Capital Group: Vier Gründe, warum die US-Schulden nicht außer Kontrolle geraten dürften

Capital Group: Vier Gründe, warum die US-Schulden nicht außer Kontrolle geraten dürften
Geldpolitik

Solange die nominalen Finanzierungszinsen niedriger sind als das nominale Wachstum der Gesamtwirtschaft, kann eine Aufwärtsspirale vermieden werden. In den USA ist dies zurzeit der Fall.

09.07.2021 | 06:50 Uhr

Im Überblick

  • Durch die COVID-19-Pandemie sind die Staatsschulden weltweit schneller gestiegen, nicht nur in den USA.
  • Nach traditionellen Analysen sind die Schulden so lange tragfähig, wie die Finanzierungskosten niedriger sind als das Wirtschaftswachstum, aber das gilt nicht immer.
  • Kürzlich ist die Fed zu einem flexiblen durchschnittlichen Inflationsziel übergegangen und will weiterhin unvermindert Wertpapiere kaufen. Dadurch dürften das BIP stärker steigen und die Zinsen niedrig bleiben – eine Dynamik, die die Staatsschulden tragfähiger macht.


Ist der Anstieg der US-Schulden vertretbar, oder wird er außer Kontrolle geraten?
Diese Frage stellen sich viele. Die US-Staatsschulden steigen stark, und die derzeitigen Aussagen von Geld- und Fiskalpolitik legen nahe, dass das so bleibt. Vor Kurzem wurde ein Pandemie-Hilfspaket in Höhe von 1,9 Billionen US-Dollar verabschiedet. Auch deshalb ist das Haushaltsdefizit auf 18,6% des Bruttoinlandsprodukts (im gleitenden 12-Monats-Durchschnitt) gestiegen, den höchsten Stand seit 1945. Zweifellos werden dadurch die US-Staatsschulden über das Niveau im Zweiten Weltkrieg steigen. Damals lagen sie in der Spitze bei 106% des BIP.

Die Pandemie und ihre Folgen sind ein Schwarzer Schwan, aber ob und wann diese Schulden zum Problem werden, hängt von vielen Faktoren ab. Aus unserer Sicht werden die Staatsschulden in absehbarer Zeit beherrschbar bleiben, und zwar aus vier Gründen.

Steigende Schulden: US-Schuldenstandsquote (Schulden/BIP)1

Abb-1-9-7

1. Die Zinsen sind niedriger als das BIP-Wachstum

Viele Volkwirte meinen, dass Schuldenkrisen ab einer Schuldenstandsquote (Schulden/BIP) von über 100% drohen. Ab diesem Niveau kann selbst dann eine Schuldenspirale entstehen, wenn das Defizit nicht weiter steigt. Italien und Griechenland sind die jüngsten Beispiele für eine solche Entwicklung. Zurzeit überschreiten die US-Schulden die 100-Prozent-Grenze.

Aber die Theorie dieser Aufwärtsspirale gilt nur dann, wenn die Zinsen eines Landes höher sind als seine Wachstumsrate. Solange die nominalen Finanzierungszinsen niedriger sind als das nominale Wachstum der Gesamtwirtschaft, kann eine Aufwärtsspirale vermieden werden. Und genau das ist zurzeit in den USA der Fall und dürfte auch auf absehbare Zeit so bleiben.

Seit den 1960er-Jahren waren die nominalen Zinsen meist niedriger als das nominale Wachstum. Aber dieses Verhältnis schwankt. In den 1960er-Jahren war das Wachstum durchweg höher als die Renditen 10-jähriger US-Treasuries in den 1980ern und bis in die 1990er hinein war es umgekehrt, weil die Zinsen aufgrund der Inflation deutlich stiegen.

In den 2000er-Jahren kehrte sich das Verhältnis erneut um, aber der Abstand verringerte sich. Das nominale Wachstum war niedriger, und der Anteil der Schulden am BIP höher. Das größte Risiko ist derzeit also möglicherweise ein anhaltender Inflationsanstieg, durch den die Zinsen deutlich über die BIP- Wachstumsrate steigen.

Unterstützung der US-Schulden: BIP-Wachstum und Zinsen2

Abb-2-9-7

Frühere Krisen haben zwar gezeigt, dass es ab einer Schuldenstandsquote von 100% problematisch wird, aber es gibt Ausnahmen. Japan ist das berühmteste Beispiel. Dem Land kam zugute, dass die Gläubiger größerer Teile der Staatsschulden eine relative kleine Gruppe von Investoren waren: große Banken, Pensionsfonds, die Post und andere institutionelle Investoren.

2. Die Staatsfinanzen verschlechtern sich, nicht nur in den USA

Durch die COVID-19-Pandemie sind die Staatsschulden überall auf der Welt schneller gestiegen, nicht nur in den USA. Viele Länder haben große geld- und fiskalpolitische Wachstumsprogramme initiiert, um die wirtschaftlichen Folgen der zahlreichen Lockdowns im letzten Jahr abzumildern.

Die US-Schuldenstandsquote steigt bereits seit kurz vor der internationalen Finanzkrise der Jahre 2008/2009 stark, aber von japanischen Verhältnissen ist sie noch weit entfernt. Tatsächlich sind die USA nicht deutlich stärker verschuldet als Großbritannien und der Euroraum. In China und anderen Emerging Markets sind die Schuldenstandsquoten niedriger, aber auch sie sind kräftig gestiegen.

1. Quelle: Congressional Budget Office, Stand 4. März 2021. Umlaufende Staatsschulden (Federal Debt held by the Public). Langfristige Prognosen ohne Berücksichtigung des American Rescue Plan Act of 2021 und unter der Annahme, dass sich die derzeitigen Gesetze zu US- Staatseinnahmen und -ausgaben nicht ändern.

2. Quellen: Bureau of Economic Analysis, Federal Reserve, Refinitiv Datastream. Stand 31. März 2021. Die Abbildung zeigt die Differenz zwischen dem Anstieg des nominalen BIP zum Vorjahr
und der nominalen Rendite 10-jähriger US-Treasuries auf Basis von Quartalsdaten seit dem 1. Quartal 1962.

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