Edmond de Rothschild: Healthcare – eine Branche zeigt Stärke

Gesundheit

Das unsichere Marktumfeld forderte im vergangenen Jahr viele Opfer. Healthcare-Aktien konnten sich dem Trend entziehen, ihr Potenzial haben sie jedoch nicht voll ausgeschöpft.

08.04.2019 | 15:38 Uhr

Zu Beginn des Jahres kündigte Amazon ein gemeinnütziges Joint Venture mit JP Morgan und Berkshire Hathaway an, das die Steuerung der Gesundheitsausgaben für 1,2 Millionen Mitarbeiter erleichtern soll. Viele Aktien reagierten auf die Nachricht mit deutlichen Kursverlusten. Anleger fürchteten, Amazon könnte den Vertrieb von Arzneimitteln aufnehmen. Die Mitteilung des Online-Versandhauses ließ jedoch auf einen Einstieg in den Gesundheitsmarkt selbst schließen.

Politische Äußerungen sorgten für zusätzliche Volatilität in dem Sektor. Reden von Donald Trump zu Arzneimittelpreisen wurden mit Sorge verfolgt und belasteten den Gesundheitssektor. Da der Präsident jedoch keinerlei Maßnahmen ankündigte, beruhigte sich die Stimmung schnell wieder. Tatsächlich waren 2018 lediglich Generika von Preisrückgängen betroffen, da der Wettbewerb in diesem Segment zunahm. Die Erstattungskosten für innovative Arzneimittel blieben dagegen hoch.
Nach starken Quartalszahlen (insbesondere von US-Unternehmen) stieg das Interesse der Anleger an dem Sektor. Auch Veröffentlichungen positiver klinischer Studien und mehrere Finanztransaktionen trugen zu der Erholung bei, die sich bis Oktober fortsetzte.

In den letzten Wochen des Jahres 2018 war die Stimmung besonders angespannt: Handelskrieg zwischen China und den USA, steigende US-Zinsen, Furcht vor einer globalen und insbesondere chinesischen Konjunkturabkühlung. Healthcare-Aktien mussten in diesem Umfeld Verluste hinnehmen und gaben einen Großteil der Kursgewinne seit Jahresbeginn wieder ab. In einem unsicheren wirtschaftlichen Umfeld feiern sie ein Comeback als Defensivwerte.

Innovation als treibende Kraft

Unsicherheit zog sich durch das ganze Jahr und läutete einen deutlichen Kursrückgang im Healthcare-Sektor ein, der heute vergleichsweise unterbewertet ist und mit seinen robusten Fundamentaldaten zweifellos interessante Einstiegsmöglichkeiten bietet. Langfristige Entwicklungen wie demografisches Wachstum, medizinischer und technologischer Fortschritt sowie steigende Lebenserwartung und Gesundheitsausgaben stützen den Sektor zusätzlich, sein Wachstumspfad ist sichtbar und nachhaltig.

Auch ein starker Innovationszyklus und gut gefüllte Produkt-Pipelines kurbeln das Wachstum an. Das Feld der Immuntherapie boomt und zieht Investitionen in Milliardenhöhe an. Die Idee, das Immunsystem zur Bekämpfung von Krankheiten wie Krebs einzusetzen, nährt bereits seit Jahrzehnten große Hoffnungen, doch erst seit wenigen Jahren stellen sich Erfolge ein.

Die erste Immuntherapie bestand aus monoklonalen Antikörpern, die einen bestimmten Teil einer Krebserkrankung bekämpfen sollen. Nach Erfolgen mit den ersten Checkpoint-Inhibitoren am Markt (darunter die anti-PD1s von Merck und Bristol Myers) sorgt jetzt der CAR-T-Bereich für Aufregung. Ein wichtiger Bestandteil einer Krebs-Immuntherapie ist ein als T-Zelle bekanntes weißes Blutkörperchen. Mit einer CAR-T-Therapie sollen das Immunsystem gestärkt und die T-Zellen so verändert werden, dass sie Krebszellen aufspüren und zerstören können.

Die erste Zulassung der FDA ging an die Kymriah genannte CAR-T-Zelltherapie von Novartis. Das Unternehmen erzielte einen Erstattungspreis von 475.000 Dollar. Als Zweites wurde ein von KITE Pharma entwickeltes CAR-T-Produkt namens Yescarta zugelassen. Im November 2017 wurde das Unternehmen für 11,9 Milliarden US-Dollar von Gilead übernommen. Yescarta wurde zur Behandlung der Lymphom-Unterart DLBCL bei Patienten zugelassen, bei denen andere Therapien nicht angeschlagen hatten. Der Erstattungspreis wurde auf 375.000 US-Dollar festgelegt. 


M&A im Biotech-Sektor: Ein starker Start ins neue Jahr

In den vergangenen Jahren wurde der Gesundheitssektor von einer wahren Welle von Fusionen, Übernahmen, Vertriebspartnerschaften und Börsengängen erfasst. In diesem Jahr könnte die Zahl der Fusionen und Übernahmen sogar noch steigen. Große Pharmaunternehmen sitzen auf erheblichen Barreserven, die nach der jüngsten US-Steuerreform sogar noch weiter angeschwollen sein dürften. Pharmaunternehmen investieren laufend und suchen kontinuierlich nach Möglichkeiten, um ihre eigene Pipeline auszubauen. Die jüngsten Kursverluste machen Biotech-Unternehmen sehr attraktiv. Sowohl der BTK Index für große US-Biotech-Unternehmen als auch der Nasdaq Biotech-Index NBI haben im vierten Quartal des letzten Jahres rund 20% verloren.

Inzwischen steigt die Zahl der Fusionen und Übernahmen, in den vergangenen Wochen wurden mehrere Transaktionen angekündigt. Die sehr hohen Prämien zeigen, wie unterbewertet die Unternehmen sind. Im Dezember 2018 gab GlaxoSmithKline die Übernahme Tesaro bekannt, der Übernahmepreis für den Ontologie-Spezialisten mit anwendungsreifen Produkten liegt bei 5,1 Milliarden US-Dollar. Im November hatte die Aktie ihren Tiefststand erreicht, seitdem hat sich der Aktienkurs verdoppelt. Das neue Jahr zählt bereits zwei Übernahmen: Bristol-Myers Squibb und Celgene haben eine verbindliche Fusionsvereinbarung unterzeichnet, nach der Bristol-Myers den Konkurrenten in einer Bar-/Aktientransaktion übernimmt. Der Aktienwert von Celgene beträgt rund 74 Milliarden US-Dollar. Der Aktienkurs des Unternehmens legte nach der Ankündigung um 35 Prozent zu, dennoch hat der Markt den Transaktionswert noch nicht vollständig eingepreist. Am 7. Januar hat Lilly die Übernahme von Loxo Oncology für acht Milliarden US-Dollar in bar bekannt gegeben.
Wir erwarten weitere Fusionen und Übernahmen in diesem Jahr, insbesondere im Onkologie-Bereich, der für Pharma- und Biotechunternehmen von besonderem Interesse ist. Seit 2015 entfallen rund 50 Prozent der FDA-Zulassungen auf Onkologie-Produkte.

Ein ausgewogenes Portfolio

Healthcare hat als Anlagethema große Bedeutung. Bei disziplinierter Strategie erwarten wir von einem entsprechenden Portfolio daher langfristig Mehrrenditen. Über fünf Jahre hat der Edmond de Rothschild Fund Healthcare eine Rendite von über 45 Prozent erwirtschaftet und verwaltet heute ein Anlagevermögen von über 300 Millionen Euro.

Unsere Fondsmanager strukturieren Portfolios aus Large Caps, Biotech- und Medtech-Unternehmen sowie Dienstleistungsanbietern. Der Fonds investiert einen Großteil des Anlagevermögens in große Healthcare-Unternehmen (ein Drittel des Portfolios). Diese Unternehmen zahlen weiterhin eine Dividende von durchschnittlich drei bis vier Prozent aus und sind gegenüber dem Markt leicht unterbewertet. Auf Biotech-Unternehmen entfällt ein weiteres Drittel des Fonds-Exposure, darunter Biotech-Aktien aus dem Large-Cap-Bereich mit einer durchschnittlichen Bewertung von weniger als dem Elffachen der Konzernergebnisse. Große Biotech-Aktien werden im langfristigen Durchschnitt mit einem Abschlag von mehr als 30 Prozent gehandelt.

Die Wertentwicklung kleiner Unternehmen ist volatil. Wir haben unsere Positionen in diesen kleinen, innovativen Biotech-Unternehmen ausgebaut. Der Rest des Portfolios entfällt auf Medtech- und Dienstleistungsunternehmen. 

Zusammengefasst: Der Ausblick für den Sektor in 2019 ist robust. Solide Bilanzen und attraktive Bewertungen könnten für weitere Fusionen und Übernahmen sorgen. Innovation könnte wesentlich zu Ratinganpassungen beitragen, die wohl auch das Interesse der Anleger an dem Sektor wieder wecken dürften.

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