Capital Group: Investieren in Asien - ein Blick in die Zukunft

Capital Group: Investieren in Asien - ein Blick in die Zukunft
Marktausblick

Es ist nun über ein Jahr her, dass COVID-19 zur globalen Pandemie erklärt wurde. Das ständige Hin und Her bei den Lockdowns, die auf die erste Welle des Coronavirus-Ausbruchs folgten, machten es für viele Unternehmen und Einzelpersonen besonders schwer, sich anzupassen.

24.03.2021 | 07:36 Uhr

Dennoch bleibt der Welthandel auf dem Pfad von Wachstum und Entwicklung. Im November 2020 unterzeichneten 15 Länder aus dem Asien-Pazifikraum das Regional Comprehensive Economic Partnership (RCEP)-Abkommen. Zu diesen gehören die 10 ASEAN-Mitglieder1 sowie China, Japan, Südkorea, Australien und Neuseeland.

Es ist möglicherweise noch zu früh, um die langfristigen Vorteile dieses Handelsabkommens zu sehen, aber mit dem RCEP-Abkommen selbst wurde einer der größten freien Handelsblöcke der Welt geschaffen.

Die RCEP-Mitgliedsländer machen zusammen fast ein Drittel der Weltbevölkerung und des Bruttoinlandsprodukts aus.2

China sticht allein aufgrund seiner Größe aus der RCEP-Gruppe hervor. Die wirtschaftliche Entwicklung Chinas, einem wichtigen Player in der globalen Lieferkette, wird Auswirkungen auf die künftige Richtung des Handelsblocks und der Weltwirtschaft haben.

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Langfristige Trends, die den Weg für Wachstum in Asien ebnen

Wir haben die langfristigen Trends, die sich in Asien abzeichnen, genau beobachtet und gleichzeitig ein tieferes Verständnis der einzigartigen demografischen Profile der Region entwickelt.

Dies sind Bereiche, in denen wir einige der interessanteren langfristigen Wachstumschancen sehen:

Durch mobile Technologie unterstützte Alltagsdienste
Zu den langfristigen Trends, die vermutlich weiter florieren werden, gehören das Wachstum digitaler Plattformen, die sich an große und wachsende Verbraucherzahlen richten, insbesondere durch mobile Technologie.

Ein potenzieller Nutznießer der digitalen Transformation in Indien ist Reliance Industries. Der indische Konzern hat in nur wenigen Jahren eines der größten Telekommunikationsnetze weltweit mit über 410 Million Abonnenten3 aufgebaut. Im Finanzsektor haben die größeren Privatbanken ihre Gewinne vergrößert und Marktanteile hinzugewonnen, zum Teil, indem sie durch mobile Apps neue Kunden in ländlichen Regionen erreichen konnten. Sie sind gut aufgestellt, um einige der schwächeren Kreditinstitute des Landes zu übernehmen.

Ein weiteres Phänomen, das durch die schnelle Einführung des mobilen Internets begünstigt wird, ist die wachsende Zahl an heimischen Social-Media-Netzwerken. Insbesondere China hat eines der weltweit größten Social-Media-Netzwerke, obwohl es nur im Inland betrieben wird.

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Langfristiges Wachstum des Onlinehandels und digitaler Zahlungen
Die Asien-Pazifik-Region wird im Jahr 2020 voraussichtlich über 60 % des weltweiten Umsatzes im Online-Einzelhandel erzielen, mehr als dreimal so viel wie die USA.5 Obwohl der Onlinehandel in einigen asiatischen Ländern eine höhere Durchdringung aufweist als in den USA und in Europa, ist der gesamte adressierbare Markt aufgrund der größeren und wachsenden Bevölkerung Asiens weitaus größer.

Neben dem Wachstum des Onlinehandels steigt auch die Nutzung digitaler oder mobiler Zahlungen im Zuge der Entwicklung hin zu einer bargeldlosen Gesellschaft. In Ländern wie China, Südkorea und anderen asiatischen Ländern sind Tap-and-Go-Bezahl-Apps seit Jahren weit verbreitet.

Insbesondere in Indien hat die Nutzung digitaler Zahlungen stark zugenommen. Andernorts dringt das in Singapur ansässige Unternehmen Sea Ltd sowohl in den Onlinehandel als auch in den Markt für digitale Zahlungen in Südostasien vor, wo diese Dienste bei der jungen und technikbegeisterten Bevölkerung sehr gefragt sind.

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Wachstum der Biotechnologie, unterstützt durch die Regulierungsbehörden
Die chinesische Führung ist bestrebt, eine einheimische Biotech-Industrie zu fördern. So hat beispielsweise das einheimische Start-up-Unternehmen Wuxi Biologics seine Forschungs- und Entwicklungskapazitäten ausgebaut, um seine Forschungs- und Herstellungsprozesse im Bereich Biologika zu beschleunigen.

Die Regulierungsbehörden haben zudem die Zulassungszeiten für bahnbrechende Therapien beschleunigt, den Patentschutz erweitert, sind gegen Korruption vorgegangen und haben die Staatsausgaben erhöht.

Ebenso bemerkenswert ist, dass die Regierung ausländischen Arzneimittelherstellern erlaubt, den riesigen chinesischen Markt zu erschließen. Unabhängig von dem Bestreben, die heimischen Unternehmen zu unterstützen, möchte die chinesische Führung, dass ihre Bürger von den effektivsten Medikamenten profitieren.

Auch Südkorea unternimmt Anstrengungen, um die heimische Biotech-Industrie zu fördern. Eines der Unternehmen dort, die sich gut entwickelt haben, ist Rokit Healthcare. Es hat den weltweit ersten sterilen All-in-one-4D6-Organ-Regenerator mit dem Namen Dr. INVIVO entwickelt und erfolgreich seine Plattform zur Regeneration diabetischer Fußgeschwüre an Patienten in Indien getestet.

Der Welleneffekt durch die Belebung der Reisenachfrage

Vor der COVID-19-Pandemie verreisten etwa 150 Millionen Menschen in Asien zum ersten Mal jedes Jahr. Es wird erwartet, dass in den nächsten 20 Jahren etwa 50 % des steigenden Luftverkehrs auf die Region entfallen werden7, angefeuert durch die schnell wachsende Bevölkerung in der Mittelschicht.

Eine Belebung der Reisenachfrage in Asien und anderen Teilen der Welt könnte auch einen starken Welleneffekt haben, der den Bedarf an einer Reihe von Gütern und Dienstleistungen schafft und das Stellenwachstum in einer Vielzahl von Branchen fördert, darunter Flugzeughersteller, Triebwerksbauer, Hotels, Casinos und Restaurants. Da es keine bedeutenden lokalen Anbieter zur Deckung dieses Bedarfs gibt, könnten multinationale Unternehmen wie Airbus und Boeing potenziell profitieren, da das Duopol für Verkehrsflugzeuge die Lücke füllen kann, wenn der weltweite Flugverkehr wieder an Fahrt aufnimmt.

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Florieren in einer Welt nach COVID

Sollten Anleger in den kommenden Jahren mit mehr Volatilität rechnen? Viele Unternehmen in Branchen, die stark vom COVID-bedingten Abschwung betroffen waren, haben einen Anstieg der Bewertungen erlebt, da die Märkte eine globale Erholung aufgrund der Bereitstellung von Impfstoffen eingepreist haben.

Angesichts des aktuellen Marktumfelds ist die Identifizierung von Unternehmen, die das Potenzial für solides Wachstum in der Zukunft haben und gleichzeitig von robusten Wachstumstrends wie Digitalisierung und weltweiten Zahlungen unterstützt werden, von entscheidender Bedeutung.

Es ist jedoch eine größere Streuung der Unternehmensbewertungen zu erwarten, wenn die Marktvolatilität zurückkehrt. Wenn das geschieht, hilft eine umsichtige Titelauswahl den Anlegern, die potenziellen Gewinner zu identifizieren.


1. Mitgliedstaaten der Association of Southeast Asian Nations (ASEAN) sind Brunei, Kambodscha, Indonesien, Laos, Malaysia, Myanmar, Philippinen, Singapur, Thailand und Vietnam.

2. Stand der Daten: 25. Februar 2021 Basierend auf den Daten von 2019 macht die RCEP 29 % des weltweiten Bruttoinlandsprodukts (BIP) und 30 % der Weltbevölkerung aus. Quelle: Weltbank

3. Stand der Daten: 30. September 2020. Quelle: Reliance Industries

4. Stand von 2019. Quelle: Weltbank. Asien insgesamt umfasst China, Indien, Korea und ASEAN

5. Quelle: eMarketer, Mai 2020

6. Beim 4D-Bioprinting werden lebende Zellen und Biomaterialien präzise Schicht für Schicht aufgetragen, wodurch Strukturen entstehen, die nativem menschlichem Gewebe und biologischen Systemen entsprechen. Diese werden häufig weiter inkubiert, damit sie sich teilen, reifen und im Laufe der Zeit verändern. Das 4D beim Bioprinting steht für diese zeitliche Dimension. Quelle: Rokit Healthcare

7. Quelle: Boeing Commercial Market Outlook 2020-2039


Über die Autorin

Julie Dickson - Investment Director

Julie ist Investment Director bei der Capital Group. Sie verfügt über 27 Jahre Erfahrung in der Investmentbranche und ist seit fünf Jahren bei Capital Group tätig. Sie hat einen Bachelor in dem Bereich Betriebswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Finanzen von der Cornell University. Außerdem verfügt sie über das Investment Management Certificate und ist Chartered Financial Analyst®. Julie Dickson arbeitet in London.

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