Degroof Petercam AM: Fixed Income Update

Degroof Petercam AM: Fixed Income Update
Fixed Income

COVID-19 war der Katalysator einer breit angelegten Deflation von Finanzanlagen auf der ganzen Welt und in allen öffentlichen Marktsektoren.

23.03.2020 | 14:51 Uhr

Stand der Dinge

  • Die traditionelle Flucht in Qualitätssektoren hat ab dem 10. März 2020 eine V-förmige Entwicklung erfahren. Diese technischen Mittelbewegungen trieben die langen US-amerikanischen und deutschen Zinssätze auf historische Tiefststände. Die Zinsmärkte begannen dann jedoch, sich auf die Auswirkungen der geld- und fiskalpolitischen Initiativen zu konzentrieren.

  • Diese geld- und fiskalpolitischen Initiativen haben die Märkte noch nicht stabilisieren können. Die jüngsten Entscheidungen der EZB und der BoE lassen jedoch wenig Raum für Zweifel. Der Liquiditätsdruck wird nachlassen. Staatsanleihen werden zuerst profitieren. Die Investment Grade Kreditmärkte werden die Entwicklung genau verfolgen. Die High Yield (HY)-Märkte werden längerfristig korrigieren, das Vertrauen in HY ist stark geschwächt. Die Auswirkungen im Vergleich zu Aktien folgen dem gleichen Pfad wie 2008/2009. Aktuell beträgt die Korrektur seit Jahresbeginn nur die etwa die Hälfte der Korrektur während der Finanzkrise. Finanzinstitutionen und Unternehmen (große und kleine) werden finanziell unterstützt. Programme zur Unterstützung von Unternehmensanleihen sind für die Aufrechterhaltung des Betriebskapitals unerlässlich.

  • Das Pandemie-Notkaufprogramm der EZB ist in Bezug auf Zeit, Umfang und Größe vollkommen flexibel. Das monatliche Programm sieht Investitionen in Höhe von 750 Mrd. € + 120 Mrd. € + 20 Mrd. € + Reinvestitionen von rückzahlbaren Anleihen vor. Wir erwarten eine Konvergenz der Zinssätze innerhalb der Eurozone. Diese Umstände werden auch bei der Diskussion der politischen Führung der Eurozone über die Wiederaufnahme der Emission europäischer Anleihen hilfreich sein. Europäische Investoren haben das Recht auf ein sicheres Vermögen. Solidarität ist erforderlich, um die Gesundheitskrise zu bewältigen. Solidarität ist auch im Bereich der staatlichen Finanzierung der WWU erforderlich.

  • Der vergangene Monat war ein großer Rückschlag, ein weiterer Schwarzer Schwan ist aufgetaucht. Diesmal war die Geschwindigkeit der Auswirkungen dreimal so hoch wie 2008/2009. Die „unbekannte Faktoren“ sind immer noch vorhanden, aber korrekte Bewertungen sind ebenfalls wieder vorhanden.

Bewertungen

  • Die nominalen US-Zinskurven sind deutlich gestiegen und bieten einen fairen Wert. Wir erwarten eine Konsolidierung der 10-jährigen Treasuries innerhalb einer breiten Spanne von 75 Basispunkten bis 1,50%. Die aktuellen Volatilitätsindikatoren erfordern Vorsicht.
  • Deutsche 10-Jahres-Bundesanleihen bleiben mit -17 Basispunkten teuer. Wir erwarten eine weitere Unterstützung der EZB für Peripherie- gegenüber Kernanleihen. Wir wiederholen, dass die Flexibilität der EZB wichtig ist und sie kann das 750 Milliarden Euro-Paket problemlos vorziehen. Längerfristig wird auch die Möglichkeit zur Emission von europäischen Anleihen bestehen. Dies wird die Konvergenz innerhalb der Eurozone unterstützen.
  • TIPS in den USA befinden sich auf dem Niveau des 4. Quartals 2008 und des 1. Quartals 2009. Aufgrund der massiven monetären und fiskalischen Reflation sind die Bewertungen günstig. Die fünf- und zehnjährigen US-Breakeven-Zinssätze von 15 und 50 Basispunkten spiegeln hohe reale Zinssätze bei Inflationserwartungen auf Tiefständen wider. Gleiches Bild zeigt sich bei allen europäischen inflationsgebundenen Anleihen, deren Bewertungen auf japanischen Niveaus liegen.
  • Investment Grade-Anleihenspreads (Iboxx-Universum) schwanken zwischen 225 und 250 Basispunkten (19. März) gegenüber einem Höchststand von 180 Basispunkten Ende 2018. Die EZB hat das Anleihenkaufprogramm in der vergangenen Woche erhöht. Mit den Ankündigungen noch weiterer Maßnahmen wird klar, dass die EZB nicht nur zum Nettokäufer der IG-Anleihen von Monat zu Monat wird, sondern sogar zum dominierenden Käufer. Hochwertige IG-Anleihen sind mit Indexrenditen von fast 2,00% für langfristige Investoren günstig. Das bringt uns zurück zu den Niveaus von 2013, Anfang 2014. Quantitative Easing wird zu einem dauerhaften Zustand werden. Die Liquiditätsbedingungen werden sich in dem Moment verbessern, in dem sich die Liquidität in Staatsanleihen normalisiert. Wichtig ist es, die Anleihen-Volatilitätsindikatoren kontinuierlich im Auge zu haben.
  • Der EUR-High Yield-Index zeigt ein Spread-Niveau von 885 Basispunkten bei einer Indexrendite von 9,42%. Das führt uns zurück zum 3. Quartal 2008. Die Liquiditätsbedingungen sind allerdings übertrieben schlecht. Die Abschläge der ETFs in den verschiedenen Anleihesektoren reichen von -5% bis -27% im High Yield-Segment. Investieren Sie also besser in eine aktive, gut analysierte und risikogesteuerte HY- Lösung. Bei den aktuellen Bewertungen können Anleger fast 50% kumulative Ausfälle über einen Zeitraum von 5 Jahren bei einer Erholungsrate von 40% standhalten.
  • Die Spreads der Schwellenländeranleihen gehen über das Niveau von Anfang 2016 hinaus. Die Renditeaufschläge in Landeswährungen bewegen sich um 110 Basispunkte (von 395 auf 505), diejenigen in Hartwährung um 160 Basispunkte (von 235 auf 395). Die Renditeaufschläge bei Hartwährungen im breiten Markt bewegen sich um 285 Basispunkte (von 380 auf 665) und diejenigen in Subsahara-Afrika um 455 Basispunkte (von 545 auf 1000).
  • Trotz der allgemeinen Schwäche der Devisenmärkte in den Emerging Markets schneiden dort Lokalwährungen besser ab als Hartwährungen. Die Indexrendite auf Lokalwährungsbasis liegt mit 5,92% knapp unter 6%. Bei Schwellenländeranleihen bleiben wir durch unseren Nachhaltigkeitsansatz und das De-Risking zu Beginn des Jahres defensiv, indem wir Emittenten in Hartwährung von geringer Qualität, insbesondere aus der Sub-Sahara-Region, verkaufen und in Mitteleuropa hochwertige Lokalwährungsanleihen hinzufügen. Auch wenn wir sehen, dass sich werthaltige Investmentchancen abzeichnen, sollte man unserer Meinung nach vorsichtig sein, da die Marktstimmung vorerst negativ bleibt.

Schlussfolgerung

  • Die Verzerrungen im Jahr 2020 sind noch nicht abgeschlossen und werden eine Wende in der COVID-19- Infektionskrise erfordern. Wir erwarten eine Wende zwischen April und Mai.

  • Die Geldpolitik ist in vollem Gange und könnte weiter überraschen.

  • Die fiskalische Unterstützung sollte erhöht werden und 5% bis zu 15% des BIP auf Länder- oder regionaler Basis erreichen.

  • Es ist zu erwarten, dass die extreme Volatilität in den verschiedenen Anleihesektoren nachlässt, wenn entsprechende Maßnahmen beginnen, die Infektionszahlen einzudämmen.

  • Wir erwarten, dass die Versteilung der Zinskurve, die in der vergangenen Woche aufgetreten ist, in dem Moment anfängt zu konsolidieren, in dem die Volatilität abklingt.

  • Es wird lange dauern, bis das Vertrauen in die globalen Finanzmärkte wiederhergestellt ist.

Eine Aufzeichung des Webinars können Sie sich hier anschauen.

Details zum Fiexes Income Update können Sie sich hier im PDF-Format herunterladen.

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