Capital Group: Das Umfeld für Hochzinsanleihen bleibt gut

Die Renditen traditioneller Festzinsanlagen sind niedrig oder negativ. Umso mehr interessieren sich Investoren für höherverzinsliche Alternativen. Jetzt, da die US-Zinsen steigen, kommt mit möglichen Wertverlusten festverzinslicher Anlagen eine weitere Herausforderung hinzu. In Europa wiederum hat die Geldpolitik für eine lange Niedrigzinsphase gesorgt.

29.06.2017 | 12:02 Uhr

In diesem schwierigen Umfeld schätzt Rob Neithart, Principal Investment Officer des Fonds Global High Income Opportunities (GHIO) von Capital Group, den Ausblick für Schwellenländer- und Hochzinsanleihen insgesamt optimistisch ein: „Wenn Hinweise auf eine stabile Weltkonjunktur die Zinsen steigen lassen, dürfte das Umfeld für Emerging-Market-Anleihen und High Yield günstig bleiben“, meint der Experte.

Würden die Zinsen vor allem steigen, weil die US-amerikanische Zentralbank Fed in den USA ohne wirklich gute Konjunkturdaten ihre Geldpolitik strafft, dürften beide Assetklassen hingegen darunter leiden, betont er. „Das erste Szenario halten wir jedoch für wahrscheinlicher“, so Neithart. Für die Annahme, eine der beiden Assetklassen schütze besser vor steigenden Zinsen als die andere, bestehe kein Grund. Vielmehr lasse sich eine starke Korrelation vermuten, egal was passiere. Ein diversifiziertes Portfolio aus beiden Assetklassen, dürfte aber helfen, Titel mit höheren risikoadjustierten Erträgen oder der Aussicht auf asymmetrischen Ertrag zu nutzen.

Zinsvorsprung, Währungsausblick und aktuelle Renditen bieten Chancen für Lokalwährungsanleihen

Für Emerging-Market-Anleihen sieht Neithart aufgrund ihres Zinsvorsprungs trotz der jüngsten Schwankungen mittel- bis langfristig weiterhin attraktive Zahlen: „Für 2017 erwarten wir etwa 6 bis 7 Prozent Marktertrag“. Das Engagement bei Emerging-Market-Währungen und Lokalwährungsanleihen habe man daher zuletzt stark aufgestockt, betont Neithart, die nicht abgesicherten Währungspositionen seien hoch wie lange nicht. Er erklärt: „Unser Währungsanalyst Jens Søndergaard hält die Währungen für unterbewertet. Für ihn gibt es viele Anzeichen dafür, dass der US-Dollar zurzeit fair bewertet oder überbewertet ist“. Mit Ausnahme einer kleinen Absicherung des südafrikanischen Rands habe man nur wenige Absicherungspositionen, so Neithart.

Da das Investment-Team Zinsvorsprung, Währungsausblick und aktuelle Renditen für attraktiv halte, sei man gegenüber in US-Dollar denominierten Anleihen auch in Lokalwährungsanleihen übergewichtet, verdeutlicht Neithart: „Einige unserer größeren Positionen halten wir in Indien, Mexiko und Brasilien“.  Bei anderen größeren Positionen gehe es hingegen eher um die relative Bewertung. Als Beispiel führt Neithart Argentinien an, wo lange überfällige politische Veränderungen noch keinen Eingang in die Kurse gefunden hätten. Außerdem mache etwa die ägyptische Regierung Fortschritte bei der Wiederankurbelung der Wirtschaft.

Manche Aspekte hinsichtlich der Emerging-Market-Anleihen betrachtet der Experte aber auch kritisch. Zum einen stünden in mehreren Ländern Wahlen mit unsicherem Ausgang an, wie in diesem Jahr in Argentinien. Insbesondere könne auch ein etwaiges Nachlassen der Weltkonjunktur oder nur die Annahme, dass es dazu komme, Effekte haben. Große Auswirkungen auf Emerging-Market-Anleihen habe darüber hinaus die Notenbankpolitik, vor allem mögliche Tapering-Signale der Europäischen Zentralbank (EZB). Das könnte dem Markt schaden, da die EZB bislang kontinuierlich Liquidität bereitgestellt habe.

Hochzinsanleihen ebenfalls mit attraktivem Potenzial – insbesondere bei höherwertigen Ratings

Auch der Ausblick auf die Rohstoffpreise ist grundsätzlich positiv: „Unserer Ansicht nach befinden sich die Märkte wieder im Gleichgewicht, sodass die Preise in den nächsten ein bis zwei Jahren stabil bleiben oder vielleicht sogar steigen“. Neithart legt allerdings Wert darauf, dass sich diese Einschätzung von Monat zu Monat ändern kann. Chancen am High-Yield-Markt macht Neithart daher in rohstoffnahen Sektoren aus, obwohl sich diese bereits 2016 erholt hätten: „Vielversprechend erscheinen uns auch viele Anleihen aus den Sektoren Gesundheit, Medien und Telekommunikation zu sein“.

Die momentane Ratingklassenstruktur beim GHIO sei zwar recht ausgewogen, jedoch habe man den Anteil von CCC-Anleihen leicht verringert und stattdessen in höherwertigere Titel investiert, so Neithart. „Das hat aber weniger mit den Bewertungen als mit der Tatsache zu tun, dass wir uns vielleicht in der Endphase des US-Konjunkturzyklus befinden“, stellt er klar.

Die Ertragserwartungen von High-Yield-Anleihen für das kommende Jahr setzt Neithart bei etwa 5 bis 6 Prozent an. Hierbei werde unterstellt, dass die US-Renditen nicht deutlich stiegen und Aktien sowie Rohstoffe nicht massiv einbrechen würden.

Für das Portfolio lassen sich diese Investmentchancen effizient erschließen, wenn Anleger auf die GHIO-Strategie setzen. Prämiert mit dem €uro FundAwards wurde der Fonds 2017 in gleich zwei Kategorien. Über einen Anlagezeitraum von einem Jahr belegte er den ersten Platz und über einen Anlagezeitraum von zehn Jahren lag er auf dem dritten Platz unter den „Rentenfonds internationale Währungen“.

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