Capital Group: Frontiermarkets lösen die Schwellenländer ab

Asset Allocation

Die Emerging Markets haben mit Wachstumsschwierigleiten zu kämpfen, daher lohnt ein Blick auf neue Wachstumsmärkte.

11.07.2018 | 11:34 Uhr

Frontiermärkte lösen die klassischen Schwellenländer ab 

Russland, Mexiko oder Südafrika – diese drei Länder kommen vielen Investoren als erstes in den Sinn, wenn sie über Emerging Markets nachdenken. Derzeit ist jedoch ein differenzierterer Blick auf die Emerging Markets sinnvoll. Nachdem solche klassischen Schwellenländer meist bereits enorme Fortschritte gemacht haben, dürfte es ihnen schwerfallen, das starke Wachstum aus früheren Jahrzehnten aufrecht zu erhalten. Zugleich sind ihre Finanzmärkte gereift und ihre Risikoprämien zurückgegangen, wodurch die zu erwartenden Erträge sinken. Es gibt jedoch auch Volkswirtschaften, die noch am Anfang ihrer Entwicklung stehen: Die so genannten Frontiermärkte, zu denen beispielsweise Kenia, Bangladesch oder Sri Lanka gehören. „In vielerlei Hinsicht gleichen die Frontiermärkte von heute den Emerging Markets von früher“, sagt Jeremy Cunningham, Investmentspezialist bei Capital Group, und erläutert, warum die Frontiermärkte zwar herausfordernd, zugleich aber eine interessante Anlagemöglichkeit sein können. 

Attraktiv für ausländische Direktinvestitionen

Das hohe Wirtschaftswachstum der Frontiermärkte beruht in erster Linie auf deren junger, wachsender Bevölkerung. Zudem steigt in vielen dieser Ländern derzeit die Beschäftigtenzahl schneller an als die Bevölkerung insgesamt. „Dadurch werden Ressourcen für Investitionen in die wirtschaftliche Entwicklung und den Sozialstaat frei. Pro-Kopf-Einkommen und Inlandskonsum können dann steigen; das Wirtschaftswachstum kann nachhaltiger werden“, erläutert Cunningham. Ein anderer spannender Aspekt ist, dass die Frontiermärkte zwar meist unterdurchschnittlich mit Basisgütern und -dienstleistungen versorgt sind, neue Dienstleistungen wie der mobile Zahlungsverkehr oder mobile Bankdienstleistungen im Gegensatz dazu aber oft schnell angenommen werden. „Diese Faktoren und ihr Rohstoffreichtum machen viele Frontiermärkte interessant für ausländische Direktinvestitionen, sodass sie zu neuen Industriestandorten werden können“, so der Experte. 

Frontiermärkte bergen Diversifikationspotenzial 

Ein weiterer Vorteil für Investoren ist die geringe Korrelation zahlreicher Frontiermärkte mit Industrieländer- und Emerging-Market-Indizes – und auch die niedrige Korrelation untereinander. „Dies liegt zum Teil daran, dass sich die meisten Aktien in den Händen inländischer Investoren befinden, die meist keine passiven Anleger sind“, so Cunningham. „Eine Rolle spielt aber auch die niedrige Verschuldung, die eine geringere Korrelation mit internationalen Wechselkurs- und Zinsänderungen zur Folge hat. Hinzu kommt, dass die Frontiermärkte meist einen eher kleinen Anteil am Welthandel haben.“ Außerdem sind die Frontiermärkte an sich schon sehr unterschiedlich – auch hinsichtlich ihrer Anlagechancen. So verfügen zwar sowohl Afrika als auch der Nahe Osten über viele Rohstoffe, doch die meisten afrikanischen Volkswirtschaften sind weniger weit entwickelt als die Länder des Nahen Ostens. Zudem hemmen politische Unruhen die Entwicklung vieler rohstoffreicher Frontiermärkte – sie brauchen Zeit und Kapital, um ihre Unternehmen rentabel aufzustellen. Zur Risikosteuerung trägt letztlich noch bei, dass ein Ereignis in einem Frontiermarkt in der Regel wenig Implikationen für die Entwicklung in einem anderen Land hat. „Beispielsweise dürfte ein Regimewechsel in Ägypten kaum Auswirkungen auf die Aussichten für Argentiniern haben,“ sagt Cunningham. 

Schocks können weniger gut abgefedert werden

Doch der Investmentspezialist betont, dass Anlagen in Frontiermärkte trotz der attraktiven Chancen auch einige Herausforderungen mit sich bringen: „Alle Anlagen gehen mit gewissen Risiken einher – doch wer an den Frontiermärkten investiert, geht zusätzliche Risiken ein.“ Ein Grund hierfür ist, dass Schocks weniger gut abgefedert werden können, weil es keine inländischen Pensionsfonds, Finanzmarktinfrastrukturen oder aufsichtsrechtliche Regeln gibt. Auch die politischen und Governance-Risiken sind in den Frontiermärkten höher und die Konjunkturzyklen ausgeprägter. „Angesichts der geringeren Volatilität der Frontiermärkte kann es in Zeiten starker Markteinbrüche hier zu hohen Verlusten kommen“, erläutert Cunningham und weist darauf hin, dass deshalb sorgfältige Analysen unabdinglich bei Investitionen in diese Volkswirtschaften sind. „Wichtig ist, Unternehmen aus Ländern mit Reformschritten zu finden – oder Unternehmen, die aller Voraussicht nach unabhängig von ihrem Herkunftsland erfolgreich sein können. Aus diesem Grund haben wir bei Capital Group ein spezielles Team, das alle Aspekte von Investitionen an neuen Märkten untersucht.“

Das vollständige PDF zu den Emerging Markets finden Sie hier.

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