Capital Group: Globalisierung: Wo stehen wir?

Seit 2009 weist die Welthandelsorganisation (WTO) auf den wachsenden Protektionismus hin. Mit Donald Trumps Wahl zum nächsten US-Präsidenten geriet das Thema noch mehr in den Blick, auch wenn es bis zu einem Politikwechsel noch dauern dürfte.

27.01.2017 | 15:10 Uhr

In den letzten Jahren entwickelten sich die führenden Volkswirtschaften immer weiter auseinander. Weltweite Integration sorgte früher für Konvergenz, aber jetzt sind die Aussichten auf mehr Integration unsicherer geworden. Auf die internationale Finanzkrise folgten Jahre schwachen Wachstums, und Ungleichheiten machen zunehmend Sorgen. Noch ist unklar, ob das Wirtschaftswachstum wieder steigt. 2016 wird der Welthandel nach WTO-Schätzungen um 1,7% und das Welt-BIP um 2,2% wachsen. Das wären die geringsten Zuwächse seit der Finanzkrise.

Eine aktuelle WTO-Studie zur Handelspolitik zeigt, dass die G20-Länder von Mitte Oktober 2015 bis Mitte Mai 2016 145 neue Handelsbeschränkungen eingeführt haben – fast 21 pro Monat. Seit Beginn der Erhebungen im Jahr 2009 war der Monatsdurchschnitt noch nie so hoch.

In der Tat scheint die weltpolitische, innenpolitische und wirtschaftliche Instabilität zuzunehmen. Donald Trumps protektionistische Tendenzen führten zu neuen Sorgen um internationale Freihandelsabkommen. Das Thema ist komplex: Manchen Sektoren und Branchen haben Globalisierung und technischer Wandel sehr geschadet, aber die Gesellschaft als Ganzes hat von beiden Entwicklungen profitiert. Die Globalisierung war der Hauptgrund für steigende Einkommen und bessere Perspektiven für die meisten Menschen, die weltweit in Armut leben. Zusammen mit Innovationen ließ die Globalisierung auch die Inflation fallen, was weltweit niedrigere Zinsen möglich gemacht hat.

Die Vorteile liegen auf der Hand. Aber immer mehr Menschen – insbesondere in den Industrieländern – sehen sich als Globalisierungsverlierer. Zu Recht machen sie sich Sorgen um Löhne, Arbeitsplätze und die Zukunft. Die wirtschaftliche Integration sorgt für weltweit steigende Produktivität und Fortschritt, aber vielleicht reicht das noch nicht. Mehr Menschen müssen von der Globalisierung profitieren.

Der vollständige Beitrag als pdf-Dokument 

Diesen Beitrag teilen: