Capital Group: Die chinesische Biopharmabranche steht vor einem Wendepunkt

Capital Group: Die chinesische Biopharmabranche steht vor einem Wendepunkt
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Weltweit arbeiten Biopharma-Unternehmen intensiv an einem Impfstoff gegen COVID-19. Amerikanische und europäische Pharmariesen scheinen auf einem guten Weg, aber auch einige weniger bekannte Firmen spielen eine Rolle.

12.11.2020 | 08:25 Uhr

Eine Einschätzung von Laura Nelson Carney, Aktienanalystin London

Im Überblick

  • Die chinesische Biopharmabranche wandelt sich von Imitation zu Innovation. Dieser Prozess steht noch am Anfang.
  • Politische Reformen erleichtern ausländischen Arzneimittelherstellern den Zugang zum riesigen chinesischen Markt. Das nützt chinesischen Start-ups und internationalen Unternehmen gleichermaßen.
  • Weltpolitische Spannungen dürften das Wachstum des chinesischen Gesundheitssektors kaum bremsen, weil die Forschungs- und Entwicklungsausgaben sowie die Nachfrage steigen und die Menschen immer älter werden.
  • Für Investoren ergeben sich mehr Chancen, weil der zunehmende Wettbewerb um kluge Köpfe und Kapitalzuflüsse das Wachstum fördern.


Zurzeit sind weltweit etwa ein Dutzend Impfstoffe in fortgeschrittenen klinischen Studien, und drei davon werden von chinesischen Unternehmen entwickelt. Das ist bemerkenswert. Immerhin hat die chinesische Staatsführung erst vor zehn Jahren Strukturreformen in Angriff genommen, um das Gesundheitssystem zu modernisieren, Korruption zu beenden, die Qualität von Medikamenten zu verbessern und Infrastruktur für eigene Biopharma-Unternehmen aufzubauen.

Ich habe in Hongkong gelebt und in den letzten zehn Jahren chinesische Gesundheitsunternehmen besucht und analysiert. Das Entwicklungstempo ist verblüffend. Dabei steht der vielleicht enorme Strukturwandel erst am Anfang. In China entwickelt sich die Biotechnologiebranche dreimal so schnell wie in der Frühphase in den USA. Alles ist größer, alles geht schneller – auch weil die Wirtschaftspolitik hilft.

Die chinesische Biomedizinstrategie könnte in den nächsten zehn Jahren großen Einfluss auf Anlagen in Pharmasektor haben, in China selbst, aber auch weltweit. Nach unseren Prognosen wird der Wachstumsunterschied zwischen China und den USA immer kleiner. China ist bereits jetzt der weltgrößte Anbieter pharmazeutischer Wirkstoffe. Während der Pandemie hat das hat aufgrund zunehmender weltpolitischer Spannungen und protektionistischer Tendenzen zu viel Kritik geführt.

Zudem hat China begonnen, neue und innovative Medikamente zu exportieren: Letztes Jahr sicherte sich BeiGene als erstes chinesisches Unternehmen die US- Zulassung für ein Medikament, dessen klinische Daten größtenteils in China erhoben wurden. Daher bin ich für internationale und chinesische Unternehmen weiterhin optimistisch – trotz der aktuellen weltpolitischen Spannungen. Offenbar will China in der Wertschöpfungskette im Gesundheitswesen aufsteigen. Davon könnte unter anderem das britische Unternehmen AstraZeneca profitieren, da es mit vier Unternehmen vor Ort zusammenarbeitet. 20% des weltweiten Umsatzes von AstraZeneca stammen mittlerweile aus China.

AstraZeneca


Was sorgt für Innovationen?

Alternde Bevölkerung: Die chinesische Bevölkerung erinnert eher an westliche Länder und ist nicht so jung und dynamisch, wie man es in Emerging Markets meist erwartet. Prognosen der Vereinten Nationen zufolge betrug der Altersmedian in China 1970 nur 19 Jahre; dieses Jahr liegt er bei 38 und 2040 soll er 47 betragen. Angesichts der alternden Bevölkerung nehmen auch Krankheiten wie Diabetes und Krebs zu. Deshalb musste die Regierung eingreifen.

Chinas Alterung


Verbrauchernachfrage: Das Verbraucherbewusstsein und die Nachfrage nach besseren Gesundheitsleistungen haben in China massiv zugenommen.
Dazu hat vor allem die wachsende Mittelschicht beigetragen, die zu höheren Gesundheitsausgaben bereit ist. In sozialen Medien wird intensiv über Arzneimittelqualität diskutiert, und Medikamente internationaler Unternehmen, die in China angeboten werden, sind oft vergriffen – weil die Nachfrage das Angebot übersteigt.

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