Capital Group: Ausblick zur Jahresmitte - Der Silberstreif am japanischen Aktienmarkt

Ganz oben auf der Liste steht die tödliche COVID-19-Pandemie, die die ohnehin schon geschwächte Wirtschaft in eine Rezession gestürzt und eine Verschiebung der Olympischen Spiele in Tokio auf Juli 2021 erzwungen hat.

Inmitten des düsteren Bildes lassen sich jedoch einige Lichtblicke ausmachen. Japan verfügt über hohe inländische Ersparnisse (24,7 % des BIP im Jahr 2018¹) und wird von einigen Anlegern als sicherer Hafen betrachtet, da ein beträchtlicher Teil des Geldes im Land bleibt. Dementsprechend hat sich der japanische Yen im Zuge der jüngsten Volatilität als recht stabil erwiesen, während viele andere Länder die doppelte Belastung durch eine schwächelnde Währung und einen fallenden Aktienmarkt (insbesondere in US-Dollar) zu spüren bekommen.

In Japan notierte Unternehmen sitzen auf enormen Geldmengen (506,4 Bio. JPY im Jahr 2019²). Dies steht in krassem Gegensatz zu ihren Pendants in anderen Ländern und beweist einmal mehr, dass Bargeld in unruhigen Zeiten ein entscheidender Faktor sein kann. Eine solide Bilanz ist insbesondere bei einem konjunkturellen Abschwung wichtig, da sie Unternehmen eine stabile Plattform für strategische Maßnahmen und den Ausbau von Marktanteilen bietet. Mit anderen Worten: Solche Unternehmen könnten möglicherweise schneller und stärker aus der Rezession hervorgehen.

¹ BIP: Bruttoinlandsprodukt. Quelle: Weltbank
² Stand: 3. September 2019. Basierend auf den von Bloomberg zusammengestellten jüngsten Unternehmensmeldungen. Quelle: Bloomberg
 

Ein Markt für Einzelwertspezialisten

Viele japanische Unternehmen haben heute weltweit wettbewerbsfähige Betriebe, wobei einige in Bereichen wie Automatisierung, Mechatronik und Präzisionsfertigung führend sind. Die zunehmende Leistungsfähigkeit des Landes, insbesondere im Bereich der Automatisierungstechnologien, wurde durch die akute Notwendigkeit angetrieben, die negativen Auswirkungen einer schrumpfenden und alternden Bevölkerung zu bekämpfen.

In jüngster Zeit hat sich der Fokus der Anleger auf die Unternehmen gerichtet, die für die Zukunft gut positioniert sind, da sich die Welt an eine neue Normalität anpasst – ein Umfeld, das von einem veränderten Handelsgefüge geprägt ist, ausgelöst durch disruptive Technologien und ein verändertes Verbraucherverhalten, das sich durch die COVID-19-Pandemie entwickelt hat. Der plötzliche Anstieg des Bedarfs für ortsungebundene Arbeit und Telearbeit führte zu einer starken Nachfrage nach Netzwerkdiensten, PCs, Tablets, Software und Cloud-Diensten. Japan bietet wettbewerbsfähige Unternehmen in allen diesen Bereichen.

Über das richtige Unternehmen oder Produkt, die richtige Dienstleistung oder Technologie zu verfügen, ist jedoch nur ein Teil der Gleichung. Viele japanische Unternehmen sind dabei, als Reaktion auf den 2015 von der Regierung eingeführten Unternehmensführungskodex den Standard ihrer Corporate Governance aktiv zu verbessern. Zwar wird es einige Zeit dauern, bis die Unternehmen in Japan die Vorteile einer guten Unternehmensführung vollständig zu schätzen wissen und davon profitieren können, viele bewegen sich jedoch durch Dividendenerhöhungen, Aktienrückkäufe und ein besseres Bilanzmanagement in die richtige Richtung.

Angesichts der vorherrschenden Dynamik ist Japan ein klassisches Beispiel für einen Markt, der sich ideal für die Titelauswahl eignet, da fundierte Bottom-up-Analysen helfen können, Lichtblicke aufzudecken – hochattraktive Unternehmen, die auf globaler Ebene wettbewerbsfähig und für die neue Normalität gut aufgestellt sind.