Capital Group: Elektrofahrzeuge boomen während der Corona-Pandemie

Capital Group: Elektrofahrzeuge boomen während der Corona-Pandemie
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Halbleiterengpass, geringe Softwareinvestitionen und fehlende elektronische Infrastruktur. Die Herausforderungen für die Elektromobililtät nehmen zu, trotzdem hat sich der Anteil von Elektrofahrzeugen (EVs) in Europa in den vergangenen zwei Jahren verfünffacht und ist von vier auf 20 Prozent angestiegen.

05.05.2022 | 12:10 Uhr

Dies ist ein Trend, der bleiben wird. Zu dieser Erkenntnis kommt Julie Dickson, Investment Director bei Capital Group: „Durch neue Regulation und immer höhere Anreize wird sich die Verkehrswende hin zu Elektrofahrzeugen beschleunigen,“ erläutert die Expertin. Anleger könnten demnach davon ausgehen, dass sich dadurch eine breite Palette von Investitionsmöglichkeiten ergeben wird.

So hätten viele europäische Regierungen bereits hohe Kaufsubventionen für E-Fahrzeuge als Teil eines Konjunkturpakets eingeführt, um der Wirtschaft nach der Pandemie auf die Sprünge zu helfen. „Und weil die Batteriekosten sinken und weitere Innovationen die höheren Rohstoffkosten ausgleichen dürften, sind EVs mittlerweile auch für die Produzenten profitabel,“ sagt Dickson.

Steigende Nachfrage der Deutschen

Immer mehr Kunden interessieren sich für EVs: Die Preise sinken und die Ladeinfrastruktur wird immer besser. „Der Schlüssel zur Durchsetzung von E-Fahrzeugen auf dem Massenmarkt liegt jedoch darin, dass die Industrie ein E-Fahrzeug entwickelt, das genauso erschwinglich und bequem ist wie herkömmliche Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor“, sagt Dickson.

Auch in Deutschland würden sich EVs immer größerer Beliebtheit erfreuen. Im März 2022 waren 14,2 Prozent der neuzugelassenen Autos reine EVs und weitere 11,3 Prozent Plug-In Hybride. Damit würden vor allem Benziner ersetzt: Waren im April 2020 noch 50 Prozent der neuzugelassenen Autos Benziner, ist der Anteil bis März 2022 um rund 15 Prozentpunkte auf 34,9 Prozent gesunken. Elektroautos und Plug-In-Hybride machen trotzdem jeweils erst 1,3 Prozent des Bestandes der PKWs in Deutschland aus – „Tendenz steigend und mit viel Raum zum Wachsen,“ so Dickson.

Herausforderungen für Hersteller – für Deutschland besonders wichtig

Trotz der beachtlichen Fortschritte blieben für die Branche einige Herausforderungen bestehen. So könnten die jüngsten Lieferengpässe bei Halbleitern nur der Anfang einer Reihe von Engpässen sein, wenn Automobilhersteller ihre Produktion komplett auf E-Autos umstellen würden. Viele Hersteller würden bereits auf die Knappheit reagieren, indem sie die Produktion vertikal integrieren oder die Versorgung über Partnerschaften sicherstellten. „Das Lieferkettenmanagement und ein sicherer Zugang zu den benötigten Ressourcen werden für die Automobilhersteller in den kommenden Jahren entscheidend sein“, weiß Dickson.

Für die traditionellen Autokonzerne sei der Übergang mit besonderen Spannungen verbunden. Verbrennungsmotoren seien komplex. Elektroautos mit einer Batterie, einem Elektromotor, einem Wechselrichter und einem Ein-Gang-Getriebe hingegen seien mechanisch einfach. Die Fixkosten für die Produktion eines E-Fahrzeugs wären daher viel niedriger anzusetzen als die eines Verbrennungsmotors – E-Autos ließen sich somit leichter skalieren.

Allerdings würden EVs Investitionen in Software und elektronische Architektur erfordern. Traditionelle Autohersteller müssten viel Geld in den Aufbau ihrer Softwarekompetenz investieren. „Sie können Investitionen zwar mit Gewinnen und Cashflows aus ihrem Verbrennungsmotorgeschäft subventionieren, aber mit der Zeit könnte sich dies aufgrund der Komplexität der Investitionen sowohl in Verbrennungsmotoren als auch in Elektrofahrzeugen als Nachteil erweisen“, sagt Dickson.

Keine Sorge vor Big Tech

Vor allem für Technologieunternehmen würden sich Möglichkeiten bieten, mit Herstellern zusammenzuarbeiten, bei denen die Qualität der Software ein Unterscheidungsmerkmal sein wird. „Elektroautos, die ein wirklich gutes Erlebnis in einem vernetzten Fahrzeug bieten, könnten für die Hersteller sehr gute Monetarisierungsmöglichkeiten darstellen“, erläutert Dickson. „Daher steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Unternehmen wie Apple, Alphabet und Sony in den Markt für Elektrofahrzeuge einsteigen, da sie die Software bereitstellen wollen, die die Grundlage für Elektrofahrzeuge bildet.“

Elektroautos stünden an der Schwelle zur Rentabilität, und Anleger könnten davon ausgehen, dass dieser Umbruch eine breite Palette von Investitionsmöglichkeiten in vielen Branchen bietet. Trotz dieser Dynamik bleibe die Bewältigung der Herausforderungen auf dem Weg zur Massenmarktakzeptanz die größte Herausforderung für die Branche.

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