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Länderblickpunkt Indien

Länderblickpunkt
Länderblickpunkt Indien: Die fetten Jahre sind vorbei
05/2012
Christoph Witte
Delcredere NV

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Politisch steckt das Land in einer Sackgasse. Wachstum verliert an Schwung, öffentliche Finanzen in schlechtem Zustand.

21.05.2012 | 15:03 Uhr

Das bislang aufstrebende Schwellenland Indien hat mit einer Reihe von Problemen zu kämpfen. Zu dieser Einschätzung kommt Christoph Witte, der für Delcredere NV die Studie „Länderblickpunkt Indien: Die fetten Jahre sind vorbei“ verfasst hat. Die Landespolitik Indiens, so Witte, sei durch eine Reihe von Korruptionsskandalen lahmgelegt worden, die im Jahr 2010 enthüllt wurden. Dies, und auch die parlamentarische Behinderung des Ministerpräsidenten Manmohan Singh durch die Opposition, führe zu nur wenigen gebilligten Gesetzesentwürfen. Durch das föderale demokratische System des Subkontinents, blieben regionale Wahlen nicht ohne Auswirkungen für die Politik der Zentralregierung. Für Witte ist der politische Stillstand im Land, der die Umsetzung der nötigen Strukturreformen hinauszögere, nur durch vorgezogene Neuwahlen zu verhindern.

Die Außenpolitik Indiens werde, so Witte, seit Jahren durch die angespannten Beziehungen zum Nachbarland Pakistan bestimmt. Zwar sei der Friedensprozess mit der Atommacht im Jahr 2011 fortgesetzt worden. „Er ist aber wegen Spannungen in der umkämpften Region Kaschmir und anhaltender Drohungen terroristischer Angriffe durch Extremisten auf beiden Seiten sehr fragil“, gibt Witte zu Bedenken. Außerdem bestünden Territorialkonflikte mit China, die Indien aber auf eher friedliche und pragmatische Weise zu lösen versuche.

Wirtschaftlich stehe das Land auch nicht mehr so gut da, wie noch vor wenigen Jahren. Im vergangen Jahr habe das Bruttoinlandsprodukt (BIP) nach zuvor jahrelangem Wachstum an Schwung verloren. „Dabei war im Industriesektor eine besondere Abschwächung festzustellen“, analysiert Witte. Der Autor ist sich sicher, dass die Wirtschaft kaum in der Lage sein dürfte, ihre gute Performance aufrechtzuerhalten. Zu viele Hindernisse wie die globale Konjunkturabkühlung und die negativen Folgen der Rohstoffpreise verhinderten dies. „Die Kombination dieser zwei Faktoren sorgt für eine Ausweitung des Leistungsbilanzdefizits auf voraussichtlich zehn Prozent der Exporterlöse, bevor sich dieser Fehlbetrag wieder korrigieren wird“, erwartet Witte.

Bis zum Jahr 2015 prophezeit der Autor, dass sich Indiens Wachstum auf durchschnittlich etwa 7,5 Prozent jährlich einpendeln werde. „Die breit aufgestellte Wirtschaft wird in erster Linie ihre Impulse durch eine kräftige Nachfrage auf dem großen Binnenmarkt erhalten“, ist er überzeugt. Allerdings sei kaum zu erwarten, dass sich die Inflation abschwäche. Da der Druck auf die Preise durch das teure Importöl und immer wieder auftretende Nahrungsmittelengpässe anhalten werde, bleibe die Inflation auf hohem Niveau.

Ein weiteres, und für Asien absolut untypisches Problem, sei der Rückgang ausländischer Direktinvestitionen in Indien. Diese hätten sich im Verlauf der vergangenen zwei Jahre auf weniger als 20 Milliarden US-Dollar abgeschwächt. Zusätzlich würden die konjunkturellen Aussichten durch die chronisch schlechte Haushaltslage in Verbindung mit dem politischen Stillstand eingetrübt. „Das Haushaltsdefizit fiel im Fiskaljahr 2011/2012 mit acht Prozent des BIP höher als geplant aus“, so Witte. Zudem refinanziere das Land die öffentlichen Schulden von 66 Prozent des BIP fast ausschließlich auf dem Inlandsmarkt und für die öffentlichen Zinszahlungen müssten fast ein Viertel der gesamten Staatseinnahmen aufgewendet werden. Dadurch bestehe nach Ansicht des Autors kaum finanzieller Spielraum, um die sich abschwächende Wirtschaft zu stimulieren.

Trotz allem sorge das riesige wirtschaftliche Potenzial des Landes für anhaltend glänzende Aussichten. Die Wirtschaft profitiere von hohen Investitions- und Sparquoten von über 30 Prozent des BIP. „Der Binnenmarkt ist riesengroß und dynamisch und wird angetrieben durch die Nachfrage einer wachsenden Mittelschicht und einer jungen Bevölkerung“, sagt Witte. Witte hält Reformen für unentbehrlich, wolle sich Indien in dem wirtschaftlich schwierigen Umfeld behaupten. Außerdem müsse die politische Blockadesituation aufgehoben werden. „Nur so kann das Vertrauen der Investoren wieder zurückgewonnen werden und das enorme wirtschaftliche Potenzial Indiens zum Tragen kommen“, ist der Autor überzeugt. Das Länderrisiko Indiens habe sich erhöht, doch sei eine Veränderung der Länderbewertung unwahrscheinlich.

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