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Kolumne

Was wir aus der Corona-Krise lernen können

FundResearch blickt auf die letzte Woche zurück und gibt einen Ausblick auf künftige Ereignisse. Im Fokus diesmal: der Ruf nach weiteren Lockerungen in der Corona-Pandemie.

27.04.2020 | 08:15 Uhr von «Matthias von Arnim»

Rückblick auf die vergangene Woche

Ein Monat Shutdown in Deutschland. So kann es nicht weitergehen. Deshalb rufen immer mehr Landespolitiker und zutiefst frustrierte Bürger nach Lockerungen. Warum auch nicht? Das Virus ist ja schon fast besiegt. Als die Bundesregierung im März ihre Pandemie-Maßnahmen verkündete, gab es knapp 23.000 bestätigte Sars-Covid19-Infektionen in Deutschland. Heute sind es 155.000. Immerhin ist die Anzahl der täglich neu gemeldeten Fälle im Vergleich zu damals deutlich gesunken. Am 22. März wurden noch 1.948 Neuinfektionen gemeldet. Gestern gab es 1.737 neue Meldungen. Das muss gefeiert werden.

Der Ruf nach Lockerungen ist auf jeden Fall unüberhörbar. Mancherorts regt sich sogar fast aufrührerischer Widerstand gegen die drastischen Einschränkungen, die uns die Bunderegierung auferlegt hat. Konkret: Am Abend des 22. März bat uns die Bundeskanzlerin per Videoschalte, möglichst Abstand zu anderen Mitmenschen zu halten, als Mindestabstand im öffentlichen Raum gilt 1,50 Meter. Gruppenansammlungen und Feiern sind seitdem verboten, Restaurants, Cafés, Friseure und Tattoo-Studios sind geschlossen. Ach ja, und Bundesligaspiele finden nicht mehr statt. Klar, da muss sich jetzt radikal etwas ändern. Zumal jetzt zu viele Intensiv-Betten mit neuen, teuer eingekauften Beatmungsgeräten in den Krankenhäusern leer stehen. Wozu haben wir denn unser Gesundheitssystem innerhalb so kurzer Zeit aufgerüstet? Vermutlich hängen Ärzte und Pfleger jetzt Däumchen drehend auf leeren Krankenhaus-Fluren herum und wissen nichts mit ihrer Zeit anzufangen. Das ist ein unhaltbarer Zustand. Deshalb ist es nur konsequent, den Menschen im Land wieder mehr Freilauf zu lassen. Bereits am Wochenende war zu besichtigen, wie verantwortungsvoll diese damit umgehen. Die Baumärkte waren voll, und der Mindestabstand zu den Nächsten spielte kaum mehr eine Rolle. Immerhin ist die Zahl der Menschen gestiegen, die eine Mundschutzmaske tragen. Das ist ja schon mal was. Man wird bescheiden in seinen Erwartungen an die Mitmenschen, die einen umgeben.

Wir können aus dieser Krise auf jeden Fall etwas lernen. 

Erstens: So diszipliniert und leidensfähig, wie wir Deutschen uns gerne selbst sehen, sind wir bei Weitem nicht. Das Klagen über die Einschränkungen des öffentlichen Lebens ist unüberhörbar. Und dies, obwohl wir uns mit unseren Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie eher am schwedischen Modell orientieren – auch wenn das in der Öffentlichkeit oft anders wahrgenommen und dargestellt wird. In kaum einem anderen Land herrschte in den vergangenen Wochen so viel Bewegungsfreiheit wie bei uns. Zum Vergleich: In Italien, Spanien und vielen anderen Nationen sind die Menschen seit Wochen in ihren Wohnungen eingesperrt. Hier bei uns überwogen Empfehlungen, in den meisten anderen Ländern rund um den Globus Verbote. 

Zweitens: Die Pandemie hat Schwächen in diesem Land schonungslos offengelegt. Zum Beispiel Im Schulsystem. Im Gesundheitswesen. In der IT-Infrastruktur. In der Wirtschaft. Im Beschaffungsamt der Bundeswehr. Abgesehen von der Bundeswehr sind dies alles Bereiche, die aus der Corona-Krise lernen und vielleicht gestärkt daraus hervorgehen können. Das ist wichtig, auch im Hinblick auf die nächste Krise, die garantiert irgendwann kommen wird.  

Drittens: Die nationalen Reflexe, in die Länder der Europäischen Union in dieser Krise zurückgefallen sind, sind bedenklich. Ebenso wie die Unfähigkeit der europäischen Institutionen, darauf zu reagieren. Eine EU-Strategie ist bis heute nicht erkennbar. Die unsägliche Diskussion um die Corona-Bonds, alternative Finanzhilfen oder Kreditinstrumente sorgen dafür, dass die Schlagbäume in Europa in den Köpfen der Menschen noch lange unten bleiben werden. Auch wenn die Landesgrenzen längst wieder frei passierbar sind. Was bleibt, sind die Bilder chinesischer Ärzte und russischer Hilfslieferungen für Italien, während EU-Staaten ihre gehorteten Schutzbekleidungen nicht mit anderen teilen wollten. Dass China und Russland keine wirkliche Hilfe leisteten, sondern nur Fotos für ihre Propagandamaschinen sammelten – geschenkt, daran wird sich später kaum noch jemand erinnern. 

Die Lehre, die wir alle aus der Krise ziehen können: Mehr Eigenverantwortung, Mitdenken und Rücksicht sind die Lösung. Eine Maske schützt nicht uns, sondern die Anderen. Wenn Alle mitmachen, ist allen geholfen. Egoismus hilft nicht weiter. Und Jammern schon gar nicht.

Ausblick auf die bemerkenswertesten Termine in dieser Woche

Ab Montag herrscht Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln und Räumen. Ansonsten bricht sich das gewohnte Leben wieder seine Bahn. In etwa zwei Wochen wird man sehen, wie gut die Menschen in diesem Land damit umgehen können.

Am Dienstag gibt die Bank of Japan (BoJ) Statements zur Entwicklung der Arbeitslosenquote und zu ihrer weiteren Geldpolitik ab. Die japanische Notenbank will zudem über unbegrenzte Anleihekäufe diskutieren. 

Am Mittwoch werden etliche statistische Zahlen für die Eurozone veröffentlicht, darunter die Entwicklung der Geldmenge M3, die Ergebnisse der Umfrage zum Verbrauchervertrauen, die Stimmung im Dienstleistungssektor, die Vergabe von Privatkrediten und der Geschäftsklimaindex. Die Stimmungsumfragen sind derzeit wichtig, um die Wirkung der Maßnahmen der Staaten und der EZB ermessen zu können. An gutem Willen zur Eindämmung der wirtschaftlichen Schäden fehlt es jedenfalls nicht. So hat etwa die Europäische Zentralbank in der vergangenen Woche verkündet, jetzt auch Schrottanleihen als Sicherheiten für die Kreditvergabe zu akzeptieren. Weiter kann eine Notenbank die Geldschleusen kaum noch aufreißen. Der nächste Schritt wäre das bedingungslose Grundgehalt für Alle, monatlich ausgezahlt direkt von der EZB.

Am Donnerstag folgen die europäischen Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt in den einzelnen EU-Staaten und in der EU insgesamt. Außerdem darf man gespannt sein auf die Entwicklung der Arbeitslosenquoten in den EU-Staaten. 

Am Freitag ist Tag der Arbeit. Er wird sich anfühlen wie die meisten Tage in den vergangenen Wochen. Die Büros bleiben leer. Dafür wird in den Häusern, Schreber- und Vorgärten heftig gebaut, gebastelt, gehäckselt und gefegt. Die zuletzt berstenden Baumärkte lassen es erahnen.

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