M&G: Ausblick in das nächste Halbjahr

Die ersten sechs Monate des Jahres 2015 waren bewegt, und allem Anschein nach wird es auch genauso weitergehen, sagt Jim Leaviss, Head of Fixed Income bei M&G Investments.

02.07.2015 | 10:20 Uhr

Eurozone

Über die letzten Jahre hätten die Entscheidungsträger in der Eurozone de facto auf Deflation hingearbeitet, so Leaviss – vom Verzögern nötiger Strukturreformen bis hin zur deutschen Begeisterung für die schwarze Null. „Doch nun kommen endlich positive Nachrichten, allem voran die Auflegung eines möglicherweise unbegrenzten Quantitative-Easing-Programms durch die EZB“, stellt Leaviss fest. 

Vielleicht noch besser sei die Nachricht, dass die EZB mit ihrem Kaufprogramm für ABS (Asset-Backed Securities) noch gar nicht richtig begonnen habe: „Dieses Programm wird vielleicht nur langsam Fahrt aufnehmen, aber es wird Druck von den Banken nehmen, ihre Profitabilität erhöhen und damit eine verstärkte Kreditvergabe ermöglichen.“

Passend dazu habe die Eurozone nach vier Monaten fallender Preise im April wieder das Terrain der Deflation verlassen. „Mittelfristig sind aber weiterhin zu geringe Inflationsraten eingepreist. Inflationsindexierte Staatsanleihen mit kurzen Laufzeiten bieten damit gegenüber traditionellen Staatsanleihen ein gutes Preis-Leistungsverhältnis“. 

Schwellenländer

„Seit einiger Zeit schon bin ich den Schwellenländern gegenüber kritisch eingestellt“, sagt Leaviss, „unter anderem wegen der wachsenden Stärke des US-Dollars und des sich abschwächenden Wachstums in China.“ Staatsanleihen aus Schwellenländern sieht er dabei weniger kritisch als Unternehmensanleihen: „Viele Länder haben sich in ihrer eigenen Währung verschuldet und sind damit weitgehend Herr ihres Schicksals. 

Unternehmen hingegen haben viel stärker von in Dollar denominierten Anleihen Gebrauch gemacht und damit einen Markt geschaffen, der nach Größe den US-High-Yield-Markt hinter sich lässt.“ Viele dieser Unternehmen hätten ihre Dollar-Verpflichtungen nicht gesichert und dürften daher besonders empfindlich auf eine US-Zinswende reagieren. 

Wie immer, so Leaviss, komme es auf eine sorgfältige Einzelfallauswahl an. So habe er dieses Jahr zum Beispiel mexikanische und kolumbische Anleihen in Lokalwährung gekauft – nach dem massiven Ausverkauf in beiden Währungen 2014.

Währungen

2014 und im ersten Halbjahr 2015 sei der starke Dollar ein großes Thema gewesen, so Leaviss. Er erwartet eine Fortsetzung dieses Höhenflugs, schon wegen der relativen Stärke der US-Wirtschaft und der gegenüber anderen Weltgegenden höheren Wahrscheinlichkeit einer Zinswende: „Ich gehe davon aus, dass die Fed unter den großen Zentralbanken die erste sein wird, die die Zinsen anhebt – und unterschiedliche Zinssätze werden in den kommenden zwölf Monaten aller Voraussicht nach einer der wesentlichen Treiber für Währungskurse sein.“ 

Ganz anders sieht Leaviss die Situation für das britische Pfund. Das britische Defizit, eine zögerliche Bank of England und das drohende Referendum über den Verbleib in der Europäischen Union dürften dem Pfund zusetzen. Leaviss‘ Fazit: „Wir bleiben underweight in Sterling.“

Value in Anleihen

QE verändert das Verhalten von Investoren, sagt Leaviss. Die unter Druck geratenen Staatsanleiherenditen verführten Anleger dazu, höhere Risiken zu suchen. „Nachdem High-Yield-Anleihen 2014 nicht performt haben, sehen wir in den letzten Monaten wieder Value in diesem Segment – allerdings nur bei sorgfältiger Einzelauswahl. Die Nachfrage nach diesen Titeln sollte weiter steigen, schon wegen der Maßnahmen der EZB und der Bank of Japan.“ 

Leaviss setzt auf Floating Rate Notes, also Anleihen mit variablen Zinssätzen, um sich gegen Verwerfungen im Anleihemarkt zu wappnen, etwa die erwartete Fed-Zinswende. 

Doch auch in konventionellen US-Unternehmensanleihen finde er Value, sagt Leaviss: „Die Spreads in den USA haben sich 2014 ausgeweitet, teilweise wegen des großen Emissionsvolumens und der Auswirkungen des Ölpreis-Kollapses auf Energieunternehmen. Investment-Grade-Unternehmensanleihen sind im Moment attraktiv, gemessen an technischer Analyse, Bewertungen und Fundamentaldaten.“

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Bitte beachten Sie, dass es sich hierbei um Archivinformationen handelt. Sie sind nicht als aktuelle Ansichten oder Einschätzungen, sondern nur als historische Angaben zu verstehen.

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