Capital Group: Multinationale Unternehmen trotzen globalen Gegenwinden

Capital Group: Multinationale Unternehmen trotzen globalen Gegenwinden
Handelsstreit

Der Handelskonflikt zwischen den USA und China ist nach wie vor im Gange und Beschränkungen sowie Zölle drohen Jahrzehnte der Handelsliberalisierung rückgängig zu machen. Wie aber reagieren darauf die multinationalen Unternehmen, die vermeintlich am stärksten davon betroffen sein müssten?

26.02.2020 | 12:15 Uhr

Jody Jonsson, Portfoliomanagerin bei Capital Group, ist überzeugt: „Multinationale Unternehmen sind am besten darauf vorbereitet, durch unsichere Marktumfelder zu navigieren und effektive Lösungen für Probleme zu entwickeln. Übermäßig besorgt über die Auswirkungen auf gut geführte multinationale Unternehmen bin ich nicht.“ 

Multinational wird zu multilokal

Trotz eines ersten kleineren Handelsabkommens, das am 15. Januar zwischen Peking und Washington geschlossen wurde, sei der Weg für eine Beilegung des Handelskonfliktes zwar lang, Unternehmen täten in der Zwischenzeit jedoch weiterhin, was sie am besten könnten: Und zwar ungeachtet der geopolitischen Gegenwinde Erfolge erwirtschaften. Ein Grund dafür sei, dass solche Unternehmen meist von erfahrenen Managerinnen und Managern geleitet würden, die bereits alle Arten von Handelsumgebungen miterlebt hätten und Wege finden könnten, Herausforderungen zu begegnen. Beispielsweise gewinne der multilokale Geschäftsansatz angesichts des angespannten internationalen Handels an Bedeutung. „Viele globale Unternehmen etablieren auf den lokalen Märkten erfolgreiche Geschäfte, anstatt sich angesichts der Handelshemmnisse zurückzuziehen“, sagt Jonsson. „Für multinationale Unternehmen wird es immer wichtiger, dort zu produzieren, wo sie ihre Produkte am Ende auch verkaufen.“ 

Lokale Anpassungsfähigkeit punktet

Globale Unternehmen, die in der Vergangenheit den multilokalen Ansatz erfolgreich verfolgt hätten, ließen sich etwa in der Sportbekleidungsbranche finden. Nike habe etwa ein Geschäft in Los Angeles eröffnet, das datengesteuert genau jene Schuhe anbiete, die in den umliegenden Vorwahlgebieten im Online-Kauftrend oben liegen. Ein weiteres Beispiel für die „hyperlokale“ Vertriebsstrategie des Unternehmens gäbe es in Europa. Dort sei es möglich, die Farben und Materialien der Produkte in jeder Stadt, in der das Unternehmen tätig sei, individuell auf die Kundenwünsche anzupassen. 

Ungeachtet der geopolitischen Hemmnisse

Ebenfalls multilokal agierend seien Visa und Mastercard bei der elektronischen Zahlungsabwicklung. „Beide Konzerne müssen ihre Arbeit nicht nur an die Vorlieben lokaler Kunden anpassen, sondern sich auf die strengen Finanzvorschriften der verschiedenen Regierungen dieser Welt anpassen“, so Jonsson. „Im Ergebnis wachsen sie in einem gesunden Tempo und passen sich dem wandelnden Wettbewerb in ihrer Branche gut an.“ Ein weiteres Beispiel aus der Finanzbrache sei das in der Schweiz ansässige Unternehmen Temenos, das Unternehmenssoftware für Banken herstelle. „Viele Banken arbeiten mit veralteter Software und benötigen lokale Lösungen, um den staatlichen und bundesstaatlichen Bankenbestimmungen zu entsprechen“, sagt Jonsson. „Temenos baut sein Geschäft in diesem Bereich rasant aus, ist in Europa schnell gewachsen und befindet sich inmitten einer ehrgeizigen Expansion in die USA.“ Die Verbraucher von morgen würden Marken suchen, denen sie vertrauen könnten und die die lokalen Märkte kennen. Multinationale Unternehmen, die lokal denken, agil handeln und Produkte schnell auf den Markt bringen, seien dafür optimal positioniert.

Diesen Beitrag teilen: