Julie Gossen und Lina Arrifi, Responsible Investment Specialists bei DPAM, halten demokratische Werte für besonders aussagekräftig, wenn es um die Nachhaltigkeit von Ländern geht.
13.06.2025 | 05:50 Uhr
Aber auch aus anderen Bereichen liefern Indikatoren wichtige Hinweise:
Governance – Transparenz und demokratische Werte
Die Indikatoren für die globale Governance haben sich im Jahr 2024 trotz
einer Rekordzahl von Wahlen weltweit weiter verschlechtert. Der Demokratieindex
der Economist Intelligence Unit verzeichnete den niedrigsten Durchschnittswert
seit seiner Einführung im Jahr 2006. Dieser Rückgang spiegelte sich auch im
aktuellen Bericht von Freedom House wider. Die neuesten Zahlen des
Demokratieindex zeigen, dass nur 45 % der Weltbevölkerung in Demokratien
leben. 83 Länder verzeichneten eine Verschlechterung ihrer Demokratiewerte, 37
Länder verbesserten sich geringfügig. Die Durchschnittswerte autoritärer Regime
verschlechterten sich weiter, d.h. diese werden mit der Zeit repressiver.
Diese autoritären Regime bei Investments auszuklammern, begrenzt politische Risiken und fördert demokratische Werte. 60 Länder (40 % der Weltbevölkerung) werden heute als autoritär eingestuft. Dort werden oppositionelle Stimmen unterdrückt, Wahlen manipuliert, Medien staatlich kontrollierte und die Unabhängigkeit der Justiz ausgehöhlt. Die bürgerlichen Freiheiten und die Integrität des Wahlprozesses haben seit 2008 den stärksten Rückgang verzeichnet – angesichts der hohen Zahl der abgehaltenen Wahlen ist das besonders besorgniserregend. Dass 2024 rund 4,2 Milliarden Menschen wahlberechtigt waren, führte also nicht zu demokratischen Fortschritten.
Umwelt – Fokus auf das Pariser Abkommen
Da die Unterzeichnung des Pariser Klimaabkommens spätestens seit dem
Austritt der USA ein starkes Signal für das Engagement für den Klimaschutz ist,
berücksichtigt unser Ländermodell, ob ein Land das Abkommen formell
unterzeichnet hat und ihm weiterhin angehört. Der US-Austritt unterstreicht die
Fragilität internationaler Verpflichtungen und lässt befürchten, dass andere
Länder diesem Beispiel folgen.
Soziales – Bevölkerung, Gesundheitsversorgung und
Vermögensverteilung
Mit derMüttersterblichkeit haben wir einen Kernindikator für
Nachhaltigkeit aufgenommen, der Aufschluss gibt über die Widerstandsfähigkeit
des Gesundheitssystems eines Landes. Nach Angaben der
Weltgesundheitsorganisation sind die meisten Todesfälle von Müttern durch
rechtzeitigen Zugang zu hochwertiger Versorgung vermeidbar. Die Senkung der
Müttersterblichkeit um rund 40 % zwischen 2000 und 2017 war eine der
wichtigsten Errungenschaften im Bereich der globalen Gesundheit in den letzten
zwei Jahrzehnten. In jüngster Zeit steigt sie jedoch in einigen Regionen
aufgrund von Konflikten, geschwächten Gesundheitssystemen und ungleicher
Gesundheitsversorgung wieder an.
Unterkunft – grundlegendes Bedürfnis
Die Erschwinglichkeit von Wohnraum misst den Anteil des Einkommens, den
Haushalte für Wohnraum und damit verbundene Versorgungsleistungen ausgeben.
Übersteigen diese Kosten 30-40 % des Haushaltseinkommens, sind Haushalte
im schlimmsten Fall von Zwangsräumung oder Obdachlosigkeit bedroht. Der
OECD-Durchschnitt liegt bei etwa 20 %, Tendenz steigend.
In den vergangenen Jahren haben Inflation, steigende Zinsen und stagnierende Löhne die Wohnkosten erhöht. Laut OECD gibt fast jeder zehnte Haushalt mit niedrigem Einkommen mehr als 40 % seines verfügbaren Einkommens für Wohnen, Wasser, Strom, Gas und andere grundlegende Versorgungsleistungen aus. Unzureichender Wohnraum oder Obdachlosigkeit führen oft zu Ausgrenzung aus dem Bildungs- und Arbeitsmarkt und stehen in engem Zusammenhang mit schlechter Gesundheit (OECD, UN-Habitat). Sie schränken die Fähigkeit ein, der Armut zu entkommen und am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.
Bildung
Bildung ist ein wichtiger Motor für die soziale und wirtschaftliche
Entwicklung; sie erweitert Chancen und verbessert die soziale Mobilität. Laut
OECD spielt die Einschulung im Alter von 3 bis 5 Jahren eine entscheidende
Rolle für die künftige schulische Leistung, die Stärkung sozial-emotionaler
Kompetenzen und die Verringerung des Risikos eines Schulabbruchs – insbesondere
für Kinder aus benachteiligten Verhältnissen. Die Erfassung der
Einschulungsquoten im Vorschulbereich liefert unserem Ländermodell aussagekräftige
Erkenntnisse über das Engagement eines Landes für die frühkindliche
Humankapitalentwicklung.
Marketing-Mitteilung.
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