Capital Group: Ausblick 2022 - Preismacht und Dividenden als Erfolgsstrategie

Capital Group: Ausblick 2022 - Preismacht und Dividenden als Erfolgsstrategie
Marktausblick

Die steigende Inflation und die fortschreitende Verbreitung der Omikron-Variante des Coronavirus halten die Investoren weiter in Atem. Aktien gelten in diesem Umfeld weiter als sinnvolle Portfoliobausteine.

19.01.2022 | 07:25 Uhr

Christophe Braun, Investment Specialist bei Capital Group, analysiert, welche Themen und Sektoren in 2022 interessant sein können:

1. Unternehmen mit Preissetzungsmacht
„Unternehmen mit Preismacht können ihre Gewinnmargen sichern, da sie steigende Kosten an den Endverbraucher weitergeben können,“ erläutert Braun. Der Experte rechnet zwar nicht mit einer dauerhaft hohen Inflation, dennoch könnten steigende Kosten in den nächsten Monaten das vielleicht größte Risiko für Investoren sein: „Deshalb achten wir im aktuellen Kontext sehr darauf, ob Unternehmen eine nachhaltige Preismacht haben.“

Der Streaming-Dienst Netflix sei ein gutes Beispiel für eine solche Preismacht, dieser hätte seine Abonnementpreise in den letzten zehn Jahren viermal angehoben. Anbieter von Basisdienstleistungen, wie die Gesundheitsriesen Pfizer und UnitedHealth Group, können ebenfalls Preismacht haben. Auch Konsumgüterunternehmen mit starken Marken und Firmen aus Branchen mit starker Nachfrage und knappem Angebot seien interessant: „Hohe und stabile operative Margen können ebenfalls ein Hinweis auf Preismacht sein.“

2. Old-Economy-Werte mit Tech-Strategie
„Die digitale Revolution beschränkt sich nicht mehr nur auf die nordamerikanischen Technologieriesen,“ betont Braun. „Die Entwicklung breitet sich mittlerweile auf alle Branchen aus.“ Dadurch würden verschiedenste Branchen mehr verdienen und für Anlagechancen sorgen. Statistiken besagen, dass die weltweiten Ausgaben beziehungsweise Investitonen für die digitale Transformation von 1,3 Billionen US-Dollar in 2020 auf 2,4 Billionen in 2024 steigen werden.

Auch Old-Economy-Unternehmen würden zunehmend in Technologie investieren. „Sie modernisieren ihre Geschäftsmodelle und erfinden sich neu, durch Automatisierung, Onlinehandel und Machine Learning,“ so Braun. Traditionelle Geschäfte wie Einzelhändler und Haushaltsgerätehersteller würden ihre klassischen Ladengeschäfte nun mit digitaler Präsenz verbinden. Dennoch sei die Digitalisierung nicht immer eine Erfolgsstory, betont Braun: „Die Langfristchancen eines Unternehmens kann man nur dann richtig einschätzen, wenn man die Digitalstrategie kennt.“

3. Unternehmen mit Dividendenwachstum
Im Rahmen der Corona-Pandemie hätten viele Unternehmen aufgrund des politischen Drucks ihre Dividenden ausgesetzt, dies sorge nun für überschüssiges Kapital. „Die Unternehmen können nun wieder regelmäßig Dividenden zahlen und ausgefallene Zahlungen nachholen,“ sagt Braun. Da sich die Weltwirtschaft langsam erhole und die Zinsen stiegen, setzt der Experte jedoch nicht auf Firmen mit den höchsten Dividendenrenditen: „Interessant sind Unternehmen mit einem hohen langfristigen Gewinnwachstum, die gezeigt haben, dass sie ihre Dividenden langfristig steigen können und auch wollen.“

Dividendeninvestoren würden gut daran tun, auf Firmen mit steigenden Ausschüttungen zu setzen, die auch gut mit dem Gesamtmarkt mitgehalten hätten. „Steigende Dividenden stehen für steigende Gewinne und lassen nicht selten auf eine langfristige Unternehmensstrategie schließen. Auch deshalb sind Unternehmen mit Dividendenwachstum recht immun gegen höhere Zinsen“, meint Braun.

4. Biopharmaziewerte in China
Unternehmen und Branchen hätten es in China aktuell nicht leicht. Neue Vorschriften, ständige Regulierungsänderungen und eine schwächere Wirtschaft hätten Anlagen in China riskanter gemacht. „Trotzdem gibt es weiterhin viele interessante Einzelwerte,“ analysiert Braun. „Besonders in Branchen, die der Staat für wichtig hält.“ Ein Beispiel sei die Biopharmazie, da Parteikader die Qualität der medizinischen Versorgung verbessern wollen. Davon würden nicht nur inländische Unternehmen, sondern auch ausländische Konkurrenten profitieren, in den letzten Jahren sei bereits einiges an Wagniskapital in den Gesundheitssektor geflossen.

„Der Staat drängt chinesische Unternehmen, sich dem internationalen Wettbewerb zu stellen. Biopharmazie unterscheidet sich insofern etwas von anderen Branchen, die aktuell nicht im Fokus der Regierung stehen“, resümiert Braun.

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