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Energieschock als Treiber für mehr Nachhaltigkeit

Die Teilnehmer in Frankfurt (v. l.): Walter Liebe, Pictet AM - Peter Gewalt, Moderator, Philipp von Königsmarck, LGIM - Matthias von Arnim, Co-Moderator - Frank Steffen, RBC BlueBay AM
Anlagestrategie

Der Krieg in der Ukraine und die folgende Explosion der Energiepreise haben ein Umdenken in Politik und Wirtschaft bewirkt. Beim TiAM-Round-Table „Energieschock als Innovationstreiber“ diskutierten Anlageexperten, inwieweit nachhaltige Investments von der Entwicklung profitieren.

28.06.2023 | 12:10 Uhr von «Peter Gewalt, Matthias von Arnim»

TiAM: War der Energiepreisschock nötig, damit Investoren die Bedeutung er­neuerbarer Energien endlich richtig
einzuschätzen wissen?

Philipp von Königsmarck (LGIM): Vieles war schon auf dem Weg. Die plötzlich stark steigenden Preise waren ein Katalysator und haben viele Entwicklungen beschleunigt. Als Beispiel nenne ich das Thema Wasserstoff. Grüner Wasserstoff war zum ersten Mal in der Geschichte günstiger als mit fossilen Brennstoffen erzeugter Wasserstoff. Das ist ein riesiger Fortschritt.

Walter Liebe (Pictet): Der Krieg und die plötzliche Preisexplosion am Energiemarkt haben vielen vor Augen geführt, dass es nicht nur fürs Klima gut ist, wenn wir weniger fossile Brennstoffe aus demokratiefeindlichen Ländern importieren. Aber Öl ist schon wieder so günstig wie vor dem Krieg. Das allein kann also nicht der entscheidende Faktor sein. Deshalb halte ich den Klimawandel und seine Folgen für die Haupttreiber der Transformation der Wirtschaft.

Frank Steffen (RBC BlueBay AM): Der Lieferstopp russischen Gases und die hochschnellenden Preise haben politische Verklemmungen gelöst. Plötzlich wurde innerhalb kurzer Zeit der Bau von LNG-Terminals genehmigt, und der Bau von Windkraftanlagen wird vereinfacht – um nur zwei Beispiele zu nennen. Insofern kann man sagen, dass der Energiepreisschock zumindest ein Beschleuniger für manche Entwicklung war.

TiAM: Finden Öl- und Gasunternehmen weniger Investoren, wenn jetzt vor allem erneuerbare Energien in den Fokus rücken?

Steffen: Nicht unbedingt weniger, aber vielleicht andere. Manche institutionellen Investoren meiden Öl- und Gasunternehmen auch unter ESG-Gesichtspunkten. Dies kann vorübergehend zu Bewertungsabschlägen führen. Andere Investoren haben dagegen eine pragmatische Sicht auf die Dinge. Sie sehen sich die Bilanzen an und investieren dort, wo sie einen vor allem politisch oder ESG-motivierten Bewertungsabschlag feststellen. Was für sie zählt, ist allein die Geschäftsentwicklung. Fakt ist: Das Zeitalter der fossilen Energieträger ist noch lange nicht vorbei. Der Transformationsprozess der Wirtschaft hat ja gerade erst begonnen.

Liebe: Wir beobachten, dass manche Anlegergruppen sich von Unternehmen abwenden, die nicht schon jetzt klimaneutral sind. Unternehmen vom Investitionsprozess auszuschließen, weil sie den kompletten Umstieg auf grüne Energien noch nicht geschafft haben, halte ich aber für falsch.

TiAM: Wo liegen die größeren Chancen für Anleger? Bei Investments in Vorreiter- oder eher in Nachzüglerunternehmen in Sachen Nachhaltigkeit?

Liebe: Ich würde keine Grundsätzlichkeit formulieren. In unserem neuen Fonds ­Pictet-China Environmental Opportunities etwa konzentrieren wir uns auf Unternehmen, die explizit das Thema Umwelt- und Klimaschutz vorantreiben. Das ist ein Artikel-9-Produkt. Deshalb ist das gar nicht anders möglich. Aber bei unserer Energy-Transition-Strategie nehmen wir bewusst Unternehmen ins Portfolio, die noch auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit sind. Auch das ist für Anleger eine Chance.

Königsmarck: Das ist auch unsere Sicht. Wir übernehmen hier auch die Verantwortung und begleiten Unternehmen auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit. Wir setzen dabei unsere Stimmrechte gezielt ein und gehen aktiv in den Dialog mit den Verantwortlichen.

Steffen: Auch wir motivieren Unternehmen, ihren Transformationsprozess voranzutreiben. Wir haben zwar als Anleiheinvestor keine Stimmrechte, aber wir nutzen unsere strukturelle Macht im Sinne unserer Anleger. Denn die profitieren davon, wenn Unternehmen sich weiterentwickeln und dann höher bewertet werden.

TiAM: Welche Rolle sollte aus Ihrer Sicht der Staat bei der Förderung nachhaltiger Investments spielen?

Königsmarck: Regierungen können durch Subventionen die Entwicklungsrichtung von neuen Industriezweigen vorgeben, damit Forschung anreizen und privates Kapital anziehen. Das war vor etwa zehn Jahren bei erneuerbaren Energien der Fall, vor fünf Jahren bei der Batterietechnologie oder heute bei Wasserstoff. Durch Skaleneffekte werden diese Bereiche attraktiv und behaupten sich am Markt. So liefert etwa inzwischen Solarenergie den günstigsten Strom weltweit – ohne Subventionierung. Staaten eignen sich somit als Geburtshelfer von neuen Themen. Aber als Investor kann man sich nicht auf sie verlassen. Regierungen haben immer auch die nächsten Wahlen im Blick.

Liebe: Vielen Investoren ist der Niedergang der deutschen Solarbranche noch in unguter Erinnerung. Als die Förderung gestrichen wurde, verschwand damals auch die Profitabilität. Gleichzeitig rollten hoch subventionierte chinesische Firmen den Markt auf. Die Politik hatte also viel Einfluss auf die Geschicke einer damals noch defizitären Branche. Heute sieht das ganz anders aus. Viele Geschäftsfelder im Bereich grüner Technologien sind keine defizitären Hoffnungswetten auf die Zukunft mehr. Sie sind bereits profitabel, auch ohne politischen Rückenwind.

Steffen: Staatliche Subventionen können manchmal sogar schädlich sein, weil sie zu Fehlallokationen verleiten. Im Bereich erneuerbarer Energien heißt das für uns: Wir wissen nicht, ob Solar- oder Windkraft die Basis für unsere Energieversorgung in der Zukunft ist. Oder vielleicht doch Wasserstoff? Deshalb denken und investieren wir technologieoffen. Der Markt entscheidet, welche Technologie und welche Unternehmen sich durchsetzen. Der Staat kann Dinge anschieben. Aber die Erfahrung zeigt, dass ein Marktumfeld darunter leidet, wenn der Staat sich zu lange einmischt oder zu detailliert reguliert. Wohin das führen kann, erleben wir ja gerade. Wir können uns in Deutschland zwar unser Geschlecht aussuchen, aber nicht die Art der Heizung in unserem Haus. Das ist absurd.

TiAM: Sind die CO₂-Bepreisung und der Handel mit CO₂-Zertifikaten in diesem Zusammenhang hilfreich?

Liebe: Der Schwenk hin zu den erneuer­baren Energien ist eine ökonomische Frage, die sich auch ohne politische Steuerung klären wird. Aber nicht jede Volkswirtschaft hat die finanzielle Power, um die Transformation schnell hinzubekommen. Hier spielt der CO₂-Zertifikatehandel innerhalb Europas eine wichtige Rolle. Das Geld wird von Staaten mit viel energie­intensiver Industrie hin zu Staaten gelenkt, deren Wirtschaft noch einen weiteren Weg vor sich hat – und die Zertifikate verkaufen können, um damit ihren Transformationsprozess zum Teil zu finanzieren.

TiAM: Ist die Regulierung von Fonds mithilfe von EU-Taxonomie und Offenlegungsverordnung eher hilfreich oder hinderlich?

Steffen: Es ist der Versuch, mit einheitlichen Standards ein Regelwerk zu schaffen, um ein politisches Ziel zu erreichen, nämlich den Wandel hin zu einer nachhaltigeren und sozialeren Wirtschaft. Es ist ein Prozess mit ständigem Versuchen und Nachbessern. Die Unternehmen sind gefordert, sich hier immer wieder anzupassen. Und auch wir als Fondsindustrie müssen flexibel bleiben.

Königsmarck: Für uns ist es eine Herausforderung, dass wir international investieren, aber mit EU-Maßstäben reguliert werden, die noch nicht klar definiert sind. Wir beobachten, dass Berater ihre Kunden dazu drängen, nicht explizit ESG-konform investieren zu wollen. Ihr Argument: Ohne ESG-Präferenz wird es weniger kompliziert. Man kann als Anleger dann ja trotzdem nachhaltige Investments bevorzugen. Aber man schränkt sein Anlage­universum nicht unnötig ein. Dieser Effekt im Vertrieb ist natürlich kontraproduktiv und nicht im Sinne der Erfinder.

Liebe: Es gibt große Baustellen in der Regulierung. Die Datenlage ist mangelhaft, und manche Regeln sind Unfug und widersprüchlich. Deshalb sind wir noch in einer Übergangsphase. Aber am Ende, wenn wir durch das Jammertal der vielen Irrtümer gegangen sind, wird es gut sein, dass wir diesen Weg gegangen sind.

TiAM: Kommen wir zu Ihrer grundsätzlichen Einschätzung: Wird die Transformation hin zu mehr Nachhaltigkeit das Wachstum der Weltwirtschaft eher ausbremsen oder beschleunigen?

Königsmarck: Langfristig ist das Ziel der Klimaneutralität richtig. Es handelt sich aber um eine langfristige Transformation, bei der noch Probleme zu lösen sind. Gleichzeitig gibt es viele interessante Themen, durch die man als Anleger von der Entwicklung profitieren kann. Wir unterscheiden zum Beispiel zwischen Energie­erzeugung, Speicherung und Transport von Energie. Bis alle diese Fragen gelöst sind, sollten wir aber auch nicht vergessen, dass wir in der Zwischenzeit viel Energie benötigen, um die Techniken zu entwickeln und die nötigen Anlagen zu bauen. Wer sich selbst den Strom abdreht, kann keine Windräder und Solaranlagen bauen.

Liebe: Das Thema Nachhaltigkeit ist der größte Trend der vergangenen Jahrzehnte. Es gibt hier bereits viele Geschäftsmodelle, die profitabel sind. Man kann also gezielt auf dieses Thema setzen und trotzdem ausreichend diversifizieren.

Steffen: Diversifikation ist das entscheidende Stichwort. Es ist noch nicht ausgemacht, welche Technologien sich am Ende durchsetzen werden – und welche Unternehmen dann die großen Gewinner sind. Deshalb ist aktives Management im Moment wichtiger denn je.

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