Capital Group: Sie kennen die FAANGs? Jetzt kommen die DANGs!

Anlagestrategie

Letztes Jahr kehrte die Marktvolatilität mit Macht zurück. Ob die Kurse stiegenoder fielen – stets standen die FAANGs an der Spitze. Aktien mit hohen Dividenden sind in der Regel stabiler. Wir haben einige von ihnen identifiziert, die sogenannten DANGs.

07.05.2019 | 09:50 Uhr

Nirgendwo waren die Kursschwankungen letztes Jahr stärker als bei den Aktien führender Technologiekonzerne. Dazu zählen auch die FAANGs (Facebook, Amazon, Apple, Netflix und Google-Eigentümer Alphabet). Beim Auf und Ab der Märkte standen Technologieaktien stets an der Spitze. 2019 haben sich die großen Technologie- und Konsumgüterwerte – wie der Gesamtmarkt – bislang aber wieder gut erholt. Dennoch sollten Investoren vorsichtig bleiben, da die Spätphase des US-Konjunkturzyklus, die ungelösten Handelskonflikte und das schwächere Gewinnwachstum durchaus für anhaltend unruhige Märkte sorgen könnten.

Korrekturen gehören zu funktionierenden Märkten dazu. Dennoch überrascht es nicht, dass die Volatilität des Jahres 2018 die Anleger irritiert hat. Wer im letzten Dezember nicht ruhig schlafen konnte, möchte vielleicht neu über seine Portfolioallokation nachdenken. Etablierte dividendenzahlende Unternehmen können in volatilen Zeiten für stetigere Erträge sorgen. „In den letzten Jahren waren Aktien mit hohen Dividenden eher schwach. Am US-Markt sorgte vor allem eine kleine Gruppe von innovativen Technologieaktien für Furore“, sagt Aktienportfoliomanager Alan Berro. „Doch ich bin mir sicher, dass der Wert dividendenstarker Aktien irgendwann erkannt wird. Schließlich sorgen die Dividenden bei fallenden Märkten für recht stetige Erträge.“

Die Kraft der Diversifikation Einige der defensiveren dividendenstarken Titel am Markt haben sich 2018 recht gut gehalten. Beispielsweise ließ der Versorgersektor in allen drei sehr volatilen Marktphasen den Gesamtmarkt hinter sich. Trotz Mindererträgen in Zeiten steigender Kurse verzeichneten Versorgertitel im Gesamtjahr einen Gewinn, und das bei einer vergleichsweise niedrigen Volatilität. Unternehmen aus vielen Sektoren und Branchen sorgen mit einem beeindruckenden Produkt- und Dienstleistungsangebot für Gewinn. Betrachten wir dazu acht große Markteinbrüche seit 1987. Dabei zeigt sich, dass viele der Sektoren, die sich in diesen Zeiten gut hielten, hohe Dividenden zahlten.

Lassen Sie uns ein paar Beispiele ansehen. Wir nennen sie die „DANGs“: DowDuPont, AbbVie, Nestlé und General Motors. Sie gehören zu verschiedenen Sektoren und bilden eine Vielzahl von Geschäftsmöglichkeiten, Gewinnpotenzialen und Herausforderungen ab. Alle vier Titel sind aber etablierte Bluechips, die meist hohe Dividenden gezahlt haben und für langfristigen Mehrwert sorgen können.

DowDuPont: Kann 1 + 1 wirklich 3 sein?

Im August 2017 entstand durch die Fusion von Dow Chemical und DuPont der Chemieriese DowDuPont. Man ging davon aus, dass die Kombination der beiden Konzerne mehr sein würde als die Summe ihrer Teile und erwartete Mehrwert für Investoren. Im Laufe dieses Jahres soll DowDuPont in drei unabhängige Unternehmen aufgespalten werden: ein Agrochemieunternehmen, eine Rohstoffchemiefirma mit Schwerpunkt Kunststoffverpackungen und ein Spezialchemieunternehmen, das Kevlar (eine polymere Kunststofffaser) und Automobilbauteile herstellt. „Das Unternehmen bemüht sich, durch die Fusion Kosten zu sparen, bevor es dann in drei Betriebe mit klaren Schwerpunkten aufgespalten wird“, erklärt Berro. „Das ist nicht einfach, aber es ist ein gutes Beispiel dafür, wie man mit sorgfältigen Analysen das Potenzial eines Unternehmens verstehen kann. Unsere Investmentanalysten sind hier wirklich tief eingestiegen. Sie wissen genau, wie jedes der drei neuen Unternehmen aussehen wird.“ Seit der Fusion steht die DowDuPont-Aktie aber aufgrund vieler externer Faktoren unter Druck. Dazu zählen die nachlassende chinesische Konjunktur und die abnehmende Grundstoffnachfrage. „Ich glaube, dass der Markt, wenn die drei neuen Unternehmen gegründet sind, allmählich erkennt, dass sie viel mehr wert sind, als man heute glaubt“, sagt Berro. „Bis dahin zahlt DowDuPont ordentliche Dividenden. Die Investoren werden also für ihre Wartezeit entschädigt.“

AbbVie: Ein etabliertes Unternehmen mit Innovationspotenzial

Im Gesundheitssektor gelten Arzneimittelhersteller als defensive Anlagen, weil die Nachfrage nach Medikamenten in der Regel nicht konjunktursensitiv ist. Einige innovative Pharmakonzerne haben aber hohes Wachstumspotenzial. Dies liegt an den Fortschritten der Biotechnologie, die uns einer Heilung von Krebs näherbringen. Eines dieser Unternehmen ist AbbVie, der Hersteller des Rheumamedikaments Humira®. AbbVie hat viel Geld in die Entwicklung möglicher Krebstherapien investiert. „Dem Markt macht es große Sorgen, dass das Patent für Humira® bald abläuft, was für die zukünftigen Gewinne von AbbVie nicht ohne Risiko ist“, sagt Aktienportfoliomanager Chris Buchbinder. „Ich glaube aber, dass das Geschäftsmodell viel stabiler ist, als der Markt glaubt.“ AbbVie bereitet gerade mögliche Krebsbehandlungen vor. „Das Unternehmen wächst heute nicht nur recht stark, sondern hat, wie ich meine, auch ein wesentlich höheres Wachstumspotenzial, als der Markt vermutet“, fügt Buchbinder hinzu. „Und das ist nicht alles. Falls morgen eine Rezession käme, würde sich der Ausblick für AbbVie nicht dramatisch verändern.“

Nestlé: Über hundert Jahre und noch immer krisenfest

Der Schweizer Lebensmittelkonzern Nestlé, der auch Tiernahrung, Kaffee und Babynahrung produziert, ist seit über 150 Jahren im Geschäft. Nestlé war stets innovativ und entwickelte unter anderem Instantkaffee und Brühwürfel. Stets reagierte der Konzern schnell auf neue Verbraucherwünsche. „Nestlé ist nie wirklich aufregend, aber genau das macht das Unternehmen interessant“, meint Investmentanalyst Georgios Damtsas. „Seit Jahrzehnten hat Nestlé seine Dividende nicht gekürzt. Der Konzern hat stets gezeigt, dass er Wert auf Dividendenwachstum legt.“ Eine Veränderung an der Konzernspitze könnte letztlich dazu führen, dass Nestlé wieder wächst. CEO Mark Schneider, der erste von außen geholte Chef seit 1922, möchte das Wachstum stärken. Geschehen soll dies unter anderem durch die Aufgabe weniger rentabler Geschäftszweige wie Fleischprodukte, Hautpflege und Schokolade in den USA. Stattdessen will man sich stärker auf Baby- und Tiernahrung, Kaffee und diätetische Lebensmittel konzentrieren. „Unabhängig vom Konjunkturumfeld möchte das Unternehmen bis 2020 ein mittleres einstelliges Wachstum erreichen“, fügt Damtsas hinzu.

General Motors: Ein Automobilhersteller der alten Schule wird innovativ

Wenn Sie an autonomes Fahren denken, fällt ihnen als erstes „G“ vermutlich Google ein, da der Konzern stark in diese Technologie investiert. Doch General Motors, ein traditioneller Automobilhersteller der alten Schule, engagiert sich mit dem Kauf von Cruise Automation ebenfalls im autonomen Fahren. Ende 2018 führte dieses Unternehmen Tests mit etwa 180 selbstfahrenden Autos durch, vorwiegend in San Francisco. „GM sammelt fleißig Daten. Ich glaube, der Konzern könnte in den USA zur Nummer 2 bei selbstfahrenden Autos werden“, sagt Buchbinder. „Der Markt scheint für diesen Geschäftszweig einen Wert irgendwo zwischen null und etwas darüber anzusetzen, nicht zuletzt, weil wir uns am Ende des Konjunkturzyklus befinden und der Welthandel Sorgen macht. Ich glaube, dass GM die neuen technologischen Entwicklungen gut nutzen kann, die die Branche in den nächsten fünf bis zehn Jahren verändern könnten.“ Natürlich ist die Vergangenheit kein Indikator für künftige Erträge. Fest steht aber, dass man mit einem gut diversifizierten Portfolio, das auch eine Reihe dividendenzahlender Aktien enthält, die Volatilität begrenzen kann – und dass man damit Zugang zu den Wachstumschancen des sich ändernden Anlageuniversums hat. „Als Value-Investor ist mir nicht nur die vergleichsweise hohe Stabilität dividendenstarker Aktien wichtig. Mich reizt auch die Flexibilität, in Unternehmen aus unterschiedlichen Sektoren mit Wachstumspotenzial und in fehlbewertete Titel investieren zu können“, so Berro. „Oft setze ich daher auf Firmen, deren Kursentwicklung von anderen Faktoren abhängt als die der schnell wachsenden, innovativen Technologieunternehmen.“

Der Marktkommentar als PDF-Dokument.

Diesen Beitrag teilen: