Value hat mehr als zehn Jahre lang enttäuscht. Was sollten Investoren jetzt tun? Ist die Zeit reif für eine Stilrotation, oder gibt es sowohl Substanz- als auch Wachstumswerte mit der Aussicht auf verlässlichen Wertzuwachs und laufenden Ertrag?
31.05.2021 | 11:17 Uhr
Im Überblick
Bei der Einzelwertauswahl ging es schon immer darum, den aktuellen Kurs mit den Fundamentaldaten und Erwartungen zu vergleichen, um zu erkennen, ob er „fair“ ist. Sowohl Value- als auch Growth-Investoren suchen nach unterbewerteten Aktien. Aber es gibt wichtige Unterschiede:
Bei beiden Fällen geht es also um den Gegenwartswert der zukünftigen Gewinne, doch werden die Gewinnschätzungen unterschiedlich genutzt. Value und Growth haben sich so zu zwei eigenständigen Ansätzen entwickelt, mit eigenen Marktindizes und spezialisierten Portfoliomanagern.
Die Zyklizität von Value-Growth-Renditen über verschiedene Zeiträume in der
Vergangenheit hat die sogenannte Stilrotation zu einem wichtigen Thema für
Investoren gemacht. Doch in letzter Zeit kamen Zweifel auf, ob es so bleiben
würde. Müssen Investoren Value und Growth in Zukunft neu denken?
Bis Ende 2007 lagen Substanzwerte deutlich vor Wachstumswerten. Hätte man am 31. Dezember 1974 100 US-Dollar in den MSCI World Value Index investiert, wären daraus bis zum 31. Dezember 2007 6.123 US-Dollar geworden – 130 Prozentpunkte mehr als bei einer Anlage in den Growth-Index. In den letzten Jahren hat sich der Abstand aber deutlich verringert. Ende 2020 lagen Substanzwerte nur noch um 21 Prozentpunkte vorn.
Immer wieder kam es vor, dass Substanzwerte längere Zeit aus der Mode waren. So war es nach der internationalen Finanzkrise, aber auch nach der Großen Depression in den 1930er-Jahren in den USA (laut Fama/French).
Vom Zweiten Weltkrieg bis zur internationalen Finanzkrise folgten Substanz- und Wachstumswerte Zyklen. Wenn sich die Konjunktur erholte, erholte sich auch Value. Value lag auch nach Aktienmarktblasen vorn, in denen die Kurse deutlich über die Fundamentaldaten gestiegen waren, und in Rezessionen nach einer Baisse.4
So lösten in den 1970ern solide Wachstumsaktien wie Pepsi, Gilette, Disney,
Wal-Mart und Polaroid die sogenannte Nifty-Fifty-Blase aus. Als sie platzte, lag
Value vorn, nicht nur in der Baisse, sondern während des gesamten Marktzyklus,
im Abschwung wie in der anschließenden Erholung. Als dann in den späten
1990ern und frühen 2000ern Internetwerte wie Ask Jeeves, Yahoo!, Pets.com
und Napster an den Markt kamen, entstand eine neue Preisblase. Das Muster
wiederholte sich. Die Gewinne von Value-Unternehmen gingen zurück, und
Growth-Unternehmen haben dagegen starke Gewinne erzielt. Viele dieser
neuen Technologieunternehmen mussten später aufgeben, und einmal mehr
lagen Substanzwerte an der Spitze.
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