Capital Group: Aktueller Ausblick auf den Aktienmarkt

Capital Group: Aktueller Ausblick auf den Aktienmarkt
Aktienmarkt

Zurzeit fragen sich die Aktienexperten der Capital Group vor allem: Wie stark wird die Rezession werden, und wie lange wird sie dauern? Wo sehen wir auf Unternehmensebene Chancen und Risiken?

27.03.2020 | 07:15 Uhr

Capital Group gibt einen Überblick darüber, was sich unsere Aktienportfoliomanager und Analysten angesichts der zurzeit extremen Marktvolatilität überlegen – und was die Volatilität mit den unterschiedlichen Bewertungen von Sektoren oder Branchen zu tun hat.

Im Überblick

  • Mit ihren jüngsten Reaktionen will die Fed eine Eskalation der Lage an den Finanzmärkten verhindern.

  • Unser Konjunkturteam schätzt die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den USA auf 70%.

  • Zudem geht es davon aus, dass die Märkte in einer Rezession im Durchschnitt 31% verlieren.

  • Zwei Monate nach dem Ausbruch von COVID-19 stabilisiert sich die Lage in China.

  • Als fundamental orientierte Einzelwertinvestoren wollen wir erkennen, welche Unternehmen langfristig erfolgreich sind und welche scheitern.

  1. Vor dem Ausbruch von COVID-19 mehrten sich die Hinweise auf eine allmähliche Erholung der Weltwirtschaft. Die Probleme des letzten Jahres mit einer anhaltenden Schwäche von Industrie und Export hatten nachgelassen.

    Jetzt schätzen die Volkswirte der Capital Group die Wahrscheinlichkeit einer US-Rezession auf 70%. Für ebenso hoch halten sie das Risiko einer weltweiten Rezession infolge erheblicher Angebots- und Nachfrageschocks in vielen Ländern.

    Auswirkungen für Investoren

    Zurzeit fragen sich die Aktieninvestoren der Capital Group vor allem: Wie stark wird die Rezession werden, und wie lange wird sie dauern? Wo sehen wir auf Unternehmensebene Chancen und Risiken? Als Einzelwertexperten betrachten wir folgende Faktoren:

    • Bei welchen Unternehmen wird die Nachfrage nur vorübergehend zurückgehen und sich dann wieder erholen?

    • In welchen Bereichen wird sich die Nachfragesituation längerfristig verändern?

    • Wessen Lieferketten dürften dauerhaft gestört sein?

    • Wo sind die Probleme vorübergehend?

    • Welche Verhaltensmuster werden sich dauerhaft ändern?

In diesem kurzen Überblick werden wir nicht über einzelne Unternehmen schreiben. Es wäre nicht ratsam, darüber zu berichten, in welchen Unternehmen wir jetzt Positionen aufbauen, zumal sich die Anlagen der einzelnen Fonds und Strategien unterscheiden. Vielmehr möchten wir Ihnen einen Überblick darüber geben, was sich unsere Aktienportfoliomanager und Analysten angesichts der zurzeit extremen Marktvolatilität überlegen – und was die Volatilität mit den unterschiedlichen Bewertungen von Sektoren oder Branchen zu tun hat.

Das Handelsvolumen börsennotierter Fonds (ETFs) betrug zuletzt etwa 40% des Fondsvolumens, gegenüber 20% im langfristigen Durchschnitt. Verantwortlich für diesen dramatischen Anstieg ist der hohe Liquiditätsbedarf, der zu wahllosen Verkäufen geführt hat. Noch ist die Preisfindung nicht abgeschlossen. Fluggesellschaften und Kreuzfahrtanbieter haben erheblich mehr verloren als Nahrungsmittelunternehmen. In diesem Umfeld interessieren sich unsere Investoren für Qualitätsunternehmen, die vom Rückgang persönlicher Kontakte profitieren oder von den Folgen des Coronavirus weniger betroffen sind.

Dazu zählen Firmen aus den Bereichen Gaming, Medien, Datenzentren (sowie Unternehmen, die von deren Wachstum profitieren), Lagerhaltung und Wohnimmobilien.

Im Großen und Ganzen sind unsere Portfoliomanager und Analysten der Ansicht, dass sich die Nachfrage bei Reisen und im Gastgewerbe langfristig kaum verändern wird. Wenn die verfügbaren Einkommen steigen, fahren und fliegen wir weiter, machen längere Urlaube und geben mehr Geld aus. An diesem langfristigen Trend hat im Übrigen auch der 11. September nichts geändert, und COVID-19 wird dies vermutlich auch nicht tun.

Deshalb achten unsere Portfoliomanager auf günstige Einstiegszeitpunkte, um Positionen in Unternehmen aufzubauen oder aufzustocken, die strukturelle Vorteile und Preismacht haben, von langfristigen Trends profitieren dürften und aufgrund einer günstigen Angebots-Nachfrage-Situation langfristig vielversprechend sind. In diesem Zusammenhang halten sie Luftfahrt- und Fluggesellschaften sowie Kreuzfahrtanbieter für interessant, aber vielleicht ist es für einen Einstieg jetzt noch zu früh. Ich halte es durchaus für eine berechtigte Frage, ob jemals wieder jemand in Kreuzfahrtschiffe investieren wird. Aber wie einige Analysten betonen, haben wir in der Vergangenheit auch schon viele Schocks erlebt, die von den Kreuzfahrtpassagieren schon nach einem Jahr vergessen wurden. Kreuzfahrten sind eine interessante Branche: Es gibt nur wenige Anbieter, was ihnen dauerhaft Preismacht verleiht. Hinzu kommt die Demografie, denn es gibt immer mehr vermögende ältere Menschen. Die Luftfahrtbranche wird von zwei großen Unternehmen bestimmt. Sie versorgen die Welt mit Flugzeugen.

Auch Halbleiter- und Softwareunternehmen haben dauerhafte Preismacht. In den letzten zehn Jahren hat sich die Branche konsolidiert, und alles spricht für eine anhaltend hohe Nachfrage. Unternehmen aus den Bereichen E-Commerce und soziale Medien sind ebenfalls vielversprechend. Ihnen nutzt die zunehmende Digitalisierung der Wirtschaft.

Viele Portfolios halten große Positionen im Gesundheitssektor. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse und Technologien ermöglichen die Entwicklung völlig neuer Behandlungen für zahlreiche Krankheiten und Beschwerden. Nach dem Ausbruch des Virus wird sich die Einstellung zum Thema Gesundheit möglicherweise verändern. Unsere Analysten untersuchen zurzeit, was dies für die einzelnen Anbieter und für Biotechnologieunternehmen bedeutet.

Den Folgen des niedrigeren Ölpreises, der sich wahrscheinlich für einige Zeit um die 30 US-Dollar bewegen wird, lässt sich dagegen beim besten Willen nichts Gutes für Energieunternehmen abgewinnen. Aber es gibt Länder, die als Nettoölimporteure enorm von den niedrigeren Ölpreisen profitieren werden. Indien ist hierfür das beste Beispiel. Für den Energiesektor sind die Portfoliomanager und Analysten der Capital Group geteilter Meinung. Einige befürchten, dass sich die Angebots-Nachfrage-Situation in der Ölbranche längerfristig verschlechtert. Anderen gefallen die (im Vergangenheitsvergleich) extrem niedrigen Bewertungen.

Wie steht es um den Finanzsektor? Viele unserer Investoren zögern derzeit, in Banken zu investieren, weil hier angesichts der Zinsen um oder unter null in vielen Ländern gerade ein Paradigmenwechsel stattfindet. Niedrige Zinsen und Liquiditätsprobleme an den Anleihenmärkten sind enorme Herausforderungen für Banken. Wir bleiben deshalb vorsichtig. Zugleich ist aber die Kapitalausstattung der wichtigen US-Banken heute deutlich besser als während der Finanzkrise. Zudem stellen die US-Banken weniger Kapital für das Market- Making an den Anleihenmärkten bereit. Das zeigt sich an den Bewertungsunterschieden zwischen US-Banken und europäischen Banken.

Lassen Sie mich abschließend einen Blick dorthin werfen, wo alles begann, und wo sich Licht am Ende des Tunnels abzeichnet – wohl wissend, dass auch hier die Situation aufgrund der derzeitigen Probleme im Finanzsystem jederzeit wieder kippen könnte. China stabilisiert sich allmählich. Zwei Monate nach Beginn der stärkeren Ausbreitung von COVID-19 hat Präsident Xi die Stadt Wuhan besucht. Die Zahl der Neuerkrankungen geht zurück, und die Wirtschaft läuft langsam wieder an. In anderen Ländern Asiens sieht es ähnlich aus.

Als langfristige Investoren werden unsere Portfoliomanager und Analysten die Märkte weiter sehr genau beobachten und in Bereiche investieren, die sie gemessen an den Fundamentaldaten für besonders günstig bewertet halten.

Stand aller Daten 16. März, falls nicht anders angegeben.

David Polak ist Investmentdirektor für Aktien bei der Capital Group. Er leitet das Team, das eine Reihe der weltweit anlegenden Aktienstrategien der Capital Group steuert. Er hat 36 Jahre Investmenterfahrung und ist seit 14 Jahren bei der Capital Group. Davor war er Managing Director in den Aktiensparten der UBS und der Deutschen Bank. David Polak hat einen BA in Volkswirtschaft vom University College in London. Er arbeitet in New York.



Diese Angaben dienen nur der Information. Sie sind kein Angebot, keine Aufforderung und keine Empfehlung zum Kauf oder zum Verkauf der hier erwähnten Wertpapiere.

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