• PartnerLounge
  • Bellevue Funds (Lux) SICAV
  • Metzler Asset Management
  • Comgest Deutschland GmbH
  • Capital Group
  • Robeco
  • Degroof Petercam SA
  • William Blair
  • Columbia Threadneedle Investments
  • Shareholder Value Management AG
  • DONNER & REUSCHEL AG
  • Bakersteel Capital Managers
  • ODDO BHF Asset Management
  • KanAm Grund Kapitalverwaltungsgesellschaft mbH
  • Aberdeen Standard Investments
  • Pro BoutiquenFonds GmbH
  • Edmond de Rothschild Asset Management
  • iQ-FOXX Indices
  • AB Europe GmbH
  • M&G Investments
  • Morgan Stanley Investment Management
  • Carmignac
  • RBC BlueBay Asset Management
  • Pictet
  • dje Kapital AG
  • DAX----
  • ES50----
  • US30----
  • EUR/USD----
  • BRENT----
  • GOLD----

Expertenanalyse Nahostkonflikt: „Die Schocks werden nicht ausbleiben“

Der Ölpreis steigt
Analyse

Jede Woche veröffentlichen führende Vermögensverwalter weltweit zahlreiche fundierte Einschätzungen zu den Finanz- und Kapitalmarktmärkten. Um einen Überblick zu erhalten, fasst TiAM FundResearch regelmäßig die wichtigsten Aussagen für Sie kompakt zusammen.

20.10.2023 | 12:13 Uhr von «Peter Gewalt»

Diese Woche analysieren die Finanzmarktexperten speziell die Folgen des Nahost-Konflikts auf die Kapitalmärkte.

So meint Mohammed Elmi, Senior Portfolio Manager for Emerging Market Debt bei Federated Hermes:
„Die Ereignisse im Nahen Osten in der vergangenen Woche haben zu einem leichten Anstieg der Risikoprämien in den Schwellenländern geführt, da die Anleger auf weitere Entwicklungen warten und die Schlagzeilen erst einmal verdauen müssen. Israelische Staatsanleihen und CDS - die formal nicht Teil der wichtigsten EM-Anleihen- oder CDS-Indizes sind - verzeichneten eine deutliche Ausweitung, während der Schekel ebenfalls abverkauft wurde, was die Bank of Israel zum Eingreifen veranlasste. Die Nachbarländer Jordanien und Ägypten haben sich ebenfalls unterdurchschnittlich entwickelt. Beide Länder haben ein schwieriges Bonitätsprofil, und jede Auswirkung wird akut zu spüren sein. Bislang war die hochgradig ölproduzierende Golfkooperationsregion immun, wobei die Eskalation mit dem Iran das Hauptrisiko darstellt. Obwohl die meisten Ölexporteure des Golfkooperationsrates damit begonnen haben, die Risiken für die Ölexporte durch die Straße von Hormuz zu verringern, würde jede Eskalation mit dem Iran zu Unterbrechungen der Ölexporte und zu einem erheblichen Preisanstieg führen."


Die Analysten Martin Hartmann und Andreas Wex von der Commerzbank beschäftigen sich mit den Konsequenzen des Nahost-Konflikts auf die Finanzmärkte und wie sich Anleger in diesem Umfeld positionieren positionieren sollten:

  […….]

„Grundsätzlich hängt die Ölpreisentwicklung von der konjunkturellen Seite (Nachfrage) und dem Angebot (Fördermengen) ab.
Der Ölmarkt befindet sich derzeit in einem Nachfrageüberhang, so dass die von der OPEC+ ausgesprochenen Fördereinschränkungen für einen anhaltend höheren Ölpreis sprechen. Die Entwicklung der Angebotsmengen hat aber immer eine starke politische Komponente, deren Bedeutung sich nach dem Anschlag erhöht hat.
Eine zentrale Rolle spielt hier der Iran. Seit Jahren dulden die USA, dass der Iran bei den Ölexporten in einem steigenden Ausmaß die US-Sanktionen umgeht. Die USA wollten hier eine Annäherung (Stichwort: Atomabkommen) nicht belasten. Die iranische Produktion stellt ca. 3% des weltweiten Ölangebotes dar und ist damit – neben dem US-Schieferöl - ein wichtiger marginaler Preisfaktor. Diese Politik des „Ein Auge zudrücken“ dürfte sich mit der offen zur Schau gestellten Unterstützung des Iran für die Hamas kaum noch länger aufrechterhalten lassen. Sollten die Sanktionen wieder voll durchgesetzt werden, könnte das Ölangebot aus dem Iran um bis zu 1 Mio. Barrel pro Tag sinken. Dies würde im aktuellen Marktumfeld zwar zu einer weiteren Anspannung am Ölmarkt führen. Eine akute Verknappung, die zu einem massiven Preissprung führt, würde damit aber nicht einhergehen. Schätzungen gehen davon aus, dass eine Reduktion der Fördermenge des Iran auf das Niveau vor der Ausweitung einen Preisanstieg von ca. 9 Dollar je Barrel bedeuten könnte. Einen Teil davon dürfte der Ölpreis allerdings bereits eingepreist haben

Wie positioniere ich mich in diesem Umfeld am besten?
Aktienmarkt
- Defensive Ausrichtung beibehalten
Die Antwort hängt davon ab, wie hoch man die Wahrscheinlichkeit einer Eskalation einschätzt.
Hier kann man nur spekulieren. Eine deutliche Eskalation des Konfliktes insbesondere unter Einbeziehung des Irans ist u.E. am Markt nur ansatzweise eingepreist. In diesem Fall dürften die Aktienmärkte noch deutlich unter Druck geraten.
Auf der Länderebene dürften die USA (für den in Euro rechnenden Investor käme noch die zu erwartende Stärke des US-Dollars hinzu) am glimpflichsten davonkommen.
Relative Stärke auf der Branchenseite dürften Energiewerte und im Sektor Industrie Rüstungsaktien aufweisen. Beide Segmente konnten bereits in der vergangenen Woche zulegen.
Aber auch die klassischen defensiven Sektoren dürften relative Stärke zeigen. Healthcare ist hier einer der zu bevorzugenden Kandidaten. Auch die jüngst im Zuge der Diskussion über die Auswirkungen der stärkeren Verbreitung diverser Medikamente zur Gewichtsreduktion (Stichworte: GLP-1 bzw. Ozempic und Wegovy) unter Druck geratenen Nahrungsmittelhersteller dürften sich in einem derartigen Umfeld wieder besser schlagen.
Als relativen Verlierer sehen wir u.a. die Branche Gebrauchsgüter. Hier sind u.a. Autos, Medienhäuser und Luxusgüterproduzenten angesiedelt. Eine höhere Energierechnung, aber auch die Zurückstellung von Kaufvorhaben und weniger Tourismus sprechen gegen den Sektor.
Die Wahrscheinlichkeit für das oben beschriebene Szenario scheint in den vergangenen Tagen zwar gestiegen zu sein, es ist allerdings nicht unser Basisszenario. Wir gehen noch von einem lokal begrenzten Konflikt aus. Zudem setzen wir immer noch darauf, dass die Einflussnahme der USA und auch Saudi-Arabiens, beides Staaten, denen nicht an einer Eskalation gelegen sein dürfte, diese verhindert. Insbesondere für US-Präsident Biden käme ein starker Ölpreisanstieg vor den US-Wahlen im kommenden Jahr sehr ungelegen.
Entsprechend behalten wir unsere ohnehin defensive Ausrichtung auf der Aktienseite bei, bei der wir den zyklischen europäischen Aktienmarkt untergewichten und Japan unser Länderfavorit bleibt. Auf der Branchenseite favorisieren wir weiterhin die Sektoren Energie, IT und Kommunikationsdienstleistungen. Bei einer Eskalation dürfte insbesondere der Energiebereich auch einen sinnvollen Gegenpol bilden.

Rentenmarkt - Stärkerer Renditerückgang bei Krisenausweitung
In unserem Basisszenario gehen wir von rückläufigen Anleiherenditen bei erstklassigen Staatsanleihen bis ins nächste Jahr aus. Was ändert sich bei einer Ausweitung des Nahostkonflikts an den Rentenmärkten? In der Vergangenheit gingen in Krisenzeiten die Renditen der Staatsanleihen fast immer - u.a. auch als Folge von Leitzinssenkungen - zurück. Bei einer Ausweitung des Konflikts und einem steigenden Ölpreis könnten die Inflationsgefahren wieder ansteigen. EZB-Präsidentin Lagarde hat jüngst betont, dass die EZB den Ölpreis sehr genau beobachten wird. Allerdings dürfte dann die wahrscheinliche wirtschaftliche Abschwächung von den Notenbanken als wichtiger erachtet werden als die höhere Inflation. Zudem dürfte das Augenmerk wieder auf der Kerninflation liegen, die deutlich rückläufig sein dürfte. D.h. die Notenbanken sollten dann den Ölpreisanstieg als Sondereffekt einstufen. Deshalb halten wir es für gut möglich, dass die US-Notenbank im Eskalationsfall die Leitzinsen schon früher als im zweiten Halbjahr 2024 senken könnte. Außerdem dürfte dann auch die EZB zu Leitzinssenkungen greifen, obwohl wir das momentan für 2024 noch nicht erwarten. Für erstklassige Staatsanleihen ist dann eine noch stärkere Übergewichtung von langen Laufzeiten geboten.

Quelle: Trading Economics

An den risikoreicheren Märkten dürfte sich die Spreads ausweiten. Eine ansteigende Volatilität an den Kapitalmärkten führte immer zu einem Anstieg der Risikoaufschläge. Während im Investmentgrade-Bereich die Belastungen überschaubar bleiben sollten, dürften im High-Yield-Sektor (Corporates und Emerging Markets) die Kursrückgänge stärker ausfallen. Der High-Yield-Sektor sollte bei einer Krisenausweitung gemieden werden bzw. Positionen abgebaut werden. Auch die Euro-Peripherieanleihen, die wir schon jetzt nicht für Neuengagements empfehlen, dürften bei einem Flächenbrand stärker unter Druck kommen. Im Fokus liegt immer Italien, die drittgrößte Volkswirtschaft im Euroraum. Dort könnten wieder Zweifel an der Schuldentragfähigkeit aufkommen. Auch die Spreadausweitungen im Euroraum sprächen für Zinssenkungen der EZB.

Währungen
– Krisenwährung US-Dollar
Der US-Dollar gilt als Krisenwährung. Tatsächlich wird er immer als sicherer Hafen gesucht, wenn es an den Märkten ungemütlicher wird. Der Euro könnte bei einer Krisenausweitung wieder deutlich ggü. dem US-Dollar abwerten. Auch die Norwegische Krone (NOK) ist gefährdet, obwohl ein steigender Ölpreis die Krone normalerweise unterstützt. Die NOK leidet bei ansteigender Volatilität typischerweise besonders stark.

Quelle: Trading Economics


Daleep Singh, Chief Global Economist bei PGIM Fixed Income kommentiert selben Thema:
Mit dem aktuellen Israel-Palästina-Konflikt befinden wir uns weiterhin in einem globalen Umfeld intensiver geopolitischer Konkurrenz – die Schocks werden nicht ausbleiben. In einer kurzen Analyse beleuchten wir zwei mögliche Szenarien und ihre Auswirkungen auf die Märkte.
Das derzeit wahrscheinlichere Szenario beinhaltet eine weitgehende Beschränkung des Konflikts auf den Gazastreifen. Aus unserer Sicht gibt es derzeit genug Anreize, dass eine unkontrollierte Eskalation des bewaffneten Konflikts verhindert werden wird. Dieses Szenario eines weitgehend auf den Gazastreifen beschränkten Konflikts beruht auf drei Annahmen: Die bevorstehenden Militäroperationen bleiben deutlich unter einem Maximalszenario, der Iran kann von einer Ausweitung des Konflikts abgehalten werden und Russland nimmt eine „faire Vermittlerrolle“ ein, um ein Druckmittel in der Ukraine zu finden. In diesem Fall wären die globalen Auswirkungen auf den Markt gering und es gäbe eine kurzfristige Flucht in risikofreie Anlagen.

Mit etwas geringerer Wahrscheinlichkeit weitet sich der Konflikt zu einem regionalen Krieg aus. Die Gefahr dafür ist zwar etwas niedriger als Szenario 1, aber immer noch recht groß. Dieses Szenario beruht auf folgenden Annahmen: Israel startet einen maximalen Angriff, der als überzogen empfunden wird. Es kommt zu einem Mehrfrontenkrieg und Israel und Iran liefern sich einen Schlagabtausch, in den auch andere Weltmächte involviert sind. Die Marktreaktion auf dieses Negativszenario könnte in einem anhaltenden Anstieg der Brent-Rohölpreise und einer möglichen Versteilerung der Renditekurven bestehen. Die Auswirkungen auf den Ölmarkt in diesem Szenario hängen jedoch auch von der Bereitschaft Saudi-Arabiens ab, eine Unterbrechung der iranischen Lieferungen zu kompensieren.

Ausblick
Zudem könnten vor den US-Wahlen im November 2024 weitere geopolitische Schocks hinzukommen. Länder wie Russland, Iran, Nordkorea und China könnten von einer möglichen Rückkehr der USA zum Isolierungskurs in der Außenpolitik profitieren. In diesem Fall könnten diese vier ihre „Option“ wahrnehmen und vor den US-Wahlen Chaos und Verwirrung stiften, also zu einem Zeitpunkt, an dem ihr Einfluss am größten zu sein scheint.
Außerdem zeigt sich erneut, dass sich die Kriegstechnologie schnell verändert. Israels scheinbar undurchdringlicher Schutzschild aus Geheimdienstinformationen, Raketenabwehr („Iron Dome“) und Grenzsicherung wurde von einer Low-Tech-Kombination aus billigen Raketen und kleinen Drohnen durchbrochen, die Israels teure Sensoren und Panzer außer Gefecht setzten. Dies erinnert in vielerlei Hinsicht an den anfänglichen Erfolg des viel kleineren, aber technologisch hoch entwickelten ukrainischen Militärs gegen Legionen russischer Panzer und Flugzeuge. Das bedeutet: Neue Technologien reduzieren Ungleichzeiten in der konventionellen Kriegsführung, was Exportkontrollen für alle militärisch nutzbaren Güter noch wahrscheinlicher macht und es gleichzeitig noch unwahrscheinlicher macht, dass die politischen Entscheider die ungehinderte grenzüberschreitende Verbreitung von Hochtechnologie zu kommerziellen Zwecken zulassen.
Für die Anleihenmärkte gibt es, zusätzlich zu den direkten Auswirkungen, die wir bei den Szenarien beschrieben haben, einen eher spekulativen Effekt zweiter Ordnung. Unter Nationalen Sicherheitsexperten wird diskutiert, ob die US-Verteidigungsindustrie über ausreichende Durchsatzkapazitäten verfügt, um die Ukraine, Israel und möglicherweise Taiwan in einem gleichzeitigen und ausgedehnten Konfliktszenario mit Artillerie und Munition zu unterstützen. Die einhellige und nachdrückliche Antwort der Experten lautet „Nein“, was aus meiner Sicht nur die Wahrscheinlichkeit einer Periode fiskalischer Dominanz unterstreicht, in der Defizite weitgehend ignoriert werden und sich die Zinssätze auf einem höheren Niveau einpendeln werden."

Quelle: Trading Economics


Benjamin Melman, Global Chief Investment Officer bei Edmond de Rothschild Asset Management, erwartet jedoch eine Normalisierung und langfristige Renditen:
„Wir haben es bei dieser jüngsten Entwicklung also mit einem unbekannten Faktor zu tun. Die Anleihemärkte werden sich jedoch sicher wieder normalisieren, wenn das Ende der starken Inversion der US-Renditekurve, die anhaltende Disinflation und die bevorstehende weiche Landung voll zum Tragen kommen. Ein weiterer Faktor, der für eine Stabilisierung der Märkte spricht, ist die Tatsache, dass einige Mitglieder der US-Notenbank selbst angesichts der anhaltenden Stärke des Arbeitsmarktes offen argumentieren, dass höhere Renditen für langfristige Anleihen die Notwendigkeit einer weiteren Straffung der Geldpolitik verringern. Und dann ist da noch der Krieg in Israel, ein weiterer Grund trotz des Aufwärtsdrucks auf dieÖlpreise Staatsanleihen zu kaufen, die als sicherer Hafen gelten. All dies erklärt, warum wir Anleihen weiterhin übergewichten. Dabei liegt unser Schwerpunkt auf europäische Investment-Grade-Anleihen und hochverzinsliche Anleihen guter Qualität.
Die aktuellen Spannungen auf den Märkten und die geopolitischen Unsicherheiten führen zu unserer eher vorsichtigen Haltung bei der Vermögensallokation. Nach dem Boom im Technologiesektor konzentrieren wir uns jetzt auf Big Data, um von der Ausbreitung der Revolution der künstlichen Intelligenz auf die Wirtschaft zu profitieren. Auch das etwas zurückgebliebene Gesundheitswesen bietet Potenzial. Denn der Sektor wird von zahlreichen therapeutischen Durchbrüchen profitieren. Zudem entwickelt sich der Bereich in der Regel auch unter schwierigeren wirtschaftlichen Bedingungen gut.“

Diesen Beitrag teilen: