Capital Group: Ein Leitfaden zu Markterholungen

Wenn Sie bei Marktrückgängen nervös werden, sind Sie damit nicht alleine. Das gilt insbesondere im Moment, während COVID-19 und seine wirtschaftlichen Auswirkungen weltweit für Ungewissheit sorgen.

27.05.2020 | 15:22 Uhr

Allerdings können Baissen nicht nur äußerst schwierig sein, sie können auch hervorragende Gelegenheiten bieten. Anleger, die den Mut haben, an Ihren langfristigen Plänen festzuhalten, werden oft belohnt, wenn sich die Märkte wieder erholen.

Um die aktuelle Marktsituation ins rechte Licht zu rücken, erörtern wir drei Fakten zu Markterholungen und drei Fehler, die die Anleger vermeiden sollten.
 

3 Fakten zu Markterholungen

1. Fakt: Erholungen sind tendenziell viel länger und stärker als Abschwünge

Die gute Nachricht ist, dass Baissen im Vergleich zu Erholungen tendenziell von relativ kurzer Dauer sind. Es kann einem momentan so vorkommen, als würden sie ewig dauern, in Wirklichkeit richten sie jedoch viel weniger aus als die langfristige Macht der Haussen.

Jeder Marktrückgang ist zwar ein Einzelfall, in den USA hat die durchschnittliche Baisse seit 1950 jedoch 14 Monate gedauert. Die durchschnittliche Hausse war über fünfmal länger.

Und die Renditeunterschiede waren ebenso dramatisch. Trotz des durchschnittlichen Anstiegs um 279 % bei Haussen verlaufen Erholungen selten glatt. Die Anleger müssen oft besorgniserregende Schlagzeilen, erhebliche Marktvolatilität und weitere Kursrückgänge überstehen. Anleger mit konsequenter langfristiger Ausrichtung sind jedoch oft in einer besseren Ausgangsposition, um Ablenkungen zu ignorieren und an ihrem Plan festzuhalten. 

2. Fakt: Nach starken Rückgängen haben sich die Märkte schnell erholt

Wir wissen natürlich nicht genau, wie die nächste Erholung aussehen wird, in der Vergangenheit haben sich die Aktien jedoch im Anschluss an starke Rückgänge oft auch wieder stark erholt. Wir haben die 18 größten Rückgänge des US-Marktes seit der Weltwirtschaftskrise betrachtet, und in jedem dieser Fälle hatte der S&P 500 nach fünf Jahren einen höheren Stand erreicht. In diesen Fünfjahreszeiträumen lagen die Renditen durchschnittlich über 18 % pro Jahr.

Die Renditen waren häufig im Anschluss an die stärksten Rückgänge am höchsten, und sie haben sich von den Markttiefs schnell erholt. Im Anschluss an die fünf größten Baissen der letzten 90 Jahre lag das erste darauffolgende Jahr im Durchschnitt bei 71 %. Dies zeigt, wie wichtig es ist, weiterhin zu investieren und nicht dem Impuls nachzugeben, den Aktien in volatilen Marktphasen den Rücken zu kehren.

3. Fakt: Einige der einflussreichsten Unternehmen der Welt hatten ihren Ursprung in Erholungsphasen

Viele Unternehmen wurden in schwierigen Marktphasen gegründet und haben sich anschließend durchgesetzt.

Nehmen wir nur ein paar Beispiele aus dem US-Markt: McDonald’s hat seinen Ursprung im Jahr 1948, im Anschluss an einen Abschwung, der auf die Umstellung der US-Regierung von einer Kriegswirtschaft zurückzuführen war. Walmart wurde 14 Jahre später gegründet, um die Zeit des sogenannten „Flash Crash“ des Jahres 1962, als der S&P 500 Index um über 22 % fiel. Airbus, Microsoft und Starbucks gehen auf die Stagflationsära der 1970er Jahre zurück, ein Jahrzehnt, das von zwei Rezessionen und einer der schlimmsten Baissen der US-Geschichte gekennzeichnet war. Danach dauerte es dann nicht lange, bis Steve Jobs in seine Garage ging und ein kleines Computerunternehmen namens Apple gründete.

Die Geschichte hat uns gezeigt, dass starke Unternehmen in schwierigen Zeiten überleben und sogar florieren. Diejenigen, die sich auf schwierige Bedingungen einstellen und stärker werden können, tätigen oft attraktive langfristige Investitionen.

Wenn es darum geht, diejenigen Unternehmen, die bei einer Markterholung vielleicht an der Spitze liegen werden, von den wahrscheinlichen Schlusslichtern zu unterscheiden, kommt es auf Bottom-up-Fundamentalresearch an.

3 Fehler, die Anleger vermeiden sollten

1. Fehler: Market-Timing-Versuche

Bei der Anlage kommt es auf die Zeit an, nicht auf das Timing. Wenn Sie Ihr Geld bei einem Abschwung aus dem Markt nehmen, können Sie nicht vollständig von der Erholung profitieren, wenn Sie nicht genau zum richtigen Zeitpunkt wieder investieren.

Nehmen wir zum Beispiel einen hypothetischen Anleger, der seine Aktien während des Abschwungs des US-Marktes in den Jahren 2008–2009 verkauft und anschließend versucht hat, den richtigen Zeitpunkt zu erwischen, um wieder zu investieren, als der Markt Anzeichen für eine Verbesserung zeigte. Wenn er auch nur die 10 besten Tage der Erholung verpasst hätte, hätte dies die langfristigen Ergebnisse dieses Anlegers erheblich belastet — und je mehr „gute“ Tage er verpasst hätte, umso größer wäre sein Verlust ausgefallen.

Anleger, die zögern, ihr gesamtes überschüssiges Kapital auf einmal einzusetzen, sollten vielleicht auf den Durchschnittskosteneffekt setzen, der in volatilen Märkten oft Stabilität bietet.

2. Fehler: Die Annahme, dass man aufgrund der aktuellen negativen Schlagzeilen im Moment nicht investieren sollte

Die derzeitigen wirtschaftlichen und geopolitischen Herausforderungen mögen zwar beispiellos erscheinen, ein Blick auf die Geschichte zeigt jedoch, dass es immer Gründe gab, die gegen eine Anlage sprachen. Trotz negativer Schlagzeilen tendierte der Markt langfristig immer aufwärts.

Nehmen wir zum Beispiel eine Anlage in den S&P 500 am Tag des Angriffs auf Pearl Harbour im Jahr 1941. Wenn diese Anlage über die nächsten 10 Jahre beibehalten worden wäre, hätte sie pro Jahr eine durchschnittliche Rendite von 16 % verbucht. Eine Anlage von 10.000 USD in den S&P 500 Index an dem Tag im Jahr 2008, als Lehman Brothers in Konkurs ging, wäre in den nächsten 10 Jahren auf über 30.000 USD gewachsen. Die Geschichte bietet zahlreiche Beispiele dafür.

Hervorragende Anlagegelegenheiten bieten sich häufig, wenn die Stimmung der Anleger am pessimistischsten ist. Der Coronavirus-Ausbruch mag zwar ein neuartiges Problem darstellen, Ungewissheit ist auf dem Markt jedoch kein neues Phänomen, und der Markt ist langfristig weiterhin widerstandsfähig.

3. Fehler: Eine zu kurzfristige Orientierung

Marktvolatilität ist besonders besorgniserregend, wenn man sich auf kurzfristige Schwankungen konzentriert. Erweitern Sie stattdessen Ihren Zeithorizont und betrachten Sie das langfristige Wachstum Ihrer Anlagen und die Fortschritte, die Sie im Hinblick auf Ihre Ziele gemacht haben.

Betrachten Sie die folgende Abbildung, die dieselbe hypothetische Anlage aus verschiedenen Blickwinkeln zeigt. Die kurzfristige Perspektive entspricht der Sichtweise vieler Anleger in Bezug auf ihre Portfolios: Sie verfolgen die Renditen über kurze Zeiträume. Die langfristige Perspektive zeigt dieselbe Anlage über denselben Zeitraum, jedoch unter dem Gesichtspunkt der jährlichen Wertänderung des Anlageportfolios. Bei dieser Betrachtung glätten sich die kurzfristigen Schwankungen der ersten Abbildung im Laufe der Zeit und es zeigt sich deutlicher, wie das Portfolio wächst.

Denken Sie daran, dass Baissen nicht ewig andauern. Eine langfristige Perspektive kann Anlegern dabei helfen, sich auf die wichtigsten Ziele zu konzentrieren.

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