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Kolumne

Die Verschmelzung der virtuellen mit der realen Welt

TiAM FundResearch blickt auf den Investmentkongress zurück – und speziell auf einen Beitrag der Gastrednerin Katharina Gehra, die erklärt, wie die Tokenisierung unseren Alltag verändern wird. Außerdem im Fokus: ein kritischer Blick auf die vermutlich wichtigste Veranstaltung dieser Tage.

17.10.2022 | 07:30 Uhr von «Matthias von Arnim»

Rückblick auf die vergangene Woche

Das für uns wichtigste Ereignis der zurückliegenden Arbeitswoche war – natürlich – die TiAM-Investmentkonferenz am Alpsee. In angemessenem Rahmen präsentierten am vergangenen Donnerstag und Freitag namhafte Experten verschiedener Fondsgesellschaften ihre Strategien und Lösungen für die kommenden Monate. Zu diesem Rahmen zählten nicht zuletzt die spannenden Vorträge der Gastredner. Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank Gruppe, erklärte seinen Zuhörern unter anderem, dass zumindest in den USA das Thema Inflation schon bald aus den Schlagzeilen verschwinden könnte. Darauf deuteten einige Indikatoren hin. Und auch sonst seien positive Überraschungen nicht auszuschließen. Stichwort Überraschung: Für staunende Gesichter sorgte Katharina Gehra, Chief Executive Officer & Co-Founder von Immutable Insight, dem ersten BaFin-lizenzierten Vermögensverwalter für digitale Assets. Die Blockchain-Expertin führte die anwesenden Vermögensverwalter und Finanzberater in das Thema Tokenisierung ein. Den Begriff hatten einige zwar schon mal gehört. Doch die Wucht, mit der Blockchain-Anwendungen und speziell die Token-Ökonomie unser Leben schon bald radikal verändern werden, war den meisten nicht bewusst. Das dürfte sich am Nachmittag des 13. Oktober 2022 geändert haben.

Und darum geht es: Kurz und sehr vereinfacht zusammengefasst, bedeutet Tokenisierung, dass alle Dinge digital abgebildet werden können. „Dinge“ ist in diesem Zusammenhang ein weitgefasster Begriff. Damit können auch Dinge gemeint sein, die man nicht anfassen kann. Es ist reine Definitionssache. Man darf sich das als erweiterte virtuelle Kopie unserer Welt vorstellen. Die Erweiterung besteht darin, dass durch die Tokenisierung die Dinge unter anderem einen Wert bekommen können. Damit werden sie handelbar. Und nicht nur das. Sie können, wenn sie mit den entsprechenden Optionen ausgestattet sind, auch selbst aktiv werden und handeln. Mit der Tokenisierung schaffen wir uns also eine Art dynamische Parallelwelt. Darin können sich auch Dinge befinden, die es in der Realität, wie wir sie heute kennen, bisher nur in Online-Spielen gibt. Fabelwesen, Zaubergegenstände, virtuelle Turnschuhe und Sportler. Alle bis ins Detail und ganz oder teilweise handelbar. Mit Kryptowährungen oder auch mit uns bekannten Währungen wie Euro oder US-Dollar. Klingt verrückt? Nein, das ist zum Teil schon Realität. Beziehungsweise das, was wir uns selbst schaffen und dann letztlich dafür halten.

In der Praxis kann das dann so aussehen, dass wir über den Kauf von Tokens einen Anteil an einem Elektroauto und damit verbundene Fahrzeiten erwerben, in denen wir das Auto nutzen dürfen. Das Auto wiederum lädt beispielsweise über Kontaktschleifen an Ampeln seinen Akku auf. Die Abrechnung erfolgt automatisch. In der Blockchain werden die Stromkäufe gespeichert und von unserer Wallet – unserem digitalen Portemonnaie – abgebucht. Die Währung kann eine Kryptowährung sein oder auch der digitale Euro, der in den kommenden Jahren eingeführt werden soll. Unser ganzes Leben ist digitalisiert, unser Eigentum, unsere Schulden und unser Vermögen ebenso. 

Die Technik ist bereits so weit. Die rechtlichen Grundlagen für die Anwendungen werden gerade geschaffen. Ende Juni haben sich der Rat und das Europäische Parlament auf einen vorläufigen Entwurf über den Vorschlag zu Märkten für Kryptowerte (kurz: MiCA) geeinigt. AM 5. Oktober fiel der Startschuss für das förmliche Annahmeverfahren. Im Jahr 2024 werden die neuen EU-Vorschriften zur Regulierung von Emittenten und Dienstleistern für digitale Vermögenswerte sowie die Verwahrung, den Handel, den Austausch, das Order-Routing und die Beratung in Kraft treten. Für einige Berufszweige, die heute noch sehr gut davon leben, Geschäftsvorgänge abzuwickeln und rechtssicher zu dokumentieren, könnte dann eine schwere Zeit anbrechen. Makler, Notare und klassische Handelsplätze wie Börsen könnten überflüssig werden, wenn Dinge und Wertpapiere ohne weitere schriftliche Dokumentation rechtssicher übertragen werden können.

Bislang können sich solch eine Welt nur Menschen vorstellen, die mit der Materie vertraut sind. Krypto-Experten wie Katharina Gehra zum Beispiel. Das wird sich schon bald ändern. Der vergangene Donnerstag dürfte dazu beigetragen haben.

Ein kritischer Blick auf die vermutlich wichtigste Veranstaltung in diesen Tagen

Am Sonntag (gestern) hat Xi Jinping den Kongress der Kommunistischen Partei Chinas mit einer Grundsatzrede eröffnet. Der Kongress tagt bis zum Ende der Woche. Schwerpunkt des alle fünf Jahre stattfindenden Parteitages ist diesmal der Ausbau der Macht von Xi Jinping. Der Staats- und Parteichef hat im Vorfeld der Tagung dafür gesorgt, dass die 2.300 Delegierten seine Ideologie noch tiefer als Leitlinie in der Verfassung der Partei verankern und ein neues Zentralkomitee bestimmen, in dem noch mehr enge Vertraute Xi Jinpings vertreten sein werden. Vor allem aber wird Xi Jinping nun sein wichtigstes Ziel erreichen: Er wird für eine dritte Amtszeit als Partei- und Staatschef berufen werden – und darüber hinaus. Xi Jinping erhält Macht-Privilegien, die ihn de facto zum Staatschef auf Lebenszeit erheben. Die Beratungen dazu finden offiziell in dieser Woche statt. Intern sind jedoch bereits alle Entscheidungen, die der Kongress am Ende beschließen wird, schon längst geklärt. Dazu zählen die Fortführung der Null-Covid-Strategie, ein aggressiver Wettbewerbs- und im Zweifelsfall auch Konfrontationskurs dem Westen gegenüber und die Rückholung Taiwans, im Zweifelsfall mit Gewalt. Der Militäretat wird dafür noch einmal aufgestockt. 

Das Thema Wirtschaft spielt in diesen Tagen auf dem Kongress erstaunlicherweise keine bedeutende Rolle. Die Lockdowns, Massentests, Quarantäne und die digitale Kontaktverfolgung haben die zweitgrößte Volkswirtschaft der Erde in eine Wachstumskrise gestürzt. Doch das will Xi Jinping nicht öffentlich diskutieren. Die Manifestierung seiner eher rückwärtsgewandten Grundsätze in der Verfassung und die Festigung seiner De Facto-Diktatur haben für ihn diesmal Priorität. Für China und die Welt ist dieser Kongress deshalb nicht weniger als eine Zeitenwende - auch wenn dieser Begriff im Zusammenhang mit Putins Einmarsch in die Ukraine schon gebraucht wurde und auch dort nicht weniger passend ist.

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