Bei Biotech-Unternehmen denken viele Anleger vor allem an spekulative Start-ups. Für Steven Smith, Investment Director bei Capital Group, ist das jedoch zu kurz gedacht: „Biotech-Unternehmen ausschließlich mit risikoreichen Neugründungen in Verbindung zu bringen, die sich in einem frühen Entwicklungsstadium befinden und deren Entwicklung mit vielen Unwägbarkeiten behaftet ist, wird diesem breiten und vielfältigen Sektor nicht gerecht.“ Tatsächlich seien viele Biotech-Unternehmen durchaus rentabel und böten Medikamente, die mit bewährten Technologien entwickelt wurden.
28.09.2023 | 10:26 Uhr
Aktuell befinde sich die Branche in einer Phase des Umbruchs: Erst in den 2000er Jahren habe China eine massive Welle politischer Veränderungen eingeleitet, um zum ersten Mal eine Krankenversicherung für fast 800 Millionen Menschen anzubieten. In der Folge sei es weltweit zu einem explosionsartigen Anstieg von Börsengängen im Biotech-Bereich gekommen. Als sich dann die Marktbedingungen während der Corona-Pandemie verschlechterten seien Anleger immer weniger bereit gewesen, Risiken einzugehen, und kleine und mittelgroße Biotech-Unternehmen auf der ganzen Welt seien in raues Fahrwasser geraten.
„In der aktuellen Phase der Neuausrichtung gilt es, sich wieder darauf zu konzentrieren, was die wahren Werttreiber für Biotech-Unternehmen sind: starke klinische Daten, klare Umsetzungspfade und robuste Pipelines. Der Teil des Biotech-Sektors, der bereits Umsätze erwirtschaftet, über größere Pipelines verfügt und etwas mehr Barmittel in der Bilanz vorweisen kann, erholt sich aktuell schneller“, so Smith.
Chancen jenseits spekulativer Start-ups
Smith und sein Team suchen deshalb bewusst außerhalb der Gruppe spekulativer Unternehmen nach Chancen. „Dabei haben wir multinationale Unternehmen im Blick, deren Medikamente bereits auf dem Markt sind, und die eine nachhaltige Rentabilitätsbilanz vorweisen können, sowie Firmen, die kurz davorstehen, neue Therapien auf der Grundlage bewährter Technologien auf den Markt zu bringen“, erläutert der Investmentexperte.
Die letztgenannte Gruppe sei besonders interessant: „Anlagen in Biotech-Unternehmen, die sich an der Schwelle zu einer Phase anhaltender Rentabilität befinden, können zu attraktiven Renditen führen“, erklärt Smith. Zwei der größten Biotech-Unternehmen innerhalb des MSCI All Country World Index (ACWI), Regeneron Pharmaceuticals und Genmab, seien Paradebeispiele für diese Beobachtung. In beiden Fällen sei es zu einem deutlichen Anstieg der Aktienrenditen gekommen, sobald sich der Gewinn pro Aktie in den positiven Bereich bewegt habe. Bei Regeneron sei dies 2011-2012 dank der Markteinführung des Medikaments Eylea zu beobachten gewesen. Bei Genmab habe der Trend in den Jahren 2012-2013 begonnen, als das Unternehmen eine weltweite Vereinbarung mit dem Pharmaunternehmen Janssen über die Entwicklung und Vermarktung des Medikaments Daratumumab geschlossen habe. „Auch bei anderen Biotech-Titeln im MSCI ACWI wie Biogen (1998-1999), Gilead (2001-2002) und Vertex Pharmaceuticals (2016-2017) stiegen die Aktienrenditen sprunghaft an, sobald die Unternehmen begannen, profitabel zu werden“, so Smith.
Er resümiert: „Nicht jedes Biotech-Unternehmen sollte als spekulative Investition betrachtet werden. Stattdessen gibt es zahlreiche Unternehmen in der Branche, die auf der Grundlage bewährter Technologien einkommensstarke Arzneimittel entwickeln und entweder bereits Gewinne erzielen oder kurz vor der Gewinnschwelle stehen. Dies ist ein Bereich mit erheblichen Nuancen, in dem Anleger von einem aktiven Ansatz profitieren können.“
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