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Expertenanalyse: „Gold wird auf der Gewinnerseite stehen“

EZB beschließt zehnte Zinserhöhung in Folge
Analyse

Jede Woche veröffentlichen führende Vermögensverwalter weltweit zahlreiche fundierte Einschätzungen zu den Finanz- und Kapitalmarktmärkten. Um einen Überblick zu erhalten, fasst TiAM FundResearch regelmäßig die wichtigsten Aussagen für Sie kompakt zusammen.

15.09.2023 | 12:20 Uhr von «Peter Gewalt»

Diese Woche analysierten Finanzmarktexperten insbesondere die zehnte Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank in Folge und ihre Auswirkung auf die verschiedenen Assetklassen.

So meint Martin Moryson, DWS-Chefvolkswirt Europa:
„Mit der heutigen Zinserhöhung um weitere 0,25 Prozentpunkte dürfte der Zinserhöhungszyklus abgeschlossen sein. Wir gehen davon aus, dass die Europäische Zentralbank (EZB) von jetzt ab die Füße stillhält, bis sie im Sommer kommenden Jahres beginnen wird, die Zinsen langsam zu senken.
Die EZB hat ihre Projektionen kräftig angepasst: Vor dem Hintergrund der steigenden Öl- und Lebensmittelpreise hat sie die Inflationsprognose für dieses und nächstes Jahr angehoben. Die EZB erwartet nun, dass selbst im kommenden Jahr die jahresdurchschnittliche Inflation deutlich über 3 Prozent liegt – weit von ihrem Inflationsziel entfernt. Bei der Kernrate, die ja konstruktionsgemäß nicht von Öl- und Lebensmittelpreisen abhängt, musste die EZB keine Anpassung vornehmen.
Die bisher recht optimistischen Wachstumserwartungen musste die EZB hingegen nach unten revidieren. Sie erwartet für dieses und nächstes Jahr zusammen ein kumuliertes Wachstum von nur noch 1,7 Prozent (genau wie wir), nachdem sie im Juni noch von 2,4 Prozent ausgegangen war. Hintergrund ist, dass die Erholung, die ja unter anderem vom Konsum getragen werden soll, jetzt wegen der steigenden Ölpreise erst später einsetzen soll.
Alles in allem dürfte das der letzte Zinsschritt gewesen sein. Die Wirtschaft in der Eurozone schwächelt bereits ausreichend, um einen erneuten Inflationsanstieg sehr unwahrscheinlich zu machen. Nur in dem – wie gesagt – unwahrscheinlichen Fall wirklich aus dem Ruder laufender Inflationsraten, die die bereits recht hohen Inflationserwartungen der EZB übertreffen, würde die EZB einen weiteren Schritt nach oben machen.“


Konstantin Veit, Portfolio-Manager und Leiter der European Rates- und Short-Term Desks, PIMCO erklärt:

  • Die Europäische Zentralbank (EZB) könnte die Zinssätze zwar noch weiter anheben, doch hat sie nun möglicherweise vorerst die Reiseflughöhe erreicht.
  • Das Augenmerk verlagert sich immer mehr von der genauen Höhe der Endzinsen auf die wahrscheinliche Dauer des Höchstzins-Niveaus.
  • Wir sehen Risiken in Zinssenkungen, die später als vom Markt erwartet erfolgen.
  • Für eine vollständige Normalisierung der Inflation auf das Zwei-Prozent-Ziel dürfte eine weitere Abkühlung der Wirtschaft und eine gewisse Schwäche des Arbeitsmarktes erforderlich sein.
  • Wir gehen davon aus, dass die EZB eine frühere Kürzung der PEPP-Reinvestitionen anstrebt – möglicherweise schon in diesem Jahr.
  • Wir gehen nicht davon aus, dass die EZB den Verkauf von Anleihebeständen kategorisch ausschließen wird. Stattdessen erwarten wir, dass sie sich weiterhin auf eine allmähliche und geordnete passive Reduzierung der Reinvestitionen konzentrieren wird.


Felix Feather, Economic Analyst bei abrdn, kommentiert die Ergebnisse der EZB-Ratssitzung wie folgt:
„Die heutige Entscheidung war bis zuletzt eine knappe Angelegenheit. Bis zur gestrigen Veröffentlichung der aktualisierten Inflationsprognosen deuteten die vom Markt implizierten Zinssätze, die Konsenserwartungen und unsere eigenen Prognosen auf eine Zinspause hin.
Letztendlich gab der jüngste Anstieg der Energierohstoffpreise den Ausschlag für eine zehnte Zinserhöhung in Folge. Mit dieser Entscheidung erreicht der Einlagensatz den höchsten Stand in der Geschichte der Institution.
Die Entscheidung erfolgte trotz der sehr schwachen Konjunkturdaten der letzten Monate. Wir denken, dass die EZB mit ihren Zinserhöhungen in eine Rezession hineinsteuert, die wahrscheinlich bereits im Gange ist. Die jüngste Zinserhöhung könnte diesen Abschwung noch verstärken und die Erholung verlangsamen. Trotz der Niederlage bei der Zinsentscheidung konnten die Tauben der Bank anscheinend einen gemäßigten Rahmen für die Zinserhöhung durchsetzen. Es sieht so aus, dass die EZB ihren Zinserhöhungszyklus nun als abgeschlossen betrachtet (sofern es keine großen Überraschungen gibt).
Wir glauben, dass dies tatsächlich die letzte Zinserhöhung in diesem Zyklus sein wird. Wenn die Auswirkungen der bevorstehenden Rezession auf den Arbeitsmarkt und die Verbraucherpreise sichtbar werden, erwarten wir jedoch Zinssenkungen im Jahr 2024."


Prof. Dr. Jan Viebig, Chief Investment Officer von ODDO BHF SE, analysiert:
„Die EZB stand vor der Entscheidung, zwischen der weiteren Bekämpfung der immer noch zu hohen Inflation und einer Stützung der Konjunktur entscheiden zu müssen.
Eine Zinspause wäre das falsche Signal gewesen. Angesichts des Inflationsausblicks, den die EZB gegeben hat, war es angemessen, die Leitzinsen um 25 weitere Basispunkte heraufzusetzen.
Zwei Gründe sprachen für diese Zinserhöhung: Erstens beabsichtigt eine Zentralbank ja gerade eine Verlangsamung der Konjunktur, wenn sie zur Bekämpfung der Inflation die Leitzinsen anhebt. Zweitens ist vor allem die Kerninflation im Euroraum bei weitem zu hoch, um Entspannung im Kampf gegen die Teuerung signalisieren zu können.
Diese Entscheidung macht für Anleger Anleihen insgesamt attraktiver. Gute Investmentmöglichkeiten sehen wir besonders im kurzfristigen High-Yield-Bereich."


Hugo Le Damany, Economist und François Cabau, Senior Eurozone Economist, bei AXA Investment Managers schreibt:
„Mit der Anhebung der Leitzinsen signalisiert die EZB überraschenderweise, dass der Höchststand des Leitzinses erreicht ist. Die EZB argumentiert mit einer dovishen Anhebung. Wir sind nicht der Meinung, dass das alles wirklich dovish ist“
„Wir stimmen der Interpretation einer dovishen Anhebung nicht zu. Erstens, da EZB-Präsidentin Christine Lagarde eingehend sowohl die Bedeutung des "aktuellen Zinssatzes" als auch dessen zeitlicher Perspektive erläuterte und ausdrücklich betonte, dass die Möglichkeit weiterer Zinserhöhungen bestehen bleibt, abhängig von den Daten. Zweitens schien die "zügige Erreichung" des Inflationsziels von zwei Prozent eine Schlüsselrolle zu spielen. Das dürfte vermutlich aufgrund der nach oben revidierten Kerninflationsrate, die sich bis ins kommende Jahr erstreckt, als notwendig erachtet worden sein. Entsprechend den neuesten EZB-Prognosen wird die Inflation im letzten Quartal 2025 voraussichtlich wieder unter das angestrebte Ziel fallen. Dieser Zeitpunkt scheint für Präsidentin Lagarde eher ungünstig zu sein. Drittens wurde die restliche Zinsprognose unverändert gelassen. Lagarde betonte außerdem die Bedeutung datenabhängiger Entscheidungen und die zeitliche Kohärenz ihrer Einschätzung, basierend auf aktuellen Daten.“
„Wir erwarten keine weiteren Änderungen der EZB-Leitzinsen vor dem Sommer 2024. Dann werden wahrscheinlich Zinssenkungen ins Auge gefasst. In der Zwischenzeit wird sich der geldpolitische Fokus unseres Erachtens auf die EZB-Bilanz und auf die PEPP-Reinvestitionspolitik verlagern. Wir gehen davon aus, dass die Diskussionen darüber bald beginnen werden, eine Entscheidung aber frühestens auf der Dezember-Sitzung fällt.“
„In Bezug auf die Preise erwarten wir eine Inflationsrate von 5,6 Prozent im Jahr 2023 und 3,2 Prozent im Jahr 2024 (jeweils +0,2 Prozentpunkte) aufgrund höherer Energiepreise. Unsere Prognose für 2024 unterscheidet sich von der der EZB, da wir nur 2,7 Prozent erwarten.“
„Die Finanzmärkte waren zwischen der geldpolitischen Erklärung der EZB und der Pressekonferenz recht volatil. Die geldpolitische Entscheidung löste eine rasche Erholung der Anleihen aus, wobei alle Laufzeiten über drei Jahre etwa fünf bis sieben Basispunkte verloren. Die Aktienmärkte haben die jüngste Entscheidung offenbar als Wendepunkt in der hawkishen Haltung der EZB interpretiert. Der Eurostoxx 600 steigt zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichts um 1,4 Prozent. EURUSD schwächt sich ab (-0,5 Prozent) und liegt jetzt bei 1,066.“


Tomasz Wieladek, Chefvolkswirt für Europa bei T. Rowe Price, schreibt:
„Die EZB hat heute die Leitzinsen um 0,25 Prozent erhöht. Damit erreicht der Einlagensatz den höchsten Stand seit der Einführung des Euro. Allerdings betonte die EZB in ihrer Mitteilung, dass die Finanzierungsbedingungen nun die Nachfrage belasten. Zudem stellte die EZB fest, dass die Zinssätze ein Niveau erreicht hätten, das, wenn es lange genug beibehalten werde, einen wesentlichen Beitrag zur Rückkehr der Inflation zum Zielwert leisten werde. Meiner Meinung nach hat die EZB signalisiert, dass die Zinsen für einige Zeit auf diesem Niveau bleiben werden und dass die Messlatte für eine künftige Zinserhöhung hoch liegt. Die Märkte stimmen dem zu. Sie rechnen mittlerweile mit einer vollständigen Zinssenkung bis zum 24. Juli, nachdem die Wahrscheinlichkeit gestern Abend noch bei 30 % lag. EZB-Präsidentin Christine Lagarde erklärte, dass es von den Daten abhängen werde, wie lange die Zinsen auf diesem Niveau bleiben werden. Der EZB-Rat hat diese Frage auf dieser Sitzung nicht diskutiert, obwohl einige Mitglieder des EZB-Rates es vorgezogen hätten, den Zinssatz auf dieser Sitzung unverändert zu lassen. Ich gehe davon aus, dass sich die Daten in den nächsten drei bis sechs Monaten weiter verschlechtern werden, und zwar schneller, als von der EZB erwartet wird. Die EZB unterschätzt möglicherweise die Auswirkungen der sehr starken geldpolitischen Straffung, die sie der Wirtschaft im vergangenen Jahr auferlegt hat. Wie EZB-Chefin Christine Lagarde betonte, ist der Arbeitsmarkt nach wie vor widerstandsfähig - aber ich glaube, dass die Wende am Arbeitsmarkt schneller kommen wird als erwartet. In Deutschland, Italien und Frankreich sind die Arbeitslosenquoten im Juli bereits gestiegen. Die Gesamtarbeitslosenquote blieb im Juli nur deshalb auf ihrem Rekordtief, weil die Arbeitslosigkeit in Spanien weiter zurückgeht. Da die Umfragen jedoch darauf hindeuten, dass der Dienstleistungssektor in Spanien zu schrumpfen beginnt, ist es unwahrscheinlich, dass die spanische Outperformance bei der Arbeitslosigkeit von Dauer sein wird. Die Frühindikatoren deuten darauf hin, dass sich die Lage am Arbeitsmarkt in den kommenden Monaten weiter verschlechtern wird. In der Vergangenheit hat die EZB die Zinsen in der Regel dann gesenkt, wenn sich die Lage am Arbeitsmarkt deutlich zu verschlechtern begann. Ich denke, dass wir dieses Stadium in den nächsten 6 Monaten oder so erreichen werden. Das bedeutet eine frühere Zinssenkung, als die Märkte derzeit erwarten. Ich glaube, dass die EZB den Leitzins im nächsten Jahr deutlich senken wird, sobald sich die Lage am Arbeitsmarkt ändert. Die Märkte werden weitere Zinssenkungen im Laufe des nächsten Jahres einpreisen müssen, wenn die Daten in den kommenden Monaten schwach ausfallen.
Der Euro ist jetzt datenabhängig und wird weiter fallen. Ich glaube, dass die Daten schwach bleiben oder sich weiter verschlechtern werden. Der Euro dürfte bis Jahresende auf 1,05 gegenüber dem Dollar fallen, da weitere Zinssenkungen eingepreist sind.


Robert Schramm-Fuchs, Portfolio Manager, European Equities Team, Janus Henderson Investors kommentiert:
Es war wahrscheinlich eine knappe Entscheidung, aber es gab die letzte Zinserhöhung durch die EZB, die der Aktienmarkt größtenteils erwartet hatte. Angesichts des Wortlauts der Erklärung und der nach unten korrigierten mittelfristigen Inflationsprognosen klingt es so, als ob die EZB den Zinserhöhungszyklus nun abgeschlossen hat und eine lange Pause zu erwarten ist. In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass die Aktienmärkte die letzte Zinserhöhung in einem Zyklus eher positiv aufgenommen haben, unabhängig davon, ob eine Rezession folgte oder nicht. Die größte europäische Volkswirtschaft, Deutschland, steht schon das ganze Jahr über am Rande einer technischen Rezession, und die Eurozone insgesamt ist nicht weit davon entfernt. Insofern sollte dies nicht mehr negativ überraschen. Bei vielen zyklischen europäischen Aktien ist eine Rezession bereits eingepreist. Folglich sehen wir jetzt ein verbessertes Risiko-Ertrags-Verhältnis und ein günstiges Umfeld für europäische Stockpicker.


Stabilitas-Fondsmanager Martin Siegel zählt Gold zu den Profiteuren geldpolitischen Entscheidungen:
 „Die Zentralbanken bewegen sich in einem Minenfeld, auf der einen Seite können sie die Zinsen nicht weiter anheben, weil sie ein Abgleiten der Wirtschaft in eine Rezession befürchten. Andererseits können sie die Zinsen nicht senken, weil die Inflationsraten bisher nach wie vor zu hoch sind. Gold wird letztlich bei jeder Entscheidung auf der Gewinnerseite stehen.“

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