Capital Group Ausblick 2021: Wohin bewegen sich die Anleihenmärkte?

Capital Group Ausblick 2021: Wohin bewegen sich die Anleihenmärkte?
Marktausblick

Vermutlich war ein Jahreswechsel selten so herbeigesehnt, wie der jüngste. Nun hat das neue Jahr zwar begonnen, viele Herausforderungen des vergangenen Jahres haben aber nach wie vor Bestand und Anlegerinnen und Anleger müssen bei der Ausrichtung ihrer Portfolios weiterhin wachsam bleiben.

19.01.2021 | 11:22 Uhr

In welche Richtung sich die Anleihenmärkte im Jahr 2021 entwickeln könnten und was es bei der Titelauswahl zu beachten gilt, analysieren die Experten von Capital Group.

Qualitätsanleihen zeigen ihre Stärken

Als es im Frühjahr des vergangenen Jahres zur Baisse an den Aktienmärkten kam, hätten Qualitätsanleihen gehalten, was sie versprechen. Sie boten Diversifikation und Kapitalschutz und begrenzten Verluste von Mischportfolios. Allerdings sei ihre Bedeutung auch während der aktuellen Marktphase essenziell. „Die Märkte haben sich wieder beruhigt und Anleger könnten meinen, Qualitätsanleihen seien nicht mehr wichtig“, sagt Mike Gitlin, Head of Fixed Income bei Capital Group. „Dem ist aber nicht so. Sie haben eine unabhängig vom Marktumfeld wichtige Pufferfunktion und stabilisieren Portfolios bei zukünftigen Schwankungen.“ Zwar seien in Zukunft nicht mehr so hohe Erträge zu erwarten, Diversifikation, Kapital- und Inflationsschutz sowie laufende Erträge blieben jedoch wichtig. Als die Fed Anfang der 2000er Jahre den Leitzins um vier Prozent anhob, habe der Bloomberg Barclays U.S. Aggregate Index um 1,8 Prozent zugelegt. Als der Leitzins nach der Finanzkrise bei null Prozent lag, seien es 4,3 Prozent gewesen und als die Zinsen jüngst erst angehoben und dann erneut gesenkt wurden, hätten die Erträge bei rund vier Prozent gelegen. „Core-Anleihen haben sich stets bewährt“, so Gitlin.

US-Unternehmensanleihen sind nicht über einen Kamm zu scheren

Während in den vergangenen Jahren niedrige Zinsen und eine starke US-Wirtschaft die dort heimischen Unternehmensanleihen attraktiv gemacht hätten, habe während der globalen Rezession 2020 die Skepsis zugenommen. Erst als die Fed eingriff, hätten die Sorgen nachgelassen und die Investoren seien wieder an die Märkte zurückgekehrt. US-Unternehmensanleihen seien heute kaum günstiger bewertet als vor der Rezession. Allerdings sei das Umfeld für Unternehmen schwieriger geworden und das Gewinnwachstum sei eingebrochen. „Nicht alle Emittenten und Sektoren werden in Zukunft erfolgreich sein“, sagt Damien McCann, Fixed Income Portfoliomanager bei Capital Group. „Einige werden mit der Situation zurechtkommen, bei anderen drohen schwächere Ratings.“ US-Unternehmensanleihen böten insgesamt zwar immer noch attraktive Opportunitäten, Anlegerinnen und Anleger müssten jedoch wählerisch sein. „Wer wahllos US-Unternehmensanleihen kauft, könnte am Ende zwar einige Gewinner im Portfolio haben, aber eben auch Verlierer“, sagt McCann. „Wichtig sind Analysen, um die Emittenten zu verstehen und einzuschätzen, wie sich ihre Anleihen entwickeln. So lassen sich Potenziale erkennen und Herabstufungen vermeiden.“

Steigende Verschuldung der Schwellenländer

Auch die Emerging Markets hätten sich gut vom durch Covid-19 verursachten Schock erholt. Die meisten dieser hätten Zugang zu den Kapitalmärkten, nicht zuletzt wegen deutlich niedrigerer Zinsen und der Finanz- und Liquiditätshilfen von internationalen Organisationen, Förderbanken und anderen Ländern. Da sie es aber den Industrieländern gleichtäten und ihre Geld- und Fiskalpolitiken lockerten, drohe in manchen Ländern eine zu hohe und nicht nachhaltige Verschuldung. Südafrika, Indien, Mexiko, Brasilien und Kolumbien seien herabgestuft worden und aufgrund ihrer schwächeren Ausgangsposition kämen viele Schwellenländer mit neuen Schocks nur schwer zurecht. Insgesamt gäbe es große Unterschiede zwischen den Ländern. Argentinien und Sri Lanka etwa hätten hohe Staatsdefizite und Auslandsschulden und auch manche Energieexporteure hätten es schwer. Wichtig sei, ob die Währungsreserven ausreichten und die Geldpolitiken glaubwürdig seien. Mit konsequenter Analyse könnten Anlegerinnen und Anleger Unterschiede in den Fundamentaldaten und Bewertungen erkennen und so die Spreu vom Weizen trennen.

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