kann ich als Anleger überhaupt trauen?

US-Ölindustrie sät Zweifel an Nachhaltigkeitsfonds

CO2-intensiven Branchen ist der Trend zur Vermeidung von Investitionen in fossile Energieträger naturgemäß ein Dorn im Auge. Und so setzen insbesondere Energie-Unternehmen aus den USA schon seit Längerem die Politik unter Druck. Unter Donald Trump wurden noch reihenweise behindernde Umweltauflagen aus dem Weg geräumt. Unter Präsident Biden hat der Wind gedreht. Nachhaltigkeit soll gefördert werden. Das riesige Infrastrukturpaket der US-Regierung ist in weiten Teilen ein Förderpaket für eine nachhaltige Energiewende. Für die Öl- und Kohle-Lobbyisten in Washington und in den US-Bundesstaaten ist die Arbeit herausfordernder geworden.

Die Branche hat auf die neue Herausforderung reagiert und ihre Taktik in der öffentlichen Diskussion angepasst. Ihre schärfsten Waffen sind: die Sinnhaftigkeit der Energiewende in Frage zu stellen. Und Zweifel zu säen an Investitionen in nachhaltige Fonds. Was ihnen dabei entgegenkommt, sind aktuelle Studien, die Fondsgesellschaften und Anlegern gleichermaßen die Lust auf nachhaltiges Investieren nehmen sollen. So fand etwa eine Studie der University of Chicago „keine Belege dafür, dass Fonds mit hohem Nachhaltigkeitsgrad besser abschneiden als Fonds mit niedrigem Nachhaltigkeitsgrad“. Will heißen: Fonds, die ESG-konform investieren, handeln der Studie zufolge zumindest in Bezug auf die Performance nicht im Sinne ihrer Anleger. Investoren, die in Impact- und ESG-Fonds investieren, könnten wiederum aufgrund anderer Untersuchungen verunsichert sein, die infrage stellen, ob sich klima- und sozial bewusstes Investieren auch in Hinblick aufs grüne Gewissen überhaupt lohnt. Eine Studie der Columbia University und der London School of Economics etwa verglich die Nachhaltigkeitsbilanzen von 147 ESG- Portfolios mit den Nachhaltigkeitsbilanzen von 2428 Portfolios ohne ESG-Ansatz. Das Ergebnis war ernüchternd. Die Unternehmen in den ESG- Portfolios erfüllten die hohen ökologischen, sozialen und Management-Kriterien weniger gut als die Unternehmen in den Portfolios ohne ESG-Ansatz.

Neue Studie aus Deutschland kritisiert zunehmende CO2-Investments der ESG-Fonds

Dass die Studie der Columbia University und der London School of Economics Mängel aufdeckte, kommt nicht überraschend. Die Untersuchungen führen auch in Europa schon länger zu heftigen Diskussionen über Sinn und Zweck der ESG-Regulierung. Denn Greenwashing – grüne Marketingaussagen für wenig grüne Investments – ist leicht. Es ist ein grundsätzliches Problem in der Branche, denn die regulatorischen Vorgaben sind zum Teil noch sehr schwammig. Die Fondsgesellschaften können deshalb zu Recht behaupten, nur nach bestem Wissen und Gewissen zu handeln. Dass sie diese Freiheit offensichtlich weidlich nutzen, zeigt nun eine neue Studie aus Deutschland. Die Untersuchung „Greenwashing in Zeiten von Ukrainekrieg und Energiekrise“ hat die Portfolio-Bewegungen von mehr als 2.400 in Europa erhältlichen und als nachhaltig beworbenen Fonds zwischen Ende Dezember 2021 und Ende März 2022 ausgewertet und sie darüber hinaus mit den Fondsportfolios im Dezember 2022 verglichen.

Das Ergebnis ist wenig schmeichelhaft für die ESG-Fonds: In dieser Zeit flossen 940 Millionen US-Dollar zusätzlich in Unternehmen aus dem Bereich der fossilen Energien. Die Investitionen in Aktien von Unternehmen im Bereich erneuerbare Energien fielen mit 138 Millionen US-Dollar dagegen ziemlich gering aus. Dadurch seien die Portfolios insgesamt um 7,9 Prozent CO2-intensiver geworden, schreiben die Autorinnen Alison Schultz und Magdalena Senn von der NGO Finanzwende.

Die Studie belege, dass die Investments grüner Fonds von dem abwichen, was sich Verbraucher unter einem grünen Investment vorstellten, so die Analystinnen.

Hoffnung für Berater und Anleger

Sowohl für Finanzberater als auch für Anleger steht mit der neuen Studie weiterhin die große Frage im Raum: Wem kann man trauen, wenn man nachhaltig investieren will? Die beiden Finanzwende-Autorinnen lassen ihre Leser hier zum Glück nicht allein. Sie empfehlen, in Fonds mit Spezialisierung im grünen Marktsegment zu investieren. Damit meinen sie Fonds, die seit ihrer Auflegung ausschließlich nachhaltige Produkte vermarkten. Begründung: Die Fonds zeichneten sich in der Auswertung dadurch aus, dass sie weder zum Ende 2021 noch zu den Zeitpunkten Ende März und Ende Dezember 2022 Aktien im Bereich der fossilen Energie besaßen. 

Außerdem weisen die Autorinnen darauf hin, dass Anleger mittels ihrer Kaufentscheidungen Macht besäßen. Die Fondgesellschaften fürchteten durchaus Reputationsschäden, die sie durch nachgewiesenes oder sogar nur angebliches Greenwashing erlitten. In jedem Fall empfehle es sich als Anleger, beim Kauf eines Fonds genau nachzufragen, welche Aktien oder Wertpapiere im Portfolio enthalten seien. Hierzu könne man sich in den Jahres- und Halbjahresberichten oder über Datenbanken wie faire-fonds.info selbst ein Bild machen oder bei Beratung und Verkauf nach der Liste der Unternehmen, in die investiert wurde, fragen, so die Autorinnen. Zum Hintergrund: Faire Fonds ist ein Partnerprojekt von Facing Finance und urgewald. Die Initiative durchleuchtet nach eigener Aussage die Portfolios nachhaltiger Publikumsfond, um für mehr Transparenz in diesem Bereich zu sorgen.

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