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„Europa steht am Anfang einer nachhaltigen Erholung“

Viktor Nossek
Finanzbranche

Viktor Nossek, Director of Research bei WisdomTree Europe, erklärt im Interview mit FundResearch, warum 2016 europäische Small Caps für Investoren interessant werden. Zu den Ankündigungen Mario Draghis, die Geldpolitik weiter zu lockern, hat er seine ganz eigene Meinung.

08.12.2015 | 08:42 Uhr von «Teresa Laukötter»

FundResearch: Herr Nossek, Sie sind Director of Research bei WisdomTree Europe, wie ist es derzeit um die Eurozone bestellt?

Viktor Nossek: Wir beobachten in Europa deutliche Zeichen einer Erholung. In den letzten fünf Jahren konnten die USA einen BIP-Zuwachs von 12 Prozent verzeichnen – angeregt durch die Binnennachfrage im privaten Sektor und Investitionen. Das ist drei Mal so viel wie die Eurozone im selben Zeitraum - hauptsächlich durch Exporte - erreicht hat. In den letzten drei Quartalen diesen Jahres sehen wir hier jedoch einen Wandel. Die Binnennachfrage in der Eurozone steigt. Wir sind jetzt an einem Punkt angelangt, bei dem man von einer Kehrtwende sprechen kann. Die Erholung in Europa ist nun struktureller Natur und nicht mehr zyklisch.

FundResearch: Wie lange wird diese Erholung andauern?

Viktor Nossek: Wir meinen, dass sie von Dauer sein wird. Da steckt noch Potential drin, siehe Amerika. Ein zweiter Indikator ist der Arbeitsmarkt: In den letzten anderthalb Jahren hat sich dieser in Europa wieder erholt. 1,5 Millionen neue Jobs wurden in der Eurozone kreiert. Das sind strukturelle Änderungen. Dem Zyklus der USA hinken wir aber immer noch um drei Jahre hinterher. Das heißt: Wir sind erst ganz am Anfang einer nachhaltigen Erholung. 

FundResearch: Wie steht es um Sorgenkinder wie Italien oder Frankreich?

Viktor Nossek: Eine Erholung am Arbeitsmarkt konnten wir in Europa dank starker Reformen zuerst in Spanien beobachten. Auch Frankreich und Italien werden nun wieder konkurrenzfähig. Die Lohnstückkosten  gehen runter. Italien zeigt zudem auch erste Indizien für eine Erholung am Arbeitsmarkt.

FundResearch: Wie können Anleger von dieser Erholung profitieren?

Viktor Nossek: Um das Thema Europa präzise zu spielen sollte man auf Small Caps setzen und langfristig investiert bleiben. Bedingt durch das im Verhältnis höhere Risiko verglichen mit Large-Caps, sollten Investoren breitgefasst in Small-Cap anlegen - mit Fokus auf zyklische Sektoren (IT, Industrials, Consumer Discretionary). Ebenfalls ist es wichtig, einen Qualitäts-Filter über Small-Cap zu ziehen, um so eine bessere risiko-adjustierte Performance zu erreichen.

FundResearch: Was ist der Vorteil von Small Caps?

Viktor Nossek: Kleine Unternehmen haben bisher noch nicht von der lockeren Geldpolitik der EZB profitieren können. Denn die Zinsen von Bankkrediten sind bisher, trotz QE-Programm, noch nicht gesunken. Erst vor zehn Monaten konnten wir hier eine leichte Trendwende erkennen. Das QE-Programm wirkt in der realen Wirtschaft also erst sehr viel später. Hier unterscheiden sich die Strukturen in Europa von denen der USA: Kleine Unternehmen finanzieren sich hauptsächlich über Banken.

FundResearch: Europäische Large Caps sind damit eher uninteressant?

Viktor Nossek: Nein, für sie gelten nur andere Regeln. Hier ist entscheidend: Was hält man vom Euro und wie verhält er sich. Ein schwacher Euro ist gut für exportorientierte Unternehmen, ein starker Euro dagegen macht europäische Produkte verhältnismäßig teuer. Europäische Aktien-Strategien, die sich auf Large-Caps fokussieren, sollten einen taktischen Ansatz auf den Wechselkurs einschließen.

FundResearch: Wie wird sich der Euro Ihrer Meinung nach weiter entwickeln?

Viktor Nossek: Dafür muss man ein bisschen ausholen und sich die Pläne der EZB vor Augen führen. Für EZB-Chef Draghi ist nicht die Inflationsfrage entscheidend. Die Gefahr einer Deflation ist sehr sehr gering. Was Draghi im Sinn hat, ist etwas anderes: Er versucht den Eurokurs weiter unter Druck zu setzen. Das tut die EZB, um der Erholung in der Eurozone Zeit zu geben sich nachhaltig zu entwickeln. Der Euro wird also erstmal volatil bleiben. Langfristig wird sich der Kurs aber erholen, da sich die Wirtschaft erholt. Vergleicht man den jetzigen Kurs mit dem Kurs der Euro-Einführung wird deutlich: Hier ist noch viel Aufwertungspotential. Investitionen in Large Caps könnte man daher taktisch absichern, Small Caps kann man unhedged gehen - solange der Ansatz langfristig und strategisch ist.

FundResearch: Wie bewerten sie das Vorhaben der EZB?

Viktor Nossek: Ich denke die Märkte spielen das QE-Programm zu hoch. Die Volkswirtschaft sieht wesentlich gesünder aus, als vor drei Jahren und die Stabilität des Bankensektors spiegelt sich in dem verbesserten Euro-Kurs wieder. Draghi versucht sich dagegen zu stemmen und den Euro-Dollar-Kurs so niedrig wie möglich zu halten, um der Erholung Zeit zu kaufen. Zudem hat er den Depotzins weiter gesenkt, da Banken nach wie vor ihr Geld bei der EZB parken. Davon abgesehen war klar, dass sich nicht viel am QE-Programm ändern wird. Ankäufe in Höhe von 60 Milliarden Euro pro Monat sind ja auch schon enorm und mehr wäre wohl vor allem in Deutschland politisch nicht vertretbar. Zusammengefasst: Die Erholung im Bankensektor ist nicht mehr das zentrale Thema, sondern das Euro-Dollar-Sentiment.

FundResearch: Mit welchen Risiken müssen Anleger im nächsten Jahr rechnen? 

Viktor Nossek: Risiken lauern vor allem im Anleihenmarkt. Industrieanleihen korrelieren stark mit den Zinsen in den USA. Hier könnte eine US-Zinserhöhung negative Effekte hervorrufen. Europäische Staatsanleihen sind weniger gefährdet, weil die EZB mit dem QE-Programm dagegen steuert. 

FundResearch: Wie ist es um Rohstoffe bestellt?

Viktor Nossek: Hier lauert die zweite Gefahr: Die Volatilität bei Rohstoffen wird weiter groß sein. Keiner blickt mehr wirklich durch, wie der wahre Ölpreis aussieht. Auch wie China sich entwickelt ist schwer einzuschätzen. Rohstoffe und Industrieanleihen sollte man untergewichten oder meiden. 

FundResearch: Welche Themen werden uns in Europa noch beschäftigen?

Viktor Nossek: Jean-Claude Juncker hat im Juni des vergangenen Jahres einen Europäischen Investitionsplan bekanntgegeben. Er umfasst 21 Milliarden Euro. Das ist verhältnismäßig wenig. Spielt der Privatsektor jedoch mit, dann könnten der Eurozone am Ende über 300 Milliarden Euro zur Verfügung stehen. Ist das genug? Wahrscheinlich nicht. Denn die Eurozone ist seit 2010 mit circa 2.5 Prozent des BIP im Vergleich zum langfristen Trend unterinvestiert. Dass die Eurozone im selben Zeitraum real mit 4,4 Prozent  wachsen konnte, gelang nur mit Hilfe des robusten Außenhandels, was im Hinblick auf die derzeitige Schwäche der chinesischen Wirtschaft wohl kaum zu wiederholen ist. Die Investitionspolitik wird aus diesem Grund in 2016 aller Voraussicht nach zu einem zentralen Thema in Europa werden.

FundResearch: Abschließend ein Blick Richtung Amerika: Wird es im Dezember zu einer richtigen Zinswende kommen?

Viktor Nossek: Nein, der erste Zinsschritt wird nur sehr klein ausfallen. So klein, dass die Notenbank damit rechnen kann, dass der Markt weitere Schritte einpreisen wird. Dann wiederum kann die FED sich weitere Zinsschritte zu erlauben. Alles in allem rechne ich 2016 mit einer Zinssteigerung um vielleicht 50 Basispunkte. Noch fehlt in den USA das Lohnwachstum. Erst wenn dieses steigt, muss sich die FED Sorgen um die Inflation machen. Denn: Eine Notenbank kann eine Inflation viel besser bekämpfen als eine Deflation. Daher lohnt es sich für die FED, die Zinssteigerung so lange wie möglich zu verzögern.

(TL)

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