„Rom liefert, wo Cali scheiterte”, urteilt Julie Gossen, Responsible Investment Specialist bei DPAM, über die jüngste Konferenz zur Biodiversität:
07.03.2025 | 06:15 Uhr
Die Biodiversitätskonferenz COP16.2 in Rom hat Unerledigtes ins Ziel gebracht. Die vorherige COP16 in Cali war ohne Einigung über die Finanzierung oder den Überwachungsrahmen zu Ende gegangen. Die Hoffnungen richteten sich daher auf die Zusammenkunft in Rom. Hier sollten die wichtigsten Fragen zur Umsetzung des Kunming-Montreal Global Biodiversity Framework (KMGBF) geklärt werden. Dieses Rahmenwerk beinhaltet den Schutz von 30 % des Festlands und der Ozeane bis 2030 und wird oft als Pariser Abkommen für die Natur bezeichnet.
Zu den Durchbrüchen in Rom zählte die Annahme der Strategie zur Mobilisierung von Ressourcen, die Einrichtung des Cali-Fonds und die Fertigstellung des Überwachungsrahmens. Diese Entwicklungen sollen die Finanzierungslücke im Bereich der Biodiversität schließen und für mehr Transparenz bei der Umsetzung globaler Biodiversitätsverpflichtungen sorgen. Sie zeigen zudem, dass Länder auch ohne Beteiligung der USA – die in Rom nicht vertreten waren – die Zusammenarbeit aufrechterhalten können.
Ressourcen an die Ambitionen angleichen
Die vorherige Konferenz in Cali endete abrupt, als kleinere Länder ihre
Abflüge nicht verschieben konnten und abreisen mussten, bevor die Verhandlungen
abgeschlossen waren. Dies zeigt die Diskrepanz zwischen globalen Zielen und den
finanziellen Mitteln, die für eine sinnvolle Beteiligung erforderlich sind.
Darum waren die COP16.2-Verhandlungen über die Finanzierung so wichtig: Will
die Welt den Verlust der biologischen Vielfalt stoppen, müssen angemessene
Mittel zur Verfügung stehen.
Mobilisierung von Ressourcen
Auf der COP16.2 wurde die Strategie zur Mobilisierung der geschätzten 700
Milliarden US-Dollar an jährlichen Finanzmitteln beschlossen, die bis 2030
benötigt werden. Diese sollen aus verschiedenen Quellen fließen, darunter aus
öffentlichen Finanzen, privaten Investitionen und dem neuen Cali-Fonds.
Investoren sprachen sich für die Einbeziehung politischer und regulatorischer
Maßnahmen aus. Dazu gehören naturbezogene Offenlegungen, Reformen
wirtschaftlicher Anreize und eine stärkere Beteiligung der Zentralbanken. Die
Ressourcenmobilitätsstrategie umfasst ehrgeizige finanzielle Ziele und
politische Maßnahmen. Die jüngste Entscheidung der EU-Kommission, Umfang und
Tiefe der Umweltberichterstattung zu verringern, wirkt dagegen eher
zwiespältig.
Nutznießer genetischer Ressourcen müssen zum Erhalt
beitragen
Der beschlossene Cali-Fonds ist ein bahnbrechender
Finanzierungsmechanismus, der eine faire und gerechte Aufteilung der Vorteile
aus digitalen Sequenzdaten (DSI) für genetische Ressourcen sicherstellen soll.
Der Fonds wird Beiträge z.B. von Pharma-, Biotechnologie- und
Kosmetikunternehmen erhalten und für den Schutz der biologischen Vielfalt
einsetzen; mindestens die Hälfte soll indigenen Völkern und lokalen
Gemeinschaften zugutekommen.
Unternehmen, die von genetischen Ressourcen profitieren, sollen also zu deren Erhaltung beitragen. Für Investoren schafft der Fonds einen wichtigen Präzedenzfall: Kosten im Zusammenhang mit der Biodiversität sollen in Geschäftsmodelle integriert werden. Dafür müssen Unternehmen Abhängigkeiten und Risiken im Zusammenhang mit der Biodiversität bewerten. Kritik kommt vom Internationalen Verband der Pharma-Produzenten wegen möglicher negativer Auswirkungen auf die medizinische Forschung und Innovation.
Überwachungsrahmen zur Gewährleistung der
Rechenschaftspflicht
Ein weiterer Erfolg der COP16.2 ist die Einigung über die Indikatoren
innerhalb des Überwachungsrahmen, mit dem die Rechenschaftspflicht bei der
Umsetzung des Rahmens gewährleistet werden soll. Die Fertigstellung des Rahmens
sorgt für dringend benötigte Transparenz. Im Vorfeld der COP17 im Jahr 2026
müssen die Regierungen konkrete Fortschritte bei der Ausrichtung der
Finanzströme auf die Biodiversitätsziele nachweisen und damit die Grundlage für
eine ehrgeizige Umsetzung schaffen.
Rom wurde nicht an einem Tag erbaut – die Finanzierung
der Biodiversität auch nicht
Die getroffenen Entscheidungen werden die Finanzierunginitiativen für die
Biodiversität in den kommenden Jahren prägen. Der nächste Schritt für die
Regierungen besteht darin, die vereinbarten Verpflichtungen in nationale
Richtlinien umzusetzen. Finanzinstitute müssen die Rahmenbedingungen für die
Finanzierung der Biodiversität in ihre Portfolios integrieren.
Alle Beteiligten – Regierungen, Finanzinstitutionen und Unternehmen – müssen ihre Verpflichtungen in konkrete Maßnahmen umsetzen, um den Verlust der biologischen Vielfalt noch in diesem Jahrzehnt zu stoppen und umzukehren.
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