Capital Group: Fünf Trends, die die Zukunft der Biotechnologie bestimmen dürften

Capital Group: Fünf Trends, die die Zukunft der Biotechnologie bestimmen dürften
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Laura Nelson Carney, Equity Investment Analyst bei Capital Group, ist der Meinung, dass dies die Grundlage für neue Wachstumsbereiche sein könnte. So zum Beispiel für die Nutzung von Zellen und Genen als Medizin.

09.11.2021 | 10:12 Uhr

Laura Nelson Carney, Equity Investment Analyst bei Capital Group, ist der Meinung, dass dies die Grundlage für neue Wachstumsbereiche sein könnte. So zum Beispiel für die Nutzung von Zellen und Genen als Medizin.

Die Entwicklung der Corona-Impfstoffe ging schnell vonstatten. „Dies könnte ein Zeichen für die Zukunft der Branche sein,“ sagt Carney. Die Auftragsbücher der Industrie seien gut gefüllt, sowohl bei kleinen als auch bei großen Arzneimittelherstellern in den Vereinigten Staaten, Europa und China. Carney benennt fünf Trends, die für die Zukunft der Biotechnologie entscheidend sein können:

1. COVID verstärkt den Trend zur schnellen Entwicklung von Medikamenten

„Unter bestimmten Voraussetzungen ist es möglich, die Entwicklung von Arzneimitteln deutlich schneller voranzutreiben, als man bislang dachte,“ so Carney. Der beschleunigte Zulassungsweg, der für die Corona-Impfstoffe genutzt wurde, sei bereits seit Längerem in Kraft. „In Anbetracht der Aufmerksamkeit, die dieses Verfahren erhalten hat, wird es zukünftig wahrscheinlich häufiger eingesetzt werden,“ erläutert Carney. Dies sei insbesondere dann der Fall, wenn der ungedeckte Bedarf an der Behandlung einer Krankheit sehr hoch ist.

2. Es herrscht eine höhere Aufmerksamkeit für Infektionskrankheiten

Obwohl Infektionen zu den Hauptursachen für Krankheiten auf der ganzen Welt gehören, sei dieser Bereich der Arzneimittelforschung lange Zeit unterfinanziert gewesen. „Wenn es um die Finanzierung und den Abschluss von Verträgen zwischen großen und kleinen Unternehmen ging, rangierten Infektionen früher ganz unten auf der Liste,“ so Carney. Heute stünden Infektionen nach der Onkologie an zweiter Stelle, was die Aufmerksamkeit und die Finanzierung angeht. „Viele der größeren Probleme werden jetzt mit erheblichen Investitionen angegangen,“ analysiert Carney.

3. Zellen und Gene als Arzneimittel

In der Geschichte der Medizin habe es bislang zwei entscheidende Entwicklungen gegeben: „Etwa 200 Jahre lang erfolgte die Behandlung durch Chemikalien, die wir auf reproduzierbare Weise herstellen konnten,“ so Carney. „Dann, in den 1970er Jahren, lernten wir, wie man Proteine zuverlässig in einer Fabrik herstellt, anstatt zum Beispiel Insulin aus Kühen zu extrahieren, um es als Medikament zu verwenden.“ Das sei die Ära der Biologika gewesen.

Die nächste große Phase sei nun die Nutzung von Zellen und Genen als Arzneimittel, auch wenn dieser Prozess noch am Anfang stehe. Dies bärge die Aussicht auf die funktionelle Heilung von Krankheiten, die wir mit Chemikalien oder Proteinen kaum behandeln können und auf eine einmalige Behandlung anstelle einer chronischen Therapie für den Rest des Lebens eines Patienten. „In den USA befinden sich mehr als 360 solcher Therapien für eine Reihe von Krankheiten in der Entwicklung,“ sagt Carney. „Es gibt auch einen großen Pool in Frage kommender Patienten, die diese Therapien technisch gesehen erhalten könnten.“

4. China als Vorreiter bei Innovationen

Die Rolle Chinas in der globalen biopharmazeutischen Industrie sei in zweierlei Hinsicht hervorzuheben: „China ist der zweitgrößte Endmarkt der Welt nach den USA und wächst schnell,“ so Carney. „Außerdem ist China eine Quelle für weltweit relevante Innovationen.“ Die Regulierungsbehörden hätten einige der technischen Standards geändert, um sie stärker an Europa und die USA anzugleichen.

Die Regierung zeige außerdem, dass sie bereit ist, für Innovationen zu zahlen. „Das ist das Zuckerbrot für die Unternehmen, damit sie weiter investieren,“ erläutert Carney. Seit 2015 hätten die chinesischen Behörden eine Politik vorangetrieben, die einheimische Unternehmen ermutigt und Anreize schafft, mit den globalen Unternehmen zu konkurrieren.

5. Nutzung des menschlichen Immunsystems zur Behandlung von Krankheiten

„Wir fangen gerade erst an, an der Oberfläche zu kratzen und herauszufinden, wie wir das menschliche Immunsystem für die Behandlung von Krankheiten nutzen können,“ sagt Carney. Die Onkologie sei der Bereich, in dem dieses Konzept bereits erfolgreich sei. „Die Idee, das Immunsystem besser zu verstehen und es zu nutzen, um bei anderen Krankheiten einzugreifen, hat stark an Dynamik gewonnen“, so Carney. Die Immun-Onkologie, die Erforschung und Entwicklung von Krebsbehandlungen, die sich das körpereigene Immunsystem zunutze machen, sei einer dieser Bereiche.

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