ODDO BHF: Verschnaufpause an den Aktienmärkten

ODDO BHF: Verschnaufpause an den Aktienmärkten
Marktausblick

Nachdem über mehrere Wochen hinweg steile Anstiege fast aller wichtigen internationalen Aktienindizes zu beobachten waren, kam es am Ende der letzten Woche – vor dem langen Labor Day-Wochenende – zu einer Korrektur an den Aktienmärkten.

14.09.2020 | 08:28 Uhr

Insbesondere an den in luftigen Höhen operierenden US-Börsen setzten Gewinnmitnahmen ein, die einen heftigen Kursrutsch zunächst in den USA auslösten. Auch die europäischen Märkte blieben davon nicht unberührt: Der DAX 30-Index fiel zeitweise unter 13.000 Punkte zurück. Zu Beginn der aktuellen Woche setzte sich die Abwärtsbewegung der globalen Aktienindizes zunächst fort, zur Wochenmitte wechselten die Vorzeichen dann jedoch wieder ins Positive.

Dotcom 2.0?

Besonders betroffen von den Kursrückgängen der vergangenen Woche war der amerikanische Technologie- Sektor. Der technologielastige NASDAQ 100-Index verlor allein am vergangenen Donnerstag, dem ersten Tag der jüngsten Abwärtsbewegung, über 5 Prozent an Wert, was einem Rückgang der Marktkapitalisierung um 850 Milliarden US-Dollar entspricht. Allerdings folgt der Kursrutsch einer monatelangen Rally: Seit dem der Corona-Krise geschuldeten Tiefststand im März verbuchte der US-amerikanische Tech-Index bis zur letzten Woche ein Plus von fast 80 Prozent. Der Aktienkurs des NASDAQ-Mitglieds Tesla war seit seinem Tiefstwert während der Krise sogar um mehr als 500 Prozent gestiegen. Allein in den Monaten Juli und August verdoppelte sich der Preis für einen Anteilsschein des Unternehmens. Nach dem Erreichen eines Rekordhochs in der letzten Woche stürzten die Papiere des E-Autobauers jedoch innerhalb weniger Tage wieder um fast 30 Prozent ab, was neben den Kursverlusten am breiten Markt auch in der Enttäuschung über die verpasste Aufnahme in den S&P 500 begründet ist. Ein ähnliches Bild zeichnen auch die Aktienkurse der fünf US-Tech-Giganten Amazon, Apple, Facebook, Google und Microsoft (FAAMG): Nachdem sie über Wochen hinweg unaufhaltsam in die Höhe geschossen waren – so weit, dass sie gemessen an der Marktkapitalisierung zwischenzeitlich 23 Prozent des gesamten S&P 500-Index ausmachten, musste ein Großteil der Kursgewinne zuletzt wieder abgegeben werden.

FAAMG-1

Die Entwicklung der letzten Monate dürfte bei einigen Marktteilnehmern Erinnerungen an die Dotcom-Krise Anfang der Zweitausender Jahre wecken. Doch weißt die aktuelle Situation bedeutende Unterschiede zu der geplatzten Blase der Internetfirmen auf. Während die Dotcom-Blase durch spekulative Investments in Startup-Firmen, die zumeist nicht einmal Gewinne auswiesen, immer weiter aufgeblasen wurde, ist die Ertragslage vieler Technologieunternehmen heute meist gut und in einigen Fällen auch sehr gut – gerade auch vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie.

Die Finanzergebnisse der FAAMG beispielsweise sind im zweiten Quartal deutlich besser ausgefallen als erwartet und bestätigen den Eindruck, dass diese Geschäftsmodelle auch in Krisenzeiten robust sind. Zudem sorgen die anhaltend niedrigen Zinsen dafür, dass Aktieninvestments vergleichsweise attraktiv erscheinen. Insofern sollte die Sorge um das Platzen einer spekulativen Blase oder eines erneuten Einbruchs der Aktienmärkte, wie wir ihn zu Beginn des Jahres erlebt haben, unbegründet bleiben. Eher handelt es sich bei den jüngsten Verlusten um eine überfällige Korrektur eines vielfach sehr anspruchsvoll bewerteten Marktes.

Positive Aussichten für Unternehmen

Die vergleichsweise gute Gewinnsituation der Unternehmen spiegelt sich auch in den Analysten-Schätzungen für das laufende Quartal wider: Nach Angaben von FactSet haben die Analysten ihre Prognosen für den Quartalsgewinn der S&P 500-Unternehmen in den ersten zwei Monaten des Quartals kontinuierlich erhöht, sodass der durchschnittliche Schätzwert für den Gewinn pro Aktie um 2,6 Prozent gestiegen ist. Was zunächst unspektakulär wirkt, gewinnt im Vergleich zu Vergangenheitswerten an Bedeutung: Innerhalb der letzten fünf Jahre bzw. der letzten 20 Quartale wurden die Gewinnschätzungen der Analysten während des betrachteten Quartals nur zwei Mal nach oben korrigiert, nämlich in der ersten Jahreshälfte 2018. Vorangegangen waren damals sieben Jahre ohne eine Anpassung der Schätzwerte im positiven Bereich.

Den vollständigen Marktausblick finden Sie hier im PDF-Format.

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