Mit nur sechs Kennzahlen kann man die Nachhaltigkeit staatlicher Emittenten effektiv bewerten und Anlegern sowie Emittenten eine Orientierung bieten.
24.11.2023 | 11:05 Uhr
Unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit können Investitionen in Schwellenländerstaatsanleihen unübersichtlich sein. Die meisten Anleger fühlen sich mit den einzelnen Schwellenländern gerade gut genug vertraut, um bei Vergleichen subjektiven Einschätzungen zu folgen. Der Markt neigt dazu, auf Nachrichten überzureagieren – gute oder schlechte Nachrichten und oft beides gleichzeitig. Und riesige, komplexe Datensätze erschweren die Analysen und trüben den Blick.
Deshalb haben wir einen neuen Ansatz gewählt: einen, der die Investitionen in Schwellenländer durch eine kleine Anzahl konkreter Kennzahlen beleuchtet, die helfen, potenzielle Werte zu identifizieren und sowohl Emittenten als auch nachhaltigen Anlegern eine Orientierung zu geben.
Um die Probleme der Subjektivität, Reaktivität und Intransparenz zu lösen, haben wir sechs Kriterien festgelegt, anhand derer ein staatlicher Emittent in ein investierbares Universum nachhaltiger Staatsanleihen aufgenommen oder ausgeschlossen werden kann.
Wir begannen mit den 17 UN-Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs), die wir als Blaupause für die Identifizierung nachhaltiger Investitionen anerkennen. Diese 17 SDGs umfassen insgesamt 169 spezifische Unterziele. Daraus haben wir sechs ausgewählt, die die übergeordneten Anlagethemen Klima, Gesundheit und Chancengleichheit repräsentieren. Wir sind der Meinung, dass diese sechs Unterziele den Geist der gesamten Liste erfassen. Sie betreffen den Übergang zu einem emissionsarmen Energieverbrauch, Biodiversität, Hunger, Kindersterblichkeit, Chancengleichheit bei der Beschäftigung und institutionelle Stärke (Abbildung).
Für jedes dieser sechs Unterziele haben wir eine spezifische Messgröße ermittelt. So sollten die Länder die Neugeborenensterblichkeit auf 12 oder weniger Todesfälle pro 1.000 Lebendgeburten senken – ein von den Vereinten Nationen festgelegter Schwellenwert –, um das UN SDG 3.2 (eines der beiden Unterziele im Bereich Gesundheit) zu erfüllen. Ungefähr die Hälfte aller Länder erreicht diese Kennzahl.
Das Ergebnis ist ein solider analytischer Rahmen, der in den spezifischen SDG-Zielen verankert ist. Ein Land, das alle sechs Kennzahlen erfüllt, qualifiziert sich für nachhaltige Emerging-Markets-Investitionen. Länder, die bei drei oder mehr Kennzahlen durchfallen, sollten nicht in ein nachhaltiges Anlageuniversum aufgenommen werden.
Nach unserer Analyse verdienen Länder, die nur eine oder zwei der sechs Kennzahlen nicht erfüllen, einen genaueren Blick. Wenn wir glauben, dass wir mit dem Land in einen Dialog treten* können, um es in der fünften oder sechsten Kategorie zu verbessern, kann das Land für eine Aufnahme infrage kommen.
Wie rigoros ist diese Methode? Nur etwa die Hälfte aller Länder besteht jede einzelne Kennzahl. Weniger als 20 % der Länder weltweit, einschließlich der Industrieländer, erfüllen alle sechs Kennzahlen.
Darüber hinaus glauben wir, dass Länder, die diese Kennzahlen erfüllen, im Laufe der Zeit bessere Risiko- und Ertragsergebnisse erzielen können als Länder, die sie nicht erfüllen.
Drei Länder – Chile, Brasilien und die Philippinen – veranschaulichen die Stringenz dieses Regelwerks.
Chile hat alle sechs Kennzahlen erfüllt und damit das Ziel erreicht. Die nachhaltige Entwicklung des Landes ist mit dem Niveau vieler Industrieländer vergleichbar. So hat Chile beispielsweise von 2010 bis 2019 den Anteil der Wind- und Solarenergie an der Gesamtstromerzeugung von etwa 1 % auf 14 % erhöht. Seit dem Jahr 2000 hat das Land seine bewaldete Fläche um rund 15 % vergrößert. Das Land hat kürzlich die UN-Ziele zur Senkung der vermeidbaren Kindersterblichkeit erreicht. Und Chile hat eine hohe Frauenerwerbsquote.
Brasilien hingegen versagt bei einer wichtigen Kennzahl: der Entwaldung. Seit 2000 ist die Waldfläche des Landes um 10 % zurückgegangen, was hauptsächlich auf die Zerstörung des Amazonas-Regenwaldes zurückzuführen ist. (Seit 1970 wurden fast 20 % des Amazonas-Regenwaldes vernichtet.) Für uns bedeutet das, dass sich Anleger und Vermögensverwalter wie wir aktiv in Brasilien engagieren müssen, um die notwendigen Verbesserungen an dieser Front zu erreichen.
Immerhin ist Brasilien bei vielen anderen Nachhaltigkeitsmaßnahmen weltweit führend: Steigerung des Anteils von Wind- und Solarenergie von etwa 0 % auf 10 % der Gesamtstromerzeugung, Erreichen des UN-Grenzwerts für vermeidbare Kindersterblichkeit und eine recht hohe Erwerbsquote von Frauen.
Im Gegensatz dazu fallen die Philippinen bei drei Kennzahlen durch und können daher noch nicht in unser nachhaltiges Universum aufgenommen werden, obwohl sie eine dynamische Wirtschaft und ein Investment-Grade-Rating aufweisen. Von 2010 bis 2019 hat das Land den Anteil von Wind- und Solarenergie nur geringfügig auf gerade einmal 2 % seines Strombedarfs erhöht. Obwohl sich die Philippinen bemüht haben, die vermeidbare Kindersterblichkeit zu senken, wird das Land bei den aktuellen Daten die UN-Ziele bis 2030 nicht erreichen. Und die Erwerbsquote der Frauen liegt unter unserem Schwellenwert.
Dieser Ansatz ist nicht nur robust, sondern im Gegensatz zu vielen bestehenden Konzepten zur Definition eines nachhaltigen Anlageuniversums auch einfach, transparent und objektiv, denn er stützt sich auf Daten aus neutralen Quellen wie der Weltbank.
Darüber hinaus ist unser Ansatz in der Lage, das investierbare Universum zu erweitern, wenn mehr Länder mehr Kennzahlen erfüllen, da er absolute und nicht relative Schwellenwerte verwendet. Fünf der sechs Kennzahlen sind zudem zukunftsorientiert, sodass wir nicht nur beurteilen können, wo ein Land heute steht (statische Kennzahl), sondern auch, wohin es sich entwickelt (dynamische Kennzahl). Der Ansatz ermöglicht ein gezieltes, effektives Engagement bei wesentlichen und relevanten Themen und hilft einem Emittenten, sich positiv zu entwickeln.
Und schließlich ist unser Rahmen für nachhaltige Investitionen in Staatsanleihen auf die Ziele und Absichten der Anleger abgestimmt. Wenn das Ziel darin besteht, nachhaltige Praktiken auf der ganzen Welt zu verbessern, sind wir der Meinung, dass unser Rahmenwerk sowohl effektiv als auch glaubwürdig ist.
* AB nimmt Emittenten mittels Dialog in die Pflicht, wenn es der Meinung ist, dass dieser Dialog im Interesse seiner Kunden liegt.
In diesem Dokument zum Ausdruck gebrachte Meinungen stellen keine Analysen, Anlageberatungen oder Handelsempfehlungen dar, spiegeln nicht unbedingt die Ansichten aller Portfoliomanagementteams bei AB wider und können von Zeit zu Zeit überarbeitet werden.
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