Die Volkswirtschaften der Schwellenländer (Emerging Markets, EM) haben im letzten Jahrzehnt enorme Fortschritte gemacht. In diesem Kurzinterview erläutert Morgan Harting, Portfoliomanager des AB Emerging Markets Multi-Asset Portfolios (EMMA), seine Sicht auf die Veränderungen.
23.06.2021 | 10:00 Uhr
Er legt dar, warum die Schwellenländer gut aufgestellt sind, um weiterhin kräftig zu wachsen, und warum Umwelt, Soziales und ethische Unternehmensführung (Environmental, Social, Governance, ESG) an Bedeutung gewinnen werden.
Morgan Harting (CFA, FRM, CAIA) ist der leitende Portfoliomanager für das Emerging Markets Multi-Asset Portfolio und verfügt über mehr als 27 Jahre Erfahrung mit Investitionen in Schwellenländern. Er kam 2007 als Mitglied des Portfoliomanagement-Teams für globale und Schwellenländer-Aktien zu AB. Davor war er Analyst für Staatsanleihen, zunächst bei Standard & Poor’s und dann bei Fitch Ratings.
Frage: Was sind die drei größten Veränderungen in den Schwellenländern seit dem Start von EMMA im Juni 2011?
Morgan Harting: Die Volkswirtschaften der Schwellenländer sind viel schneller gewachsen als jene der Industrieländer und haben ihren prozentualen Anteil am globalen Bruttoinlandsprodukt (BIP) fast verdoppelt. Aber es gibt immer noch Potenzial für höhere Bewertungen, um die vergleichsweise stärkere konjunkturelle Dynamik widerzuspiegeln.
Die Schwellenmärkte sind auch viel konzentrierter geworden. China, Südkorea und Taiwan machen heute 64 % des MSCI Emerging Markets Index aus, gegenüber 43 % vor zehn Jahren. Außerdem dominieren jetzt Technologieunternehmen, während es früher Energie, Bergbau, Banken und Telekommunikation waren.
Schwellenländerunternehmen, die im Technologiesektor gelistet sind, machen heute 20 % des Index aus (gegenüber 10 % vor zehn Jahren). Rechnet man jedoch die technologiegetriebenen E-Commerce-Giganten wie Tencent und Alibaba hinzu, liegt der tatsächliche Anteil eher bei 30 %. Viele asiatische Tech- und technologienahe Unternehmen sind zu Marktführern geworden. Sie dominieren ganze Sektoren und haben westliche Konkurrenten überholt.
Frage: Was werden in den kommenden zehn Jahren die wichtigsten Investmenttrends sein?
MH: Kurzfristig steht die Überwindung von COVID-19 im Vordergrund. Länder wie Indien und Brasilien sind sehr stark betroffen, während China sich vor allen anderen erholt hat. Aber wenn die globalen Volkswirtschaften wieder wachsen, werden wir verstärkte Kapitalströme in die Schwellenländer sehen und einen weltweiten Nachholbedarf an Gütern und Dienstleistungen abbauen. Viele davon (wie etwa Mikrochips) werden von EM-Unternehmen geliefert.
Längerfristig wird eines der Hauptthemen die Diversifizierung der Lieferketten sein. COVID-19 und geopolitische Spannungen haben die Risiken einer Unterbrechung der Lieferkette verdeutlicht. Unternehmen müssen ihr Lieferantenspektrum erweitern, um die Widerstandsfähigkeit ihrer Lieferkette zu erhöhen. Aber auch innerhalb der Schwellenländer wird es große Veränderungen geben. So lagern chinesische Unternehmen bereits einen Teil der Bekleidungsproduktion ins kostengünstigere Bangladesch aus und werden wahrscheinlich ihre Abhängigkeit von Korea bei Computerchips und Halbleitern verringern. Und Korea selbst verlagert die DRAM-Produktion nach Vietnam. Die globalen Lieferketten werden also neu konfiguriert. ESG-Faktoren werden einen immer größeren Einfluss auf die Wahl des Lieferanten haben, da die Verbraucher ihre Kaufkraft vermehrt dazu verwenden, verantwortungsbewusste Unternehmen zu bevorzugen.
ESG-Faktoren werden auch einer der größten Treiber für das Wachstum der Schwellenländer im nächsten Jahrzehnt sein. Unternehmen auf der ganzen Welt müssen sich mit schwierigen Fragen zur Nachhaltigkeit ihrer Geschäftsmodelle auseinandersetzen, und die Regierungen gehen neue Verpflichtungen ein, um den Klimawandel und die Umweltverschmutzung zu bekämpfen. EM-Anleger können sich also im nächsten Jahrzehnt auf Anlagemöglichkeiten freuen, die genauso dynamisch sein werden wie im letzten – allerdings mit einem neuen Fokus auf Nachhaltigkeit.
Frage: Was sind einige der größten Risiken und Herausforderungen, die vor uns liegen?
MH: ESG-Faktoren werden für Multi-Asset-Anleger sowohl in Bezug auf das Risiko als auch auf die Erträge sehr wichtig sein. In den Schwellenländern befinden sich einige der weltweit größten Verschmutzer und CO2-Emittenten. Auch Ressourcen wie Wasser werden in einigen Teilen der EM immer knapper und können Konflikte zwischen Nationen auslösen.
Bei Aktien zielen wir darauf ab, Unternehmen auszuwählen, die erfolgreich wachsen können, basierend auf einem nachhaltigen, differenzierten Geschäftsmodell, das Wert für die Aktionäre schafft. Und wir müssen schwächere Unternehmen meiden, die den Übergang zu verantwortungsvolleren Geschäftsmodellen nicht leisten können oder wollen.
An den Anleihenmärkten stehen wir vor den gleichen Problemen, jedoch mit einer anderen Priorität in Bezug auf Bonität und Rückzahlungsrisiko. Anleihengläubiger, die in Unternehmen und Länder investieren, die nicht-nachhaltige Strategien verfolgen, sind einem größeren Ausfallrisiko ausgesetzt – zum Beispiel, wenn der Emittent eine große ökologische oder soziale Haftung zu tragen hat.
Daher glauben wir, dass fundamentales, qualitativ hochwertiges Research mit einem starken Fokus auf ESG-Faktoren in einer sich schnell verändernden Welt entscheidend ist.
Frage: Warum ist der aktive, uneingeschränkte Multi-Asset-Ansatz von EMMA der beste Weg, um in den Schwellenländern zu investieren?
MH: Die Schwellenmärkte eignen sich gut für Multi-Asset-Anlagen, da die Aktien, Anleihen und Währungen ein breites Spektrum an Anlagemöglichkeiten bieten. In den Schwellenländern bieten Anlagen in Schuldtiteln und Währungen oft aktienähnliche Erträge und können eine Möglichkeit darstellen, in kleinere Märkte zu investieren, die für Aktienanleger weniger zugänglich sind.
EMMAs spezifischer Multi-Asset-Ansatz hat mehrere zusätzliche Vorteile:
Dadurch kann EMMA Anlegern ein sehr breites Spektrum an aktiv verwalteten globalen Anlagechancen bieten. Das stark diversifizierte Portfolio sorgt für größere Widerstandsfähigkeit und der Fokus auf erstklassige Wachstumsunternehmen steigert die Erträge für unsere Anleger.
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