Capital Group: Markteinschätzung in volatilen Zeiten - langfristige Chancen am Tourismussektor

Capital Group: Markteinschätzung in volatilen Zeiten - langfristige Chancen am Tourismussektor
Marktkommentar

Tourismus und Freizeit – die beiden Sektoren gehören zu jenen, die durch die Covid-19-Pandemie am stärksten in Mitleidenschaft gezogen wurden. Martyn Hole, Investment Director bei Capital Group, ist allerdings der Meinung, dass es trotzdem einige attraktive Investitionsmöglichkeiten in den Branchen gibt.

09.07.2020 | 12:23 Uhr

n der Vergangenheit sei die Nachfrage nach weltweiten Reisen auch nach Terroranschlägen, Virusausbrüchen oder Naturkatastrophen wieder gewachsen. Obwohl die Tourismusbranche beeinflusst werde – beispielweise durch schwierige Rahmenbedingungen und ein verändertes Risiko-Ertrags-Verhältnis – werde das derzeitige Umfeld nicht ewig andauern und einige Namen aus der Branche seien in einer guten Ausgangsposition, um sich wieder zu erholen. Zu den Schwierigkeiten bei internationalen Reisen zählt Hole die gegebenenfalls längeren Wartezeiten bei Einreisen als auch die Wahrscheinlichkeit, bei der Rückkehr in Selbstquarantäne zu müssen.

„Vorerst wird die Pandemie auch weiterhin Auswirkungen auf den Sektor haben. Wichtig ist es zu analysieren, welche der Veränderungen eine nachhaltige Wirkung haben. Ich kann mir beispielsweise vorstellen, dass virtuelle Meetings auch in Zukunft einige Geschäftsreisen ersetzen werden. Im Freizeitsektor sieht das anders aus. Denn welchen geeigneten Ersatz gibt es zum Beispiel dafür, mit seinen Kindern nach Disneyland zu fahren?“

Für Fluggesellschaften hingen die Aussichten Hole zufolge von den angebotenen Strecken ab – insbesondere, wenn die Unternehmen über ein starkes Inlandsnetz verfügen und keine Grenzen überschreiten würden. Dies seien jedoch nur marginale Faktoren. Der wichtigste Punkt für Fluggesellschaften sei eine starke Bilanz und ein geringer Schuldenanteil.

Hole erwarte nicht, dass Fluggesellschaften zukünftig höhere Preise für ihre Tickets ansetzen würden. Er geht eher davon aus, dass die Preise aufgrund der geringeren Nachfrage sinken könnten. Die Fluggesellschaften würden wahrscheinlich eine Maskenpflicht für ihre Passiere einführen und die Mittelsitze nicht freihalten. Es sei nämlich unrentabel, ein Drittel der Sitze nicht zu besetzen und würde die Kosten pro Sitzplatz erhöhen.

Im Hotelsektor sieht Hole Luxushotels einem stärkeren Gegenwind ausgesetzt als Budget- und Mittelklassehotels. Grund hierfür sei, dass gehobene Hotels eine höhere Auslastungsrate benötigten, um ihre Gewinnschwelle zu erreichen und ein Großteil ihrer Einnahmen von ausländischen Kunden, wie beispielsweise Hochzeitsgesellschaften stamme oder auch durch Dienstleistungen wie Restaurants umgesetzt werde. Diese Gegebenheiten würden ihre Flexibilität verringern und es ihnen erschweren, ihre Dienstleistungen an die Nachfrage anzupassen.

Auch seien Franchise-Hotels in einer besseren Position, da sie keine eigenen Hotelbestände besäßen. Sollten einzelne Hotelanlagen ausfallen, könnten sie durch neues lokales Eigentum ersetzt werden, ohne dem Franchise zu schaden.

Für den Freizeitsektor sei die Distanzierung im sozialen Bereich eine Herausforderung. Obwohl der gesamte Reisesektor von den Auswirkungen des Virusausbruchs betroffen sei, befänden sich Vermieter von Ferienhäusern in einer guten Position, da sie ihren Gästen die Kontrolle über ihre sozialen Kontakte ermöglichten. Auch setze der Hotelsektor auf Technologien, die den Gästen ein Gefühl der Sicherheit gäben wie beispielweise kontaktlose Lösungen wie ein mobiles Einchecken oder die Verwendung eines Mobiltelefons als Zugangsschlüssel.

Hinsichtlich Kreuzfahrtgesellschaften meint Hole, dass diese bei der Kapitalbeschaffung gute Arbeit geleistet hätten und einige der Unternehmen mindestens ein Jahr ohne Kreuzfahrten überleben könnten. Folglich werde viel davon abhängen, wie schnell Covid-19 bekämpft werden könne – entweder durch neue Medikamente, einen Impfstoff oder durch Herdenimmunität. Das werde der Schlüssel dafür sein, dass die Nachfrage wieder auf ein Niveau wie vor Corona zurückkehre.

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