DPAM: Nachhaltige Lebensmittel-Wertschöpfungskette – Wie Investoren profitieren

Ophelie Mortier, Chief Sustainable Investment Officer von DPAM
Kommentar

Ophelie Mortier, Chief Sustainable Investment Officer von DPAM, zeigt anhand konkreter Beispiele, wie Anleger an verschiedenen Stellen der Lebensmittelproduktion nachhaltig investieren können – und davon profitieren:

13.03.2024 | 12:03 Uhr

Die Lebensmittelwertschöpfungskette führt vom landwirtschaftlichen Rohstoff über den Verkauf an die Endverbraucher bis hin zur Entsorgung. Anders ausgedrückt: vom Landwirt über die Verarbeitung und den Handel bis hin zum Verbraucher. Nachhaltig ist diese Wertschöpfungskette, wenn sie auf allen Stufen profitabel ist und gleichzeitig soziale Gerechtigkeit und Umweltschutz fördert.

Die EU fördert mit ihrer Farm-to-Fork-Strategie diese Nachhaltigkeit ein, indem sie z.B. bis 2030 eine Halbierung des Pestizideinsatzes gegenüber 2020 fordert. Eine nachhaltige Wertschöpfungskette soll die langfristige Verfügbarkeit von Lebensmitteln gewährleisten, die angesichts der Folgen von Pandemie, Ukrainekrieg und Bevölkerungswachstum unsicher ist. Bei der Produktion und dem Verbrauch von Lebensmitteln soll möglichst wenig verschwendet und gleichzeitig wertvolle Ressourcen geschont werden.

Mit Investments zu den UN-Entwicklungszielen beitragen

Neben der Bekämpfung des Hungers soll entlang der Lebensmittelwertschöpfungskette mehr Gerechtigkeit einkehren, etwa durch die Einhaltung von Grundsätzen der Fairness sowie durch nachhaltige Praktiken, Abfallverringerung und die Förderung gesundheitlicher und sozialer Anliegen. So sollen Kleinbauern zu fairen Praktiken befähigt werden, die sozioökonomische Verbesserung in Entwicklungsregionen soll ebenso gefördert werden wie Qualitätsverbesserungen, Rückverfolgbarkeit, Maßnahmen zur Lebensmittelsicherheit sowie ein gleichberechtigter Zugang zu Lebensmitteln. Mit Investments in Sektoren und Unternehmen, die die Entwicklungsziele der Vereinten Nationen unterstützen, können Anleger dazu beitragen, die globalen Herausforderungen im Bereich der Ernährungssicherheit zu bewältigen. Neue Technologien wie die Präzisionslandwirtschaft, die Datenanalysen, Sensoren und Satellitenbilder nutzt, um das Ressourcenmanagement, einschließlich Wasser, Düngemittel und Pestizide, werden gängige Praktiken erheblich verändern.

Anleger können diese Entwicklung unterstützen, indem sie in Unternehmen investieren, die dazu beitragen, die negativen Auswirkungen der Lebensmittelwertschöpfungskette auf die Umwelt und die Gesellschaft zu verringern. Darüber hinaus bietet die wachsende Nachfrage nach nachhaltig produzierten Lebensmitteln eine günstige Marktchance. Einige Unternehmensbeispiele:

Beispiel 1: Nachhaltige Agrarkultur mit hochwertigem Saatgut

KWS SAAT, ein Spezialist für hochwertiges Saatgut, deckt die gesamte Wertschöpfungskette der modernen Saatgutproduktion ab, einschließlich der Entwicklung neuer Sorten und der Beratung der Landwirte. Zu den Nachhaltigkeitsaspekten des Saatguts gehören Dürre-, Schädlings- und Krankheitsresistenz, die Verringerung von Ernteverlusten und des Pestizideinsatzes sowie die Schonung von Wasserressourcen. Damit trägt das Unternehmen dazu bei, eine konsistente Nahrungsmittelproduktion unter sich ändernden Bedingungen zu gewährleisten – im Einklang mit den Zielen des europäischen Green Deal und der Farm-to-Fork-Strategie für nachhaltige Landwirtschaft.

Beispiel 2: Nachhaltige Lachszucht

Die Nachfrage nach Proteinen effizient und nachhaltig zu decken, ist eine Herausforderung für die Aquakulturindustrie. Bakkafrost, das drittgrößte Fischzuchtunternehmen der Welt, berücksichtigt die langfristigen Auswirkungen seiner Tätigkeit auf wirtschaftliche, soziale und ökologische Faktoren. Das Unternehmen beteiligt sich an einer internationalen Initiative, die sich die Verbesserung der Nachhaltigkeit und Transparenz in der Lachszucht zum Ziel gesetzt hat.

Beispiel 3: Mehr Fairness für Kleinbauern

Kleinbauern spielen eine entscheidende Rolle für die Ernährungssicherheit, die Armutsbekämpfung und die nachhaltige Entwicklung im globalen Agrarsektor. Allerdings haben sie häufig nur begrenzten Zugang zu Ressourcen wie Land, Wasser, Finanzen und Technologie oder stoßen an Marktbarrieren und auf mangelnde Infrastruktur. Um Kleinbauern zu unterstützen, müssen die Akteure der nachhaltigen Ernährungswirtschaft in die ländliche Infrastruktur investieren und Bewässerungsanlagen, Transportsysteme und einen besseren Marktzugang ermöglichen. Diese Akteure können auch zur Stärkung der Bauernorganisationen beitragen, indem sie deren kollektive Verhandlungsfähigkeit stärken, den Zugang zu Betriebsmitteln verbessern und maßgeschneiderte Finanzdienstleistungen wie Mikrokredite und Versicherungen anbieten. Colruyt, ein belgisches Unternehmen, hat sich zum Ziel gesetzt, kleine landwirtschaftliche Erzeuger in Entwicklungsregionen zu unterstützen und ihre Lebensbedingungen zu verbessern. Das Unternehmen hilft beim Aufbau effizienter und nachhaltiger Produktionssysteme, nimmt feste Mengen über dem Marktpreis ab und fördert nachhaltige Produktion durch Wissenstransfer, technische Unterstützung und finanzielle Mittel.

Beispiel 4: Ausreichende Einkommen sichern

Beschäftigte mit existenzsicherndem Lohn sind in der Lage, ihre Grundbedürfnisse und die ihrer Familien zu befriedigen, und haben eine bessere Chance, der Armut zu entrinnen. Die Firmenich-Gruppe, das weltweit größte private Duft- und Geschmacksstoffunternehmen, setzt sich für eine gerechtere Gesellschaft ein und bezahlt allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein mindestens existenzsicherndes Gehalt. Dafür wurde das Unternehmen 2022 als erstes seiner Branche von der Initiative Fair Wage Network global für existenzsichernde Löhne zertifiziert. Darüber hinaus setzt sich Firmenich für existenzsichernde Löhne in seinen Lieferketten und in Zusammenarbeit mit seinen Kunden ein.

Beispiel 5: Zugang zu gesunder Nahrung

Nach UN-Angaben konnten sich im Jahr 2020 mehr als drei Milliarden Menschen keine gesunde Ernährung leisten. Tate & Lyle, ein weltweit führender Anbieter von Ingredienzien für gesündere Lebensmittel und Getränke, hat in den letzten zwei Jahren 4 Millionen Tonnen Zucker aus der Ernährung der Menschen entfernt. Das Unternehmen arbeitet kontinuierlich daran, die Nährwertprofile von Verbraucherprodukten durch den Zusatz von Ballaststoffen und Proteinen zu verbessern.

Beispiel 6: Verschwendung reduzieren

Die Reduzierung von Lebensmittelabfällen ist nicht nur ökologisch nachhaltig, sondern sorgt auch für mehr Lebensmittelsicherheit und soziale Gerechtigkeit. Darling Ingredients reduziert Lebensmittelabfälle durch die Wiederverwendung tierischer Nebenprodukte und anderer Materialien. Dazu gehören etwa Bäckereiabfälle, die zu Tierfutter verarbeitet werden. Gebrauchtes Speiseöl und tierische Reststoffe werden zu erneuerbarem Diesel aufgewertet, aus Fleischnebenprodukten entstehen verschiedene Endprodukte.

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