Capital Group: Allwetter-Anlagen – Ein völlig neues Umfeld

Anlagestrategie

Trotz der Zinswende, globaler Neuorientierung, hoher Volatilität und steigender Inflation sieht Matthias Mohr, Managing Director Financial Intermediaries Germany & Austria bei Capital Group, Investitionschancen. Diese würden sich besonders mit sogenannten Allwetter-Anlagen nutzen lassen.

02.08.2022 | 10:01 Uhr

„Die aktuellen Entwicklungen fühlen sich an wie in den 1960er Jahren“, meint Mohr. „Damals erreichten die Zinssätze nach jahrzehntelangem Rückgang ihren Tiefpunkt, und es begann die Ära des Kalten Krieges, die derzeit leider in mancher Hinsicht wieder auflebt.“

Mohr bleibt jedoch optimistisch: Erstens gebe es immer noch Anzeichen für Wachstum, da sich die Weltwirtschaft von der Pandemie erhole. Zweitens ist Mohr der Meinung, dass in Zukunft nicht die Ausweitung der Multiplikatoren, sondern die Unternehmensgewinne die treibende Kraft der Aktienmärkte sein werde, was auf eine willkommene Rückkehr zu den Fundamentaldaten hindeute.

Außerdem sieht Mohr eine moderate Rezession als notwendig an, um die Exzesse des vergangenen Jahrzehnts auszugleichen. „Eine so lange Wachstumsperiode ist nicht möglich ohne einen gelegentlichen Abschwung, der die Dinge wieder ins Gleichgewicht bringt. Es ist normal. Es ist zu erwarten. Es ist gesund", erklärt der Experte.

Aktien: Ein völlig neuer Markt
Anders als beim Abschwung im Rahmen der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 sieht Mohr diesmal einen grundlegend anderen Aktienmarkt auf die Anleger zukommen. „Diesmal wird sich eine völlig andere Führungsriege bei den Titeln durchsetzen“, so Mohr. „Dieselben Aktien, die den Markt vor Covid anführten, taten dies auch auf dem Weg zurück nach oben – das wird sich diesmal ändern.“

Bei einer echten Marktverschiebung bilde nach einer Baisse in der Regel ein neuer Sektor oder eine neue Gruppe von Unternehmen die Speerspitze der Erholung. Dies sei nicht unbedingt dieselbe Gruppe, die den Weg nach unten angeführt hat. So hätten beispielsweise Energietitel im aktuellen Umfeld eine bemerkenswerte Rallye hingelegt. „Ich glaube nicht, dass der Energiesektor den nächsten Bullenmarkt anführen wird“, erläutert Mohr.

„Abgesehen davon würde ich die FAANG-Aktien (Facebook, Amazon, Apple, Netflix, Google) nicht abschreiben, doch der neue Markt wird nicht mehr von einer kleinen Gruppe von Aktien bestimmt werden“, meint Mohr. Er werde nicht mehr durch Growth versus Value oder USA versus Rest der Welt gekennzeichnet sein. Diese binären Konzepte würden in diesem neuen Umfeld keinen Sinn mehr machen. Mohr glaubt, dass der Markt weniger eindimensional sein wird und dass eine breitere Mischung von Aktien ein Weg aus diesem Abschwung sein könnte.

Anleihen: Back to the roots
Sowohl an den Aktien- als auch den Anleihenmärkten zeichne sich jedoch durch die steigenden Zinssätze eine tiefgreifende Veränderung ab. Das bedeute jedoch keine Rückkehr zu einer "Hyperinflation" und extrem hohen Zinssätzen. „Wir leben vielmehr seit Jahrzehnten in einem Umfeld sinkender Zinsen, das die Märkte in hohem Maße begünstigt hat“, erläutert Mohr. Das habe sich nun geändert. „Auch wenn der vor uns liegende Weg holprig ist, bietet das breite Kredituniversum den Anlegern zahlreiche Möglichkeiten, durch Bottom-up-Research und Wertpapierauswahl in jedem der vier primären Kreditsektoren – Hochzinsanleihen, Investment-Grade-Anleihen, Schwellenländer und verbriefte Schuldtitel – Mehrwert zu schaffen.“

Es sei außerdem wichtig, sich daran zu erinnern, dass höhere Nominalzinsen gut für die Sparer seien. Für jüngere Erwachsene sei dies ein neues Konzept, doch die Boomer seien in einer Welt aufgewachsen, in der die Zinsen ausreichten, um auf Sparkonten und in Geldmarktfonds eine anständige Rendite zu erzielen. Das sei eine positive Veränderung, denn sie gebe den Menschen ein besseres Gefühl beim Sparen.

Im Laufe der Zeit würden höhere Zinssätze beispielswiese den Anleihenmärkten wieder Erträge bringen – etwas, das in der Ära des leichten Geldes schmerzlich gefehlt habe. Die Bedeutung dieser Verschiebung könne gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. „Anleihen dürften dadurch wieder die Rolle einnehmen, die ihnen zusteht, nämlich die Diversifizierung von Aktienrisiken", so Mohr.

In diesem Sinne sei eine gewisse Inflation eigentlich eine gute Sache. Sie ermögliche es gut positionierten Unternehmen, die Preise zu erhöhen, und führe zu allgemein höheren Löhnen. Das gebe den Menschen ein besseres Gefühl hinsichtlich ihrer Arbeit und ihres Fortschritts.

Allwetter-Anlagen als Lösung für Anleger
„Die Aufrechterhaltung eines ausgewogenen Allwetterportfolios ist in jedem Umfeld sinnvoll, ganz besonders aber in diesem“, resümiert Mohr. Zu Beginn des Jahres hatte er die Anleger daran erinnert, die Bewertungen im Auge zu behalten und sich auf eine Marktkorrektur vorzubereiten. Er erwähnte, dass er einen Regenmantel kaufen, ihn aber noch nicht anziehen würde. Wie sich herausstellte, war es gut, den Regenmantel griffbereit zu haben. Die Marktvolatilität sei zurückgekehrt, aber das sei kein Grund, sich entmutigen zu lassen.

Die Welt habe sich in der Tat dramatisch verändert, doch für selektive Anleger biete der Wandel auch Chancen. „Mit unserem fundamentalen Bottom-up-Anlageansatz sind wir bei Capital Group gut positioniert, um bestimmte Unternehmen zu identifizieren, die ein starkes Ertragswachstum erzielen können“, sagt Mohr. „Wir sind nach wie vor zuversichtlich, dass wir die richtigen Mitarbeiter haben, die Entscheidungen auf der Grundlage eines fundierten, unternehmensspezifischen Researchs treffen, das seit jeher die Grundlage unserer langfristigen Anlagephilosophie bildet.“

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