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Interview

„Wäre ich Growth-Anleger, würde ich mir Sorgen machen“

Seit Ende 2020 feiern Value-Aktien ein Comeback. TiAM Fundresearch sprach mit dem Schweizer Value-Experten Georg von Wyss über die Vorzüge des Value-Investing.

08.06.2021 | 10:42 Uhr von «Jörn Kränicke»

Herr von Wyss, seit November 2020 feiern Value-Aktien ein Comeback. Liegt dies nur am Covid-Impfstoff von Biontech und Pfizer, den beide Unternehmen damals vorgestellt haben?

Georg von Wyss: Value war schon lange wieder bereit loszulegen. Es war lange Zeit viel zu billig. Es brauchte nur einen Katalysator, und der fand sich in den Impfstoffen, es hätte aber auch einen anderen Grund geben können. Das Missverhältnis zwischen teuren Wachstumsaktien und Value war einfach zu groß.

Wie lange kann die Value-Erholung noch dauern? Ende 2016 war die Value-Rally zum Beispiel schnell wieder vorbei.

Langfristig ist Value klar dominant. Wenn man in die Vergangenheit schaut, war es immer ein Fehler, Value-Fonds nicht zu haben. Es gibt für mich keinen Anhaltspunkt, weshalb dies nicht auch in den kommenden zehn Jahren so sein sollte. Außer, die Welt hätte sich komplett geändert.

Das könnte aber doch sein. Denken Sie doch einmal an die ganzen neuen disruptiven Technologien.

Einen Wandel gab es schon immer. Ich bin noch Mitte der 80er Jahre mit einer elektrischen Schreibmaschine ins Studium eingezogen. Erst an dessen Ende kam dann der PC. Technische Veränderungen sind und waren also eine Konstante in unserer Welt. Davon können schon unsere Großeltern erzählen. Nur weil wir Cloud-Storage nutzen und mit dem Handy durch die Gegend laufen, ändert sich die Welt nicht grundsätzlich. Aber man muss genau verfolgen, was heute anders ist. Die Neuerungen sind für den Investor spannend, und wir entdecken immer wieder interessante neue Technologien.

Immer mehr neue Technologien kommen aus Asien. Aber in ihren Fonds findet man keine asiatischen Titel. Warum?

Das stimmt. Wir fühlen uns in Schwellenländern und Asien nicht wohl. Ich kann die dortigen Firmen schwer einschätzen. Die Kultur ist fremd und es gibt kommunikative Probleme. Zudem kann die Rechnungslegung problematisch sein. Ich kann daher niemanden verstehen, der in chinesische Unternehmen investiert, die nicht wenigstens in den USA notiert sind. Es gibt genügend Titel in Europa und den USA, die viel Geschäft in Asien machen und somit auch vom Aufstieg Chinas profitieren.

Tech-Aktien gegenüber sind Sie aber nicht grundsätzlich abgeneigt?

Überhaupt nicht, wenn die Bewertung stimmt. Viele verstehen nicht, dass Value nichts mit der Branche zu tun hat. Entscheidend ist die Bewertung. Wir halten immer wieder Technologie-Aktien, wie früher Cisco und Microsoft. Es hat sich auch nichts daran geändert, dass günstige Aktien für Anleger attraktiver sind als teure. Manchmal können dies natürlich auch Unternehmen aus traditionellen oder auch problembehafteten Branchen sein, die vom Markt falsch eingeschätzt werden.

Können Sie ein Beispiel nennen?

Wie haben etwa Pitney Bowes in unseren Fonds. Das Unternehmen stellt vor allem Frankiermaschinen her. Das ist ein Geschäft, das im Niedergang begriffen ist. Aber damit erzielt das Unternehmen hohe Cashflows und der Niedergang ist planbar. Das interessante an diesem Unternehmen sind die neuen Aktivitäten, die zukunftsgerichtet sind. Pitney Bowes übernimmt die Logistik für Internethändler und bietet etwa Softwarelösungen für E-Commerce und Fulfillment-Lösungen an – übrigens Technologie!

Gibt es noch weitere Beispiele?

Ähnlich verhält es sich mit ProSiebenSat1. Lineares Fernsehen ist ein schrumpfendes Geschäft. Aber das Unternehmen hat viele Internetbeteiligungen. Dazu gehört etwa die Online-Partnervermittlung Parship. Wie viel solche Geschäftsmodelle Wert sind, zeigt etwa die im Februar 2021 an die Börse gegangene US-Firma Bumble. Die Partnervermittlung ist mehr Wert als ProSiebenSat1. und seine Beteiligungen zusammen. Daran sieht man, wie unterbewertet solche Aktien sein können. Man hat den Eindruck, die Marktteilnehmer hätten verlernt, solche Unternehmen zu analysieren – Lieber Tesla kaufen! Es ist wohl ein gutes Unternehmen, aber immer noch wahnsinnig teuer.

Sind Growth-Aktien im aktuellen Umfeld grundsätzlich zu teuer?

Ich würde sagen, ja! Wäre ich Growth-Anleger, würde ich mir Sorgen machen. Die immer weiter gesunkenen Zinsen haben zu steigenden KGVs geführt. Ein erheblicher Teil der Performance der Börsenlieblinge ist mit den gefallenen Zinsen erklärbar. Jetzt wo die Zinsen eher wieder steigen als sinken, müssten sie das Gegenteil bewirken – und die Aktienkurse könnten trotz Gewinnwachstum Verluste erleiden. Im vergangenen Jahr waren die Bewertungsunterschiede zwischen billigen und teuren Aktien extrem. So etwas hatte ich vorher noch nie gesehen. Nicht einmal im Jahr 2000. Damals wurde davon gesprochen, dass wir in einer völlig neuen Welt leben und Value nichts mehr tauge. Es dauerte allerdings nicht allzu lange, bis die Blase platzte. Viele Anleger verloren massiv Geld, nicht aber die, die unterbewertete Aktien hielten. Mit der Renaissance der Value-Investoren war die Diskussion um die Relevanz von Bewertungen und fundamentaler Analyse vorerst wieder ad acta gelegt. Das wird dieses Mal nicht anders sein.

Zur Person:

Georg von Wyss ist Inhaber des in 1997 in Zürich gegründeten Vermögensverwalters BWM. Er ist verantwortlich für das Asset Management und das Research und managt die den Classic Global Equity Fund und den Classic Value Equity. Von Wyss arbeitete vorher als Securities Analyst und Investmentberater bei Rüd, Blass & Cie. Er war in der Vergangenheit auch im Investment Research bei der Bank Julius Bär und Heine Securities beschäftigt.

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