Capital Group: Vier Strategien für ertragsstarke Anleiheinvestments in einem Umfeld hoher Zinsen

Capital Group: Vier Strategien für ertragsstarke Anleiheinvestments in einem Umfeld hoher Zinsen
Anlagestrategie

An den Anleihenmärkten sieht es gut aus. Angesichts gestiegener Zinsen ist das Ertragspotenzial dort so hoch wie seit mehr als zwei Jahrzehnten nicht mehr.

06.09.2023 | 10:05 Uhr

Allerdings nähern sich viele Zentralbanken allmählich dem Ende ihres Zinserhöhungszyklus und Zinssenkungen rücken wieder in den Bereich des Möglichen. Wie können Anleger vor diesem Hintergrund die Chancen, die sich im aktuellen Umfeld bieten, am besten nutzen? Peter Becker, Investment Director bei Capital Group, nennt vier Strategien, die Anleiheinvestoren verfolgen können.

1. Attraktive Renditen mitnehmen, bevor die Zinsen fallen

„Der Anstieg der Zinssätze hat an den Anleihemärkten viele Wege zu einem hohen Ertrags- und Renditepotenzial eröffnet“, sagt Becker. „Der Weg hierher war zwar schmerzhaft, aber Anleihen bieten Anlegern jetzt großartiges Ertragspotenzial.“ Eine strategische Allokation in Sektoren mit höheren Erträgen könne dazu beitragen, das langfristige Renditepotenzial zu erhöhen, und dies bei deutlich geringerer Volatilität als bei einem Aktieninvestment. Zu den ertragsstärkeren Sektoren zählt Becker Unternehmensanleihen mit Investment-Grade-Rating, Hochzinsanleihen, Schwellenländeranleihen und verbriefte Schuldtitel.

„Wenn die Inflation weiter nachlässt und das Wirtschaftswachstum schleppend bleibt, werden die Zinssätze wahrscheinlich etwas sinken, aber immer noch höher sein, als es Anleger in den letzten Jahren gewohnt waren“, so Becker. „Festverzinsliche Anlagen dürften dann besonders attraktiv sein, da Anleihekurse steigen, wenn die Renditen fallen. Und da sich die Gesamtrendite eines Rentenfonds aus Erträgen und Kursveränderungen zusammensetzt, wären fallende Renditen zusätzlich zu den kräftigen Kuponzahlungen ein weiterer Rückenwind für die Anlageklasse.“

2. Investment-Grade-Anleihen in Betracht ziehen, solange die Fundamentaldaten gut sind

Becker sieht zudem Chancen bei Investment-Grade-Anleihen. Viele Unternehmen in diesem Bereich seien in der Lage gewesen, gestiegene Kosten an die Verbraucher weiterzugeben, was die Fundamentaldaten dieser Unternehmen, einschließlich ihrer Gewinne, gestärkt habe. Zahlreiche Unternehmen hätten zudem daran gearbeitet, ihre Betriebskosten zu senken, und würden ihre Barmittel konservativ verwalten. „Diese Strategie sollte es diesen Unternehmen ermöglichen, ihre Schulden weiterhin zu refinanzieren oder zurückzuzahlen, wenn sich das Gewinnwachstum verlangsamt oder es in einem Abschwung schrumpft“, sagt Becker. Wertpotenzial sieht er beispielsweise bei großen Geldinstituten, deren Spreads weit über dem historischen Durchschnitt liegen würden und deren Kreditqualität hervorragend sei.

3. Chancen bei ausgewählten Hochzinsanleihen nutzen

Für Anleger mit einem Zeithorizont von mindestens einem Jahr könnte es sich aus Sicht Beckers zudem lohnen, bestimmte Risiken einzugehen, beispielsweise im High-Yield-Bereich. „Viele Unternehmen auf dem Markt für Hochzinsanleihen haben sich relativ leicht an die höheren Zinsen anpassen können“, sagt Becker. Zahlreiche Unternehmen hätten Schulden abgebaut und damit den Zinsaufwand verringert. Ein geringerer Verschuldungsgrad und verbesserte Betriebsabläufe hätten die Zahl der „Rising Stars“, also jener Unternehmen, die aus dem Hochzinsbereich hochgestuft wurden, erhöht. Aus Sicht Beckers dürfte sich dieser Trend fortsetzen.

Eine Herausforderung für die Zukunft seien die möglichen Folgen hoher Kreditkosten für die Unternehmen. Irgendwann könnten höhere Zinsen zu schwächeren Kreditprofilen und niedrigeren Bewertungen führen. „Dieser Prozess dürfte eher allmählich als abrupt verlaufen, und eine heutige Investition in Hochzinsanleihen kann dazu beitragen, die mit einer Verlangsamung verbundene künftige Volatilität auszugleichen“, so Becker. Da es einige Emittenten künftig schwer haben könnten, ihre Schulden zu refinanzieren, sei im High-Yield-Segment eine selektive Anlagestrategie wichtig.

4. Einkommensanlagen diversifizieren

Ein Merksatz gilt aus Sicht Beckers auch in Zeiten hoher Zinsen: Streuen Sie Ihre Anlagen. „Ein diversifizierter, sektorübergreifender Ansatz kann Anlegern helfen, den Gegenwind auszuhalten, der sich ungleichmäßig auf Teile der Wirtschaft auswirkt", so der Experte.

Als Beispiel nennt er Schwellenländeranleihen: Einige Schwellenländer hätten es im aktuellen Umfeld hoher Zinsen und langsamen Wachstums schwer. „Das Schwellenländeruniversum ist jedoch groß und viele Emittenten sind in der Lage, diese Umstände zu meistern“, so Becker. Oman beispielsweise habe von den höheren Ölpreisen profitiert. Und die lateinamerikanischen Länder hätten die Zinssätze lange vor den großen Zentralbanken angehoben, was dazu beigetragen habe, dortige Volkswirtschaften zu schützen, indem der Inflations- und Währungsdruck gemildert worden sei.

Fazit:

„Die Zukunft lässt sich nur schwer vorhersagen. Deshalb plädiere ich immer für einen sektorübergreifenden Ansatz und eine langfristige Perspektive“, so Becker abschließend. „Insgesamt bin ich jedoch optimistisch gestimmt. Immerhin haben die Zinserhöhungen die Voraussetzungen für wesentlich höhere Erträge und Renditen aus Anleihen in den kommenden Jahren geschaffen.“

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