Capital Group: Das neue Zeitalter der Reglobalisierung

Capital Group: Das neue Zeitalter der Reglobalisierung
Investment

Die COVID-19-Pandemie kann die weltweiten Handelsspannungen verschärfen. Von Steven Smith, Investment Director London.

21.10.2020 | 08:04 Uhr

Im Überblick

  • VielleichtbedeutetdiePandemienichtdasEndeder Globalisierung, sondern verändert nur deren Gesicht. Wir nennen einige Themen, die für eine Reglobalisierung sprechen.
  • DerCapitalGroupNewPerspectiveFund(LUX)investiertschon immer in multinationale Unternehmen (Multinationals), die von Veränderungen des Welthandels profitieren – und nicht nur von seinem Anstieg.


Globalisierung: Wo standen wir Anfang 2020?

Die Globalisierung war maßgeblich für den Anstieg des weltweiten Wohlstands. Viele Menschen sind durch sie der Armut entkommen. Trotz der offensichtlichen Vorteile gemeinsamer Innovationen und Produktivitätssteigerungen hat sich die Aussicht auf eine noch stärkere internationale Zusammenarbeit in den letzten Jahren verschlechtert. Nach der internationalen Finanzkrise war das Wachstum einige Jahre schwach, und das Thema Ungleichverteilung gewann an Bedeutung. Es folgten zahlreiche Unmutsbekundungen wie die „America First“- Kampagne von US-Präsident Trump, zunehmende Skepsis gegenüber China, das Brexit-Referendum und die Politik der „Strategischen Autonomie“ der Europäischen Union (EU).

Diese Aktionen haben aber nicht nur eine politische Dimension, sondern messbare Folgen für den Welthandel. 2019 hatte der Handel 60% Anteil am Welt-BIP, genauso viel wie 2008.1 Nach Berechnungen der Welthandelsorganisation (WTO) betrafen die Importbeschränkungen, die 2009 eingeführt und Ende 2018 immer noch in Kraft waren, 8,8% (bzw. 1,3 Billionen US-Dollar) der gesamten Importe der G20. Das entspricht einem Anstieg von 3,5 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr.2

1 Stand 31. Dezember 2019. Quelle: Weltbank

2 Stand 31. Dezember 2018. Quelle: Welthandelsorganisation (WTO)

G20-Importbeschränkungen


Sorgt COVID-19 für eine Deglobalisierung ...

Die Pandemie hat nicht nur Folgen für Millionen Menschen auf der ganzen Welt, sondern auch katastrophale Auswirkungen auf Weltwirtschaft und Welthandel. Nach einer aktuellen Schätzung der Welthandelsorganisation (WTO) könnte der Welthandel 2020 abhängig von der Dauer der Pandemie sowie der Wirksamkeit der geld- und fiskalpolitischen Reaktionen um 13% bis 32% nachlassen.3

Wie lange der Einbruch dauert und wie die Erholung am Ende aussieht, ist unklar. Mehrere Szenarien sind denkbar. Klar ist dagegen, dass Regierungen und Unternehmen die Vorzüge internationaler Lieferketten kritisch hinterfragen, bei denen Offshoring gang und gäbe ist. Nach einer im Mai 2020 bei der Global Business Alliance (einer Gruppe internationaler Unternehmen mit hohen Umsätzen in den USA) durchgeführten Umfrage erwarteten 77% der Befragten, dass die USA bei internationalen Fusionen und Übernahmen, im staatlichen Beschaffungswesen und im Handel aufgrund der Pandemie protektionistischer werden. 69% der GBA-Unternehmen gingen davon aus, dass auch andere Industrieländer Handelsbarrieren einführen würden.4 Die EU hat vorgeschlagen, die Mitgliedsländer aufzufordern, bestimmte strategisch wichtige Güter ganz oder teilweise innerhalb der Gemeinschaft zu beschaffen.

... oder für eine Reglobalisierung?

Zweifellos hat COVID-19 die internationalen Handelsbeziehungen zusätzlich belastet. Die Weltwirtschafts-Maschinerie ist aber dafür bekannt, bei Widrigkeiten Innovation und Beharrlichkeit an den Tag zu legen. Der Handel wird immer ein wichtiger Faktor der Weltwirtschaft bleiben, aber er verändert sich ständig. Neue Herausforderungen werden gemeistert und Technologiefortschritte genutzt. Deshalb hat die Globalisierung möglicherweise gar nicht so sehr ihren Höhepunkt erreicht, sondern verändert aufgrund der neuen Umstände nur ihr Gesicht. Wir sehen zwei wichtige Themen, die ein neues Zeitalter der Reglobalisierung auslösen können.

3 Stand 8. April 2020. Quelle: Welthandelsorganisation (WTO)
4 Stand Mai 2020. Quellen: Financial Times, Global Business Alliance

Den vollständigen Artikel finden Sie hier im PDF-Format.

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