Wasser ist eine Stütze vieler Wirtschaftssektoren. Dennoch wird es immer stärker belastet, verschmutzt und übernutzt, während die weltweite Nachfrage weiter steigt. Zum Ausgleich braucht es Innovation, Investitionen und nachhaltige Lösungen. Die Chancen, die sich hieraus für Anleger ergeben, fasst Mathias Talmant, Fondsmanager bei DPAM, zusammen:
15.05.2025 | 10:54 Uhr
Werfen wir einen Blick auf die interessantesten Möglichkeiten:
1. Wasserinfrastruktur
Core & Main (CNM) befasst sich als Experte für Wasserausrüstung
mit Rohrleitungen, Zugang zu Wasser und Ressourcenschonung. Die alternde
Infrastruktur ist Herausforderung und Investitionschance zugleich. In den USA
ist die Wasserinfrastruktur im Durchschnitt 49 Jahre alt; Erneuerungen könnten
in den nächsten 25 Jahren $1 Billion kosten, z.B. durch den Einsatz von
PVC-Rohren, die kostengünstiger und langlebiger sind als herkömmliche
Materialien und den Wasserverlust um bis zu 40 % reduzieren könnten. CNM
hat einen dominierenden Marktanteil in einer fragmentierten Branche. Der Markt
für Modernisierungen der Wasserinfrastruktur soll bis 2050 weltweit auf $22,6
Billionen (Quelle: Winpenny) wachsen. Dank starker Kundenbeziehungen und
operativer Effizienz ist CNM in einer guten Position, um zukünftige
Wachstumschancen zu nutzen.
2. Landwirtschaft und
Ernährung
Über 70 % des weltweiten
Süßwasserverbrauchs entfällt auf die Landwirtschaft (Quelle: FAO). Bis 2050
wird die wachsende Weltbevölkerung zusätzlichen Druck auf die Wasserressourcen
ausüben. Innovationen in den Bereichen Präzisionslandwirtschaft, intelligente
Bewässerung und Pflanzenzüchtung reduzieren den Wasserverbrauch und verbessern
die Erträge. Züchtungsprogramme von KWS, einem der größten
Saatgutunternehmen weltweit, haben die jährlichen Ernteerträge in den letzten
20 Jahren um durchschnittlich 1,16 % gesteigert. KWS-Zuckerrübensorten
sind krankheitsresistent und erzielen höhere Erträge bei geringerem Einsatz von
Fungiziden, während Hybridmais Dürren besser toleriert. KWS hat 60 %
Weltmarktanteil bei Zuckerrübensaatgut und verfügt über ein expandierendes
Gemüsesaatgutsegment mit hohen Margen.
3.
Analytik,
Abwasser und Schadstoffbeseitigung
Da 80 % der
weltweiten Abwässer unbehandelt ins Meer geleitet werden (National Geographic),
besteht dringender Bedarf an Wasseraufbereitungslösungen. Das Unternehmen Xylem stellt Pumpen,
intelligente Messgeräte, Filteranlagen sowie Geräte für die Leckageerkennung
und fortschrittliche Wasseranalyse her. Es ist zudem führend im Bereich
Wasserwiederverwendung und -einsparung. Der Markt für Wasserrecyclingtechnologien
wird bis 2028 voraussichtlich zweistellig wachsen (Quelle: UNESCO). Xylem
ermöglicht humanitäre Hilfe in Krisensituationen, beispielsweise durch die
Versorgung von Erdbebengebieten in der Türkei mit sauberem Wasser. Starke
Cashflows und die gesunde Bilanz machen zukünftige Akquisitionen und
Ausschüttungen an die Aktionäre möglich. Kostenoptimierung und operative
Effizienz sollen die Margen des Unternehmens verbessern.
4. Entsalzung
Die Meerwasserentsalzung
ist eine Lebensader in Regionen, in denen es keine erneuerbaren
Süßwasserressourcen gibt. Sie ist Teil der Wasserstrategie von Veolia,
die außerdem Abwasserrecycling und Umweltschutz umfasst. Das Unternehmen hat
die Energieintensität der Meerwasserentsalzung gesenkt und den Prozess
wesentlich nachhaltiger und günstiger gemacht. Auch im Umgang mit
natriumhaltigem Abwasser, das bei Entsalzungsprozesses anfällt, macht Veolia
Fortschritte. Dank seines vielfältigen Dienstleistungsangebots, seiner
Kosteneffizienz, einer gesunden Bilanz und einer starken Marktposition in
wichtigen Wachstumsbereichen ist das Unternehmen ein attraktives Investment.
5. Aquakultur
Mit dem geringsten
CO2-Fußabdruck und der besten Futterverwertungsquote (Futter pro kg essbarem
Fleisch) bietet die Lachszucht eine nachhaltige Lösung für die Überfischung. Bakkafrost ist
ein führendes Unternehmen im Bereich Aquakultur und bekannt für die Produktion
von hochwertigem Lachs. Dank seiner vollständig integrierten
Wertschöpfungskette, die u.a. die Futtermittelproduktion umfasst, erzielt das
Unternehmen Premiumpreise und branchenführende Margen. Das eigene Futtersegment
schützt vor steigenden Fischöl- und Fischmehlpreisen; ein innovatives
Doppelbehandlungssystem gegen Seeläuse hat die Sterblichkeitsrate in der Zucht
vor Schottland deutlich gesenkt.
6.
Unterwasserkabel
Hochspannungs-Seekabel
sind für die Stabilität der Stromnetze und für die Übertragung von erneuerbarer
Energie aus dem Meer zurück an die Festlandnetze unerlässlich. Prysmian spielt
als führender Hersteller von Seekabeln eine entscheidende Rolle bei der
Netzanbindung, einem der größten Engpässe der Energiewende. Die Nachfrage nach
Hochspannungskabeln ist durch den beschleunigten Ausbau der
Offshore-Windenergie sehr hoch, die weltweiten Produktionskapazitäten sind
knapp. Prysmian ist aufgrund seiner Größe und dank der hohen Eintrittsbarrieren
im Unterwassermarkt und zahlreicher Wachstumsprojekte, insbesondere im
margenstarken Hochspannungssegment, gut positioniert, um seine Führungsposition
zu behaupten.
7. Wasserkraft
Das Potenzial der
Meeresenergie reicht von Wellen- und Gezeitenkraft bis hin zu
Offshore-Windparks. Würde dieses Potenzial vollständig genutzt, könnte man mehr
als das Doppelte des aktuellen weltweiten Strombedarfs erzeugen (Quelle: IEA).
Während die Aussichten für Offshore-Windkraft in den USA trüb sind, gelten
Pumpspeicherkraftwerke derzeit als beste Form der Energiespeicherung, um die
Schwankungen erneuerbarer Energiequellen auszugleichen. Iberdrola bietet
diese effizienteste Form der Energiespeicherung und trägt mit einer
Pumpspeicherkapazität von über 100 GWh insbesondere in Spanien, Großbritannien
und den USA dazu bei, Angebot und Nachfrage in den Netzen auszugleichen. Zwei
Drittel seiner Investitionen fließen in den Netzausbau, vor allem in den USA
und Großbritannien. Dank seiner Führungsposition im Bereich Solarenergie bietet
Iberdrola starkes, diversifiziertes Wachstumspotenzial bei erneuerbaren
Energien und darüber hinaus.
8.
Andere Branchen der Blue Economy
Die blaue Wirtschaft umfasst noch viele andere Branchen wie Meeresbergbau, Offshore-Bohrungen, Seeverkehr, Tourismus und marine Biotechnologie. In diesen Segmenten steckt nur begrenztes Potenzial, entweder aufgrund grundlegender Schwächen, fehlender Börsennotierung oder ökologischer Bedenken. Bei der Umstellung auf umweltfreundlichere Kraftstoffe wie Methanol oder Wasserstoff steht die maritime Industrie, die für 3 % der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich ist, noch am Anfang.
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