Capital Group: Konjunktur 2023 – Wo wir vom Marktkonsens abweichen

Capital Group: Konjunktur 2023 – Wo wir vom Marktkonsens abweichen
Konjunktur

Schwarmintelligenz sollte man nicht unterschätzen. In unsicheren Zeiten muss man aber auch die Risiken im Blick haben.

26.01.2023 | 08:31 Uhr

Viele Investoren scheinen für 2023 immer optimistischer zu werden. Den Märkten zufolge rechnen sie mit einem raschen Rückgang der Inflation, einer nicht mehr so restriktiven US-Geldpolitik und kaum weniger Weltwirtschaftswachstum als 2022. Aber die Geldpolitik kann sich schnell ändern, die Weltlage ist unsicher, und dem stabilen Arbeitsmarkt steht unter anderem ein schwacher Immobilienmarkt gegenüber. Zusammengenommen lässt das unterschiedliche Entwicklungen zu.

In vier Szenarien stellen sich unsere Volkswirte gegen den Marktkonsens. Sie glauben, dass die Assetpreise vielleicht nicht das wahrscheinlichste Szenario widerspiegeln.

So rechnet Jared Franz damit, dass die US-Leitzinsen nicht so bald gesenkt werden. Dennoch erwartet er überdurchschnittliches Wachstum, wenn sich die US-Wirtschaft erholt. Robert Lind geht in Europa von einer lockereren Fiskalpolitik und einer höheren Inflationstoleranz aus als der Marktkonsens. 

Für Stephen Green wird es noch Zeit brauchen, bis sich der chinesische  Konsum erholt. Währungsanalyst Jens Søndergaard warnt davor, den US-Dollar vorzeitig abzuschreiben.

Unsere Portfoliomanager können die Einschätzungen unserer Volkswirte berücksichtigen, müssen sie aber nicht 1:1 umsetzen.

1. Die Fed wird noch länger auf hohe Zinsen setzen

Jared Franz, US-Volkswirt

Die aktuelle Inflationsentwicklung wird die Fed zu stärkeren Zinserhöhungen zwingen. Sonst liefe sie Gefahr, die Fehler der 1960er- und 1970er-Jahre zu wiederholen. Und doch rechnet man am Markt noch immer nicht mit Leitzinsen über 5%, woran auch die Äußerungen der Notenbank nach ihrer Dezembersitzung nichts ändern. Konsens bleibt, dass der US-Wirtschaft 2023 eine Art weicher Landung gelingt, auch wenn sich viele Beobachter jetzt nicht mehr so sicher sind. Ich rechne hingegen mit einer leichten Rezession, bei der die Wirtschaft um etwa 2% schrumpft.

Das Inflationsmaximum dürfte erreicht sein, aber ein Rückgang der Teuerung auf 2% ist in weiter Ferne. Für Preisauftrieb sorgen jetzt nicht mehr Güter, sondern Dienstleistungen – und die Dienstleistungsinflation ist strukturell hartnäckiger. Es wird also Zeit und Mühe kosten, den Preisauftrieb einzudämmen.

Hinzu kommt die Arbeitsmarktentwicklung. Es werden viele neue Stellen geschaffen, und die Löhne steigen ordentlich. Mein Eindruck ist, dass selbst eine Rezession die Löhne nicht wirklich dämpfen kann. Die amerikanische Erwerbs-bevölkerung altert, und nur wenig spricht dafür, dass die Partizipationsquote nach ihrem Rückgang während der Pandemie wieder steigt.


Leitzinsmaximum

Es ist daher keineswegs auszuschließen, dass die Fed den Leitzins auf mehr als 5% erhöht. Schon gar nicht rechne ich mit einer Kehrtwende, also Zinssenkungen bis auf 3% oder 2%, sofern die Rezession nicht wirklich schlimm wird oder die Finanzmärkte in ernsthafte Schwierigkeiten geraten. Wegen der Konjunkturschwäche könnte die amerikanische Notenbank ihre Zinserhöhungen zwar bei 5% oder auch schon eher beenden, doch dürften die Leitzinsen dann noch sehr viel länger hoch bleiben.

Für dauerhaft hohe Leitzinsen spricht meiner Meinung nach auch, dass sich die Wirtschaft jetzt stärker erholen könnte als nach den letzten beiden Rezessionen. Aufgrund der Repatriierung der Produktion und der absehbaren Lieferkettenveränderungen in den nächsten zehn Jahren halte ich hohe Investitionen für möglich. Auch die Energiesicherheit und die höheren Verteidigungsausgaben erfordern in nächster Zeit mehr Kapital.

Weil Arbeitskräfte knapp sind, könnte der Konsum stabiler sein als sonst zum Ende einer Rezession. Der private Verbrauch könnte sich daher ungewöhnlich schnell wieder erholen.

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