Das Wachstum in China wird sich abschwächen. Diese Meinung vertritt Peter Becker, Fixed Income Investment Director bei Capital Group.
11.06.2019 | 10:29 Uhr
Damit liege das Land im Gleichklang mit der weltweiten Entwicklung. Im
vierten Quartal 2018 verringerte sich das Wachstum in China auf 6,4
Prozent und das scheine mehr Trend als kurzfristige Entwicklung zu sein.
„Wir halten einen weiteren Rückgang des chinesischen
Wirtschaftswachstums auf bis zu 4 Prozent Ende 2019 für möglich. Viel
hängt davon ab, in welchem Umfang China weitere Wachstumsprogramme
auflegen und Reformen umsetzen wird“, sagt Becker. Immerhin; „Die
chinesische Regierung bemüht sich, die Geld- und Fiskalpolitik zu
lockern. Das stimmt unser Fixed Income Team zuversichtlich."
Neben dem sich verlangsamenden Zuwachs an Wirtschaftsleistung ließen
auch Kredit- und Geldmengenwachstum nach. Die Industrieproduktion gehe
ebenfalls zurück. Dies belegten die schwächeren Einkaufsmanagerindizes,
rückläufige Importe von Gütern, die in China bleiben und nicht nach
einer Weiterverarbeitung wieder exportiert werden sowie das nachlassende
Gewinnwachstum.
Das Verbrauchervertrauen sei zwar noch immer recht gut,
aber die Konsumgüterumsätze (Autos, Smartphones und Elektrogeräte)
seien gefallen. „Wir werden genau beobachten, ob die neuen
Wachstumsprogramme ausreichen, um die Produktivität zu steigern und die
Wirtschaft in China anzukurbeln“, schlussfolgert Becker.
Gleichzeitig eröffneten sich derzeit Chancen in vielen Schwellenländern.
Lasse das weltweite Wachstum nach und würden die Geldpolitiken
expansiver, wie dies gerade in vielen Industrieländern der Fall sei,
böten sich günstige Opportunitäten bei Schwellenländeranleihen. Höhere
Renditen und ein Trend zur Disinflation sprächen an einigen
Lokalwährungs- und US-Dollar-Märkten für Ertragschancen.
Die
Konzentration auf Fundamentaldaten bleibe dennoch ein Muss, weil in
einigen Schwellenländern durch ein langsames Wachstum der politische
Druck, Konjunkturprogramme aufzulegen, gestiegen sei. In Regionen mit
Finanzierungsproblemen bedeute dies ein hohes Risiko. Für Ländern mit
zunehmenden binnen- und außenwirtschaftlichen Problemen sei daher auch
die Politik ein wichtiger Faktor.
Eine weitere Folge der Geldpolitiken: „Das allgemein expansivere
Vorgehen der Zentralbanken, insbesondere jedoch das der Federal Reserve,
könnte zu einer Aufwertung einiger Emerging-Market-Währungen gegenüber
dem US-Dollar führen“, so Becker. „Schwellenländer-Lokalwährungsanleihen
bieten daher höhere Renditen als Fremdwährungspapiere.“
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