Capital Group: Aktienmärkte - Welche Branchen trotz derzeitiger Volatilität langfristig Chancen bieten könnten

Capital Group: Aktienmärkte - Welche Branchen trotz derzeitiger Volatilität langfristig Chancen bieten könnten
Aktienmarkt

Das Coronavirus stellt die Wirtschaft auf den Kopf: Während vor dem Ausbruch von COVID-19 noch Anzeichen vorherrschten, dass die Weltwirtschaft sich erholen würde, gehen die Volkswirte bei Capital Group nun davon aus, dass es zu einer globalen Rezession kommen könnte.

20.03.2020 | 10:03 Uhr

Grund hierfür sind die virusbedingten Schocks sowohl auf Angebots- als auch auf Nachfrageseite. David Polak, Investment Director bei Capital Group, zufolge liegt die Wahrscheinlichkeit einer Rezession bei 70 Prozent. Er gibt einen Ausblick, welche Aktien trotzdem langfristig interessant sein könnten.

Nicht alle Unternehmen werden in Mitleidenschaft gezogen

„Einige Bereiche wie Kreuzfahrten und Fluglinien sind aktuell deutlich stärker betroffen als beispielsweise Lebensmittelhersteller“, so Polak. Im jetzigen Umfeld könnten Investoren vermehrt auf Qualitätsunternehmen setzen, die von der Situation profitieren können – zum Beispiel dadurch, dass die Menschen weniger persönliche Kontakte haben – oder auf Unternehmen, die von den Auswirkungen generell weniger in Mitleidenschaft gezogen würden. „Zu diesen Bereichen gehören Unternehmen aus dem Bereich Gaming, Medien, Rechenzentren sowie Unternehmen, die vom Wachstum der letztgenannten profitieren, sowie der Immobiliensektor im Bereich Lager- und Wohngebäude. Von einer langfristig anhaltenden Änderung des Verbraucherverhaltens gegenüber der Reise- und Gaststättenbranche gehen Polak und seine Kollegen allerdings nicht aus: „Wenn das verfügbare Einkommen steigt, fahren und fliegen wir weiter, machen längere Urlaube und geben insgesamt mehr Geld aus“, so Polack. „Die Ereignisse des 11. September haben diesen Megatrend nicht zum Erliegen gebracht. Folglich ist es unwahrscheinlich, dass die Auswirkungen von COVID-19 sich auf längere Sicht diesbezüglich bemerkbar machen werden.“

Preissetzungsmacht definiert interessante Opportunitäten

Aktive Manager hätten, Polak zufolge, den Vorteil, dass sie zu Zeitpunkten wie dem jetzigen nach geeigneten Einstiegspunkten suchen könnten. Interessant seien insbesondere Unternehmen, die in strukturell begünstigten Branchen tätig sind, Preissetzungsmacht besitzen und von säkulären Trends sowie gleichzeitig langfristig von einer engen Angebot- und Nachfragedynamik profitieren können. „Luft- und Raumfahrt, Fluggesellschaften sowie Kreuzfahrtgesellschaften könnten Chancen bieten – auch wenn es derzeit noch zu früh für einen Einstieg sein könnte“, erläutert Polak. So sei die Kreuzfahrtbranche beispielsweise nur durch wenige Anbietern besetzt und habe dadurch eine nachhaltige Preismacht. Auch die Demografie gäbe der Branche Rückenwind, da die Bevölkerung immer älter und im Alter zunehmend wohlhabender werde. „In der Vergangenheit gab es auch schon große Erschütterungen der Branche. Verbraucher neigen aber dazu, das zu vergessen und nach einem Jahr wieder eine Kreuzfahrt zu buchen“, sagt Polak. In der Luft- und Raumfahrt sei es ähnlich: Hier gäbe es nur zwei Unternehmen, welche die gesamte Welt mit Flugzeugen belieferten.

Gesundheitsbranche im Blick behalten

Andere Branchen, die aufgrund von Konsolidierung über eine dauerhafte Preismacht verfügten und gleichzeitig eine anhaltende Nachfrage erführen, seien die Halbleiter- sowie die Softwareindustrie. Der Trend online zu agieren und zu kaufen käme zudem auch E-Commerce- oder Social-Media-Unternehmen zugute. „In die Gesundheitsversorgung gab es schon immer hohe Investitionen, da neue wissenschaftliche Methoden und Technologien völlig neue Behandlungen von Krankheiten nach sich ziehen können“, so Polak. „Wir gehen davon aus, dass sich die Einstellung zu der Branche in Folge des Virusausbruchs weiterentwickeln wird. Deswegen arbeiten wir derzeit an einer Analyse, welche konkreten Auswirkungen die Coronakrise auf verschiedene Gesundheitsdienstleister und Biotech-Unternehmen haben wird.“

Bewertungschancen ausnutzen

„Als langfristiger Investor werden alle unsere Portfoliomanager und Analysten die Märkte genau im Auge behalten und Chancen identifizieren, bei denen sie die größte Diskrepanz zwischen Bewertungen und Fundamentaldaten sehen“, betont Polak. Werfe man einen Blick auf China – dem Ort wo alles begonnen hatte – sähe man, dass die Wirtschaft langsam wieder anziehe und die Fälle zurückgingen. Hierbei müsse allerdings bedacht werden, dass sich die Entwicklung aufgrund der Belastung des Finanzsystems eventuell doch noch umkehren könnte.

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