Capital Group: Drei Szenarien zu den Midterm Elections in den USA

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Marktfaktoren

Der Ausgang der Halbzeitwahlen in den USA verunsichert viele Anleger, denn ein politischer Wechsel würde auch die US-Wirtschaft beeinflussen. Die Ergebnisse könnten kurzfristig erhebliche Auswirkungen auf den Markt haben.

30.10.2018 | 13:33 Uhr

Drei Szenarien des Wahlausgangs sollten Investoren dabei im Blick haben, meint Matt Miller, politischer Volkswirtbei Capital Group. Der Experte erklärt, welche Folgen diese jeweils für die Kurse mit sich bringen würden.

Möglichkeit 1: Demokraten gewinnen das Repräsentantenhaus

„Wenn die Demokraten das Repräsentantenhaus übernehmen und die Republikaner den Senat behalten, wird sich das an den Märkten nur geringfügig bemerkbar machen“, sagt Miller. Dieses Ergebnis gilt als wahrscheinlichster Wahlausgang. Die Demokraten müssen 23 zusätzliche Sitze für eine Mehrheit gewinnen, zwölf davon gelten bereits als sicher. Demnach müssten sie nur noch elf von den 30 republikanischen Sitzen gewinnen, die auf der Kippe stehen. „Da die meisten Anleger mit diesem Ergebnis rechnen, hätte es die geringsten Auswirkungen auf die Märkte“, sagt Miller.

Wenn die Demokraten nur in einer Kammer die Mehrheit erlangen, sind sie ohne eine republikanische Mitarbeit nicht in der Lage, die Gesetze durchzubringen. „Von den Demokraten sind dann eher symbolische Legislativvorschläge in Hinblick auf die Präsidentschaftswahl 2020 zu erwarten. Diese sind zwar für Nachrichtenzwecke und Schlagzeilen nützlich, aber fast aussichtslos, um ein tatsächliches Gesetzt zu werden“, erklärt der Experte.

Möglichkeit 2: Republikaner behalten ihre Mehrheit

„Wenn der Status quo erhalten bleibt – also die Republikaner beide Kammern halten können, ist es wahrscheinlich, dass die Kurse steigen“, so Miller. Sollten die Republikaner sowohl den Senat als auch das Repräsentantenhaus halten, dürfte das den Erwartungen der meisten Anleger widersprechen. „Man könnte meinen, dass eine Verlängerung des Status quo keine besonders scharfe Reaktion bei Aktien und Anleihen hervorrufen würde. Das entscheidende Kriterium an den Märkten ist allerdings die politische Unsicherheit“, weiß Miller. „Kaum einer rechnet damit, dass die Republikaner beide Kammern halten können.“ Für Anleger, die in den letzten zwei Jahren Maßnahmen wie Deregulierung und Steuersenkungen begrüßt haben, dürfte das potenzielle Ende einer solchen unternehmensfreundlichen Politik jedoch ein Risiko darstellen.

Möglichkeit 3: Demokraten siegen überraschend in beiden Kammern

„Wenn die Demokraten sowohl Repräsentantenhaus als auch Senat gewinnen, wäre es das überraschendste Ergebnis – sowohl aus Sicht der aktuellen Erwartungen als auch für potenzielle Marktauswirkungen. Dann ist eher ein Abwärtstrend zu vermuten“, sagt Miller. Es sei verfrüht, bei diesem Ergebnis auf den Ausgang der Präsidentschaftswahlen im Jahr 2020 zu schließen, ein tiefgreifender Wandel könnte trotzdem eingeleitet werden. „Bei diesem Ergebnis würden die Märkte beginnen, politische Vorschläge von links ernster zu nehmen. Selbst dann, wenn Trump gegen jede Gesetzgebung, die er in den nächsten zwei Jahren nicht mag, ein Veto einlegt“, meint der Experte.

Kaum mit langfristigen Auswirkungen zu rechnen

Auch wenn das Wahlergebnis kurzfristig massive Einflüsse auf die Märkte haben könnte, seien langfristige Einflüsse auf die Märkte allerdings unwahrscheinlich. „Die Politik kann zwar kurz- und sogar mittelfristige makroökonomische Auswirkungen haben, die Fundamentaldaten werden meist jedoch nur geringfügig beeinflusst“, erklärt Miller. Darüber hinaus könnten sich Unternehmen mit der Zeit an veränderte rechtliche und regulatorische Rahmenbedingungen anpassen.

Mit einem langfristig orientierten Investitionsansatz dürften die Midterm Elections daher nur begrenzte Auswirkungen für Anleger haben. Miller schließt mit einem Tipp für Investoren: „Obwohl vergangene Ergebnisse keine Garantie für zukünftige Ergebnisse sind, waren die Märkte nach jeder Halbjahreswahl seit 1950 ein Jahr später auf einem höheren Niveau“.

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