Metzler: Bank von Japan vor geldpolitischer Wende

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Geldpolitik

In Japan könnte ein Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik bevorstehen. Die Bank of Japan wird aber vorsichtig handeln. Denn die Trendwende würde für eine Aufwertung des Yen und sinkende Inflationsraten sorgen.

14.09.2018 | 15:58 Uhr

Der japanische Premierminister Shinzo Abe sprach in dieser Woche davon, dass die ultralockere Geldpolitik in Japan nicht ewig fortgesetzt werden könne. Er befeuerte damit Spekulationen, dass die Bank von Japan (Mittwoch) bald den Ausstieg aus ihrer ultralockeren Geldpolitik einleiten könnte. Die merkliche Beschleunigung der Lohnentwicklung in den vergangenen Monaten sowie steigende Inflationsraten (Freitag) würden dafür eine zweifelslos gute argumentative Basis liefern, zumal die japanische Wirtschaft ein anhaltend solides Wachstum zeigt, wie der Einkaufsmanagerindex (Freitag) bestätigen dürfte. 

Eine Trendwende der japanischen Geldpolitik würde jedoch bedeuten, dass die Mehrheit der Finanzmarktakteure plötzlich mit einer Aufwertung des japanischen Yen rechnen würde. Dadurch würden Finanzanlagen im Ausland an Wert verlieren und damit unattraktiver werden. Im Jahr 2007 waren japanische Finanzanleger mit etwa 2,5 Billionen USD in ausländische Aktien und Anleihen investiert; bis 2017 stieg der Wert auf etwa 4,1 Billionen USD.   

Hohes Volumen an japanischen Finanzanlagen im Ausland 

Japanische Portfolioinvestitionen im Ausland in Billionen USD 

Anleihen japan

Quellen: Thomson Reuters Datastream, Metzler; Stand: 31.12.2017 

Interessanterweise erhöhten japanische Finanzanleger seit dem Beginn von Abenomics ihre Aktienquote merklich, während ihre Anleihenquote sank. 2017 betrug der Wert ausländischer Aktien etwa 1,7 Billionen USD und der Wert ausländischer Anleihen etwa 2,4 Billionen USD. 

Eine Trendwende der Geldpolitik in Japan könnte also erhebliche Verwerfungen an den internationalen Kapitalmärkten auslösen, wenn japanische Anleger in Erwartung eines stärkeren Yen ihre Anlagen nach Japan zurückholen. Die Bank von Japan dürfte vor diesem Hintergrund vorsichtig agieren, da ein starker Yen sofort wieder für sinkende Inflationsraten sorgen würde. Darüber hinaus scheiterte die Bank von Japan schon zweimal mit einer zu frühen Trendwende ihrer Geldpolitik und dürfte auch deshalb diesmal lange warten, bevor sie das Signal für ein Ende der Wertpapierkäufe und für Zinserhöhungen sendet. 

Konjunktur Europa und USA 

In den USA wird sich der Fokus auf den frühzyklischen Wohnimmobilienmarkt richten. So werden der NAHB-Index (Dienstag), die Baubeginne und -genehmigungen (jeweils Mittwoch) sowie der Verkauf bestehender Wohnimmobilien (Donnerstag) veröffentlicht. Zuletzt zeigten die Daten immer mehr Schwächen, sodass die US-Wirtschaft sehr wahrscheinlich ohne den fiskalischen Stimulus deutlich langsamer wachsen würde. Sollte sich der Wohnimmobilienmarkt nicht wieder erholen, droht im zweiten Halbjahr 2019 eine empfindliche Wachstumsverlangsamung der US-Wirtschaft.   

Geschäftsklimaindizes wie der Empire State Index (Montag), der Philadelphia Fed Index (Donnerstag) sowie die Einkaufsmanagerindizes (Freitag) dürften dagegen zeigen, dass die US-Wirtschaft auf der fiskalischen Welle derzeit noch sehr erfolgreich reitet, da der Stimulus bis mindestens zum zweiten Quartal 2019 signifikante Wachstumsbeiträge liefern wird. 

In Europa wird sich der Fokus auf die Einkaufsmanagerindizes (Freitag) richten. Die spannende Frage wird dabei sein, ob die Indizes eine Stabilisierung oder doch ein anhaltender Abwärtstrend andeuten. 


Eine gute und erfolgreiche Woche wünscht 

Edgar Walk 

Chefvolkswirt Metzler Asset Management

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