Capital Group: „Boring is beautiful“

Mit Dividendenwachstumsunternehmen der Inflation ein Schnippchen schlagen.

04.08.2022 | 13:21 Uhr

Anleger haben es derzeit nicht leicht. Das globale Wirtschaftswachstum verlangsamt sich, die Zinsen steigen, und Wachstumsaktien befinden sich in einem Bärenmarkt. Vor diesem Hintergrund erweisen sich jedoch viele „langweilige“ Dividendenwerte als attraktive Anlagemöglichkeiten. Christophe Braun, Equity Investment Director bei Capital Group, ist überzeugt: Die Anlage in Dividendenwachstumstitel im Rahmen eines breit angelegten Portfolios kann Anlegern dabei helfen, das aktuelle schwierige Umfeld zu meistern.

Warum sollten Anleger jetzt auf Dividendenwachstumsaktien setzen?


Braun erklärt: „In den letzten 30 Jahren bestand zumeist eine negative Korrelation zwischen den relativen Renditen dividendenstarker Aktien und den Veränderungen der Renditen von US-Staatsanleihen. Diese Beziehung hat sich in den letzten zwei Jahren umgekehrt, und hochrentierliche Aktien weisen mittlerweile eine positive Korrelation zu den Anleiherenditen auf. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, dürfte ein Zinsanstieg die Aussichten von Dividendenwerten nicht so stark beeinträchtigen wie das in der Vergangenheit der Fall war. Dies liegt zum Teil daran, dass die Zinssätze zwar steigen, aber von einem recht niedrigen Niveau aus.

Vor diesem Hintergrund bieten Dividendentitel eine Kombination aus Einkommen und Kapitalwertsteigerungspotenzial, zumal die Bewertungen vieler dieser Unternehmen nach einer langen Hausse bei Wachstumswerten angemessen erscheinen. Dennoch ist es in einem Umfeld steigender Zinsen wichtig, Unternehmen mit hoher Verschuldung oder übermäßigem Leverage in ihren Bilanzen herauszufiltern.“

Was zeichnet Unternehmen aus, die ihre Dividenden konstant steigern?

Braun führt aus: „Dividendenwachstumsunternehmen sind eine besonders attraktive Untergruppe von Aktien, da sie langfristig höhere Renditen als andere Dividendenzahler erzielen und dies bei geringerer Volatilität. Dieser Risiko- und Ertragsvorteil ist auf ihre stärkeren Fundamentaldaten, gesunden Bilanzen, ihre Wettbewerbsposition und ihr Engagement für die Aktionäre zurückzuführen. Heute verfügen viele dieser Unternehmen über Rücklagen in Rekordhöhe – eine gute Voraussetzung für künftige Zahlungen und weiter wachsende Dividenden.“

Während der Corona-Pandemie gerieten Dividenden erheblich unter Druck. Das wirft die Frage auf: Werden sie in Zukunft noch einen Schutz vor Kursverlusten bieten können?

Braun kommentiert: „Die Krise erinnert uns an zwei wichtige Anlagegrundsätze, wenn es um Dividenden geht. Erstens: Ein wachsender Einkommensstrom, der sich über lange Zeiträume aufaddiert, bietet Vorteile. Aber diese Vorteile kommen kurzfristigen Anlegern nicht zugute. Zweitens: Die Dividende ist eine Entscheidung über die Kapitalallokation. Sie erfordert die Bereitschaft und Fähigkeit des Managements, sich auf Dividendenerträge festzulegen. Diese Entscheidung wird von den Vorständen in Zusammenarbeit mit der Geschäftsleitung getroffen.“

In welchen Bereichen bieten sich Chancen?

Braun erklärt: „Finanztitel, Energie und Gesundheitswesen machen einen beträchtlichen Teil des dividendenzahlenden Universums aus, und ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren spricht für steigende Dividenden in jedem dieser Bereiche:

Finanzwerte: Steigende Zinsen dürften den zinssensibleren Banken in den USA und Europa helfen, ihre Nettozinsmargen auszuweiten, die über viele Jahre hinweg durch die anhaltend niedrigen Zinsen gedrückt wurden. Dies könnte zu höheren Erträgen, verbesserten Dividendenströmen und höheren Bewertungskennzahlen führen.

Energie: Große integrierte Ölgesellschaften sind seit langem zuverlässige Quellen für beständige Dividenden für einkommensorientierte Anleger. Sie sind auch in Bezug auf das Angebot disziplinierter geworden, indem sie die Investitionen in bestehende Reserven gekürzt und neue Ölquellen erschlossen haben.

Gesundheitswesen: Healthcare-Unternehmen könnten im derzeitigen inflationären Umfeld eine Quelle für Ertrags- und Dividendenwachstum sein. Pharmaunternehmen haben in der Vergangenheit eine starke Preissetzungsmacht ausgeübt. Während die Branche mit politischem Druck hinsichtlich der Medikamentenpreise konfrontiert war, werden die innovativeren Pharmaunternehmen in der Lage sein, die Preise moderat anzuheben.“

Braun resümiert: „Um solche Unternehmen zu identifizieren, reicht es nicht aus, nur die Aktien mit den höchsten Dividendenrenditen zu betrachten. Vielmehr ist es wichtiger denn je, korrekte Vorhersagen über das tatsächliche Potenzial für zukünftiges Dividendenwachstum zu treffen. Dafür ist wiederum umfassendes fundamentales Research entscheidend. Wir konzentrieren uns auf Unternehmen, deren finanzielle Leistungsfähigkeit und Bereitschaft, Liquidität an die Aktionäre zurückzugeben, bereits unter verschiedenen wirtschaftlichen Bedingungen auf die Probe gestellt wurden. Diejenigen, die über die nötige Robustheit verfügen, eine Dividendenkürzung oder einen Rückgang des Dividendenwachstums je Aktie zu vermeiden, bringen aus unserer Sicht gute Voraussetzungen mit, auch langfristig zu den Gewinnern zu gehören. ,Langweilig‘ wird für Anleger dann zu einem spannenden langfristigen Investment.“

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